Fragst Du Dich was Schneeblindheit genau ist? Es ist eine temporäre Erkrankung der Augen, die nicht nur Extrembergsteiger oder Skitourengeher betrifft. Kurzweilige Aufenthalte in schneebedeckten Bergen können bereits zu Sehstörungen und unangenehmen Schmerzen führen. Fachsprachlich wird die Erkrankung Photokeratitis oder Keratokonjunktivitis photoelectrica genannt. Bei der Schneeblindheit kommt es zu einer Entzündung der Binde- und Hornhaut im Auge, welche durch starke UV-Strahlung ausgelöst wird. Im weitesten Sinne leiden die Augen also an einem Sonnenbrand. Welche Symptome darauf hinweisen, dass deine Augen zu lange der Sonnenstrahlung ausgesetzt waren und wie du Schneeblindheit und ihre Folgen effektiv behandeln kannst, liest du in diesem Artikel.
Schneeblindheit oder Photokeratitis – die Ursachen
Zu lange in die Sonne geschaut? Das ist nicht der einzige Ursache, weshalb man schneeblind werden kann. Durch stark reflektierende, helle Oberflächen trifft Sonnenstrahlung indirekt und kaum abgeschwächt auf unsere Augen. Auch abseits eines schneebedeckten alpinen Terrains kann es durch die Lichtreflexion auch auf dem Wasser oder beim Spazieren durch weißen Sand zur unangenehmen Erkrankung kommen.
Dabei ist nicht das komplette Farbspektrum des Sonnenlichts ausschlaggebend, sondern die darin enthaltene ultraviolette Strahlung, auch UV-Strahlung genannt. Sie wird in die sogenannte UV-A und UV-B Strahlung unterteilt. UV-B-Strahlung mit ihrer Wellenlänge von 280–315 Nanometern ist dabei gefährlicher als die langwelligere UV-A-Strahlung mit ihren 315–380 Nanometern. Die geringe Wellenlänge beider Frequenzbereiche ist dennoch ein Ausdruck von hoher elektromagnetischer Energie. Besonders tückisch dabei: Die UV-Strahlung nimmt man mit bloßem Auge nicht wahr und unterschätzt ihre Wirkung deshalb schnell. Bemerkbar macht sich das neben der Schneeblindheit auch bei Sonnenallergien und Sonnenbränden, welche ebenfalls durch unzureichend geschützter Aussetzung von UV-Strahlen verursacht werden.
Der weit verbreiteten Annahme, Wolken, Schneefall und Nebel könnten UV-Strahlung “schlucken” und dich an bedeckten Tagen vor der Augenentzündung schützen, solltest du keinen Glauben schenken. Durch ihre kurzwellige Natur dringen die Strahlen auch durch vermeintlich verschmutze oder durch Feuchtigkeit angereicherte Luftschichten.
„Wolken und Nebel können für mehr als 80 Prozent der UV-Strahlung durchgängig sein“, heißt es im Kompendium „Gebirgs- und Outdoormedizin“ des Schweizer Alpenclubs SAC. „An einem sonnigen Sommertag ist der UV-Index auf dem Jungfraujoch (3570 Meter) mit einem Wert von 13 ebenso hoch wie im südaustralischen Sommer.“
Der genannte UV Index kann dir dabei helfen, die Belastung durch Sonneneinstrahlung besser einzuschätzen. Gemessen wird er auf einer Skala von 1 bis 11 (und höher). Je höher der Index, desto gefährlicher ist die Strahlung für die Augen und mehr Schutzmaßnahmen sind erforderlich, wie das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Webseite schreibt. Die beispielhaft genannte Strahlenbelastung des Jungfraujochs sollte dir also ihm wahrsten Sinne des Wortes vor Augen führen, dass UV-licht bei allen Wetterlagen nicht zu unterschätzen ist.
Was passiert bei Schneeblindheit im Auge?
Schneeblindheit kann man sich wie eingangs bereits erwähnt als einen durch UV-Strahlung hervorgerufenen, „Sonnenbrand des Auges“ vorstellen. Die elektromagnetische Energie wandelt sich bei Kontakt mit empfindlichem Körpergewebe in andere Energieformen um, beispielsweise in Wärme und Bewegung. Die entstandene Wärme wiederum führt bei ungeschütztem Lichteinfall zu Schädigungen. Beim Auge treten diese zuerst in der äußersten Schutzschicht, der Hornhaut, auf. Wie bei einem Sonnenbrand der Haut werden die Hautzellen thermisch und (durch ödemartiges Aufquellen) mechanisch beschädigt. Es kommt auf der Hornhaut zu feinfleckigen Defekten (Keratitis superficialis punctata) der oberen Schicht.
Das Absterben der zerstörten Zellen beginnt etwa drei bis zwölf Stunden nach der Einstrahlung und geht mit einer entzündlichen Reaktion des umgebenden Gewebes einher. Je nach Dauer und Intensität der Einstrahlung wird neben der Hornhaut zusätzlich das Augenlid und schlimmstenfalls die Bindehaut geschädigt. In die Bindehaut betroffen, wird es richtig unangenehm: Das Ablösen der zerstörten äußeren Bindehautschicht lässt Nervenenden freilegen, wodurch es zu starken Schmerzen, extremer Lichtempfindlichkeit, Tränenfluss, geröteten Augen und einem Fremdkörpergefühl im Auge kommt. Betroffene haben das Gefühl, Sand in den Augen zu haben und sich diesen herausreiben zu müssen.
Exkurs: Verblitzung
Im Zusammenhang mit Schneeblindheit tauchen oft die Begriffe „Verblitzung“ und „Augen verblitzt“ auf. Was bedeutet „Augen verblitzt durch Sonne“ und wie sind die Symptome? Von Verblitzung spricht man dann, wenn die UV-bedingte Hornhautschädigung auf andere Ursachen als Schneereflektion zurückgeht. Am häufigsten kommt das bei der Arbeit mit dem Schweißgerät ohne ausreichenden Augenschutz vor. Beim Schweißen wird ebenfalls starkes UV-Licht ausgestrahlt.
Symptome von Schneeblindheit
Das Licht ist grell, Schnee und/oder Wasseroberflächen verstärken diesen Effekt und du musst deine Augen immer mehr zusammenkeifen? Dieses erste Anzeichen kann darauf hinweisen, dass du drauf zusteuerst schneeblind zu werden. Weitere Symptome von Schneeblindheit können folgen, sie äußern sich wie folgt:
- Schwerfälliges Sehen
- Sehstörungen
- Erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Gerötete Augen
- Erhöhter Tränenfluss
- Geschwollene Lider und Äderchen
- Brennende Augen
- vorübergehender Verlust des Sehvermögens
- Fremdkörpergefühl in den Augen
Die genannten Symptome für eine sich anbahnende Schneeblindheit werden jedoch manchmal – ähnlich wie beim Sonnenbrand – erst nachgelagert spürbar. Vor allem wenn die Sonne den größten Teil des Tages hinter Wolken und Nebel verborgen war, bemerkt man Symptome oft erst bei der Rückkehr in die Unterkunft oder Skihütte.
Achte auf deine Begleiter: Bist du mit Personen unterwegs, die unzureichend geschützt durch eine stark reflektierende Umgebung gehen? Dann beobachte deine Mitmenschen aufmerksam! Stark zusammengekniffene Augen sind erste Anzeichen, die du bei deinen Mitmenschen unschwer erkennen kannst. Bei einer Skitour sollte man beispielsweise prüfen, ob nicht doch noch wer eine besser geeignete Brille im Gepäck hat, schnellstmöglich den Rückweg antreten und/oder eine Hütte mit abgedunkeltem Raum aufsuchen.
Wie kann man Schneeblindheit heilen?
Wird eine beginnende Schneeblindheit früh erkannt, lässt sie sich vergleichsweise leicht behandeln. In den meisten Fällen halten sich die Hornhautverbrennungen in einem Ausmaß, dass der Körper selbst regenerieren kann. Das Hornhautepithel und die Hornhaut erneuern sich ständig und können deshalb schon nach 24–48 Stunden die Selbstheilung vollenden. Eine unterstützende Therapie kannst du durch folgende Maßnahmen in die Wege leiten:
- Bettruhe
- Kühlende Umschläge
- Aufenthalt in einem abgedunkelten Raum
- Vorrübergehender Verzicht auf den Gebrauch digitaler Endgeräte
Im Zweifelsfall oder auch bei schwerwiegenderen Symptomen führt der Weg auf jeden Fall zum Arzt. Schmerzlindernde Maßnahmen wie Verabreichung von kühlender Augensalbe, entzündungshemmenden Augentropfen und Schmerztabletten sind durch einen Besuch beim Arzt möglich.
Ist nach spätestens 48 Stunden keine deutliche Besserung eingetreten? Dann sollte man einen Augenarzt aufsuchen, notfalls auch ein Krankenhaus. Bei starken Schmerzen und Beeinträchtigungen sollte man das unverzüglich tun. Im besten Fall kann schnelle medizinische Hilfe eine Vernarbung in der Hornhaut vorbeugen. Dauerfolgen, wie langfristige, irreparable Beeinträchtigungen der Sehkraft werden somit verhindert. Auch die Gefahr von bakteriellen Infektionen des entzündeten Gewebes, mit schlimmstenfalls vollständiger und dauerhafter Erblindung, kann so minimiert werden.
Wie kann man Augenschäden durch die Sonne vorbeugen?
Wer unabhängig der Jahreszeiten und Witterungsbedingungen viel in den Bergen unterwegs ist, ist verschiedenen alpinen Gefahren ausgesetzt. Vor UV-Strahlung schützt man sich am besten durch eine Brille mit Wechselgläsern oder selbst-tönenden Gläsern. Eine solche Brille kann natürlich auch an Stränden oder auf dem Wasser vor schädlicher UV-Strahlung schützen. Mehrere Brillen für unterschiedliche Lichtverhältnisse sind ebenfalls eine Option.
Beim Wintersport im Schnee liegt die effektivste Vorbeugungs- und Schutzmethode gegen Schneeblindheit im konsequenten Tragen einer guten, das gesamte Blickfeld abdeckenden, Sonnen,- Gletscher- oder Skibrille. Das gesamte Blickfeld muss die Brille deshalb abdecken, weil auch durch die „Streustrahlung“ von unten, oben und von den Seiten UV-Licht an die Augen gelangt.
Brillen mit geeigneten Gläsern für einen ausreichend hohen UV-Schutz erkennt man am CE-Zeichen. Und: Alle Sonnenbrillen, die in Deutschland vertrieben werden, müssen ein entsprechendes Prüfzeichen tragen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Gläser einen UV-Schutz bis mindestens 380 Nanometer bieten und somit UV-A und UV-B-Strahlen filtern. Noch mehr Schutz gibt’s mit Brillen, die bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern filtern. Du erkennst entsprechende Modelle an der Aufschrift „UV400“ oder „100 % UV-Schutz“. Diese und andere Angaben sind in der Regel auf einem der Brillenbügel zu finden.
Das heißt aber auch, dass Opas stylishe Uraltgletscherbrille möglicherweise nicht diesen Standards entspricht. Hier ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. Denn nur weil eine Brille über dunkel getönte und/oder verspiegelte Gläser verfügt, schützt sie noch lange nicht vor UV-Strahlung. Gerade an Sonnentagen ist es extrem wichtig, eine Sonnen- oder Gletscherbrille zu tragen, die einen guten Schutz vor dem grellen, sichtbaren Licht mitbringt. Die Sonnenbrille vom Grabbeltisch in der Fußgängerzone taugt daher fürs Hochgebirge nichts! Warum es eine Gletscherbrille sein muss und welche es sein sollte, erklären wir Dir in der Bergfreunde-Kaufberatung für Gletscherbrillen ausführlich.
Fazit
Dieser Beitrag macht deutlich, wie schwerwiegend eine Verletzung der Augen durch schneebedeckte oder stark reflektierende Landschaften sein kann. UV-Strahlung ist nicht zu unterschätzen. Das ungeschützte Eindringen in die Augen kann schwerwiegende Folgen haben, die im schlimmsten Fall zu bleibenden Schäden oder dem Erblinden führen kann. Mit unserem Beitrag bist du gewappnet für dein nächstes Outdoor-Abenteuer und kannst Schneeblindheit frühzeitig erkennen. Doch schneeblind geworden? Unsere effektiven Behandlungstipps helfen dir weiter. Du möchtest diese Erkrankung der Augen vorbeugen? Dann schütze dich ausreichend mit dem entsprechenden Equipment. Schau hierfür in unserem Online Shop vorbei: