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Slackline für Anfänger – so gelingt der Balanceakt

Inhaltsverzeichnis

„Ihr naht euch wieder wankenden Gestalten“, warum mir gerade jetzt Goethes Faust in den Sinn kommt, während ich hier im Park sitze und meinen Freunden beim Slackline-Gehen zuschaue, kann ich nicht sagen. Irgendwie komme ich mir ein wenig wie früher beim Sportunterricht vor. Turnen. Nicht meins. Schwebebalken. Katastrophe. Und während ich innerlich mit meiner Befindlichkeit schon eher bei „Heinrich! Mir graut‘s vor dir“ angekommen bin: „Lisa, du bist dran.“ Mein Hinweis, dass ich generell das Gleichgewicht eines Besoffenen habe, ist wohl irgendwo kenntnislos verraucht. Nun also doch. Slackline als absoluter Anfänger. Aber wie? Fangen wir an:

Akt 1: Vorbereitung

Zum Slacklinen braucht es nur wenig Equipment. Auch spezielle Slacklines für Anfänger gibt es eigentlich nicht. Es macht aber durchaus Sinn, bei der Auswahl der Line auf die Breite zu schauen, 3-5 cm sind für den Einstieg ideal. Außerdem braucht ihr noch entsprechendes Befestigungsmaterial. Wer eine solide Erstausrüstung sucht, greift daher der Einfachheit halber am besten auf ein gut ausgestattetes Komplettset zurück. 

Spannt man eine Slackline für Anfänger, sollte man ein paar Dinge beachten: Idealerweise findet man hierzu zwei Bäume als Fixpunkte, die etwa 5 Meter von einander entfernt stehen. Der Untergrund sollte möglichst eben sein, ideal eignet sich eine Rasenfläche. Keinesfalls sollte man die Zugkraft, die durch eine Slackline entsteht, unterschätzen, es braucht daher ausreichend starke Bäume. Alles was frisch gepflanzt, besonders jung oder zu dünn aussieht, taugt nicht. Es gibt darüber hinaus auch zahlreiche Möglichkeiten eine Slackline ohne Bäume aufzuspannen, das haben wir aber in einem eigenen Blogbeitrag für euch festgehalten.

Es gibt viele Übungen für Slackline Anfänger
50cm Höhe sind absolut ausreichend für die ersten Slackline-Übungen.

Hat man die geeignete Location gefunden, spannt man die Slackline ca. 50 cm über dem Boden. Diese Höhe ist absolut ausreichend um nicht bis auf den Boden durchzuhängen, gleichzeitig ist sie aber auch niedrig genug um die Verletzungsgefahr bei einem unkontrollierten Absprung gering zu halten.

Immer wieder taucht darüber hinaus die Frage auf, ob man nun lieber barfuß oder mit Schuhen auf die Slackline geht. Und wenn schon mit Schuhen, mit welchen? Fragt man fünf Personen, bekommt man mindestens sieben Meinungen. Mein Kollege Sebastian hat daher einmal ein paar weiterführende Gedanken angestellt: Welche Schuhe für die Slackline?

Akt 2: Aufsteigen

Ist die Slackline fachgerecht installiert, kann es auch schon losgehen. Das erste Ziel ist es, den sicheren Stand auf der Slackleine zu erlernen. Hierzu übt man idealerweise mit einem Partner, der bei Bedarf beim Stützen und Stabilisieren hilft. Das ‚Aufsteigen‘ auf die Line ist gerade am Anfang nicht ganz einfach. Jeder Mensch hat aber eine ‚Schokoladenseite‘ mit der es ein wenig besser geht. Bei mir ist es das rechte Bein. Um auf die Slackline zu kommen startet man in einem der äußeren Drittel der Line. Hier schwingt sie nämlich deutlich weniger als in der Mitte. Gerade Anfänger werden das auch bei kurzen Lines wahrnehmen. Ein Fuß wird zum Start längs auf die Line gestellt, also so, dass er von den Zehen bis zur Ferse Kontakt mit dem Band hat. Gerade am Anfang kann es schon bei diesem Schritt dazu kommen, dass die Slackline stark zu schwingen beginnt, ohne dass sie eine wirkliche Belastung erfährt. Hier hilft nur, mit Schwung schnell aufstehen und das Bein auf der Line durchdrücken. Aufrechte Haltung einnehmen.

Akt 3 Körperhaltung

Am Anfang ist das Stehen auf der Slackline schwierig. Einfacher ist es da schon, wenn man mit der Hilfestellung eines Partners versucht, eine gute Körperhaltung einzunehmen. Denn das ist der wichtigste Baustein zu einem sicheren Stand auf der Slackline. 

  • Standbein: Wie bereits erwähnt, steht der Fuß längs auf der Slackline. Das Bein ist im Knie leicht gebeugt und ermöglicht so das präzise Ausgleichen der Schwingungen. Ein bisschen ähnlich wie beim Skifahren oder vergleichbaren Sportarten.
  • Freies Bein: Das freie Bein wird zum Ausbalancieren verwendet. Es hängt also locker nach unten oder wird gezielt zum Ausgleichen eingesetzt.
  • Oberkörper: Der Oberköper bringt im Vergleich zu den anderen Körperteilen die größte Masse mit. Deshalb ist es wichtig, hier relativ stabil zu bleiben. Also aufrecht halten und nur langsam und sporadisch bewegen. Wer versucht, durch übermäßiges Bewegen des Oberkörpers Ungleichgewicht auszugleichen, erreicht oft genau das Gegenteil.
  • Arme: Die Aufgabe der Arme ist es, das Gleichgewicht zu wahren. Eine gute Armstellung sieht in etwa so aus: Die Oberarme werden an der Schulter waagrecht vom Körper abgestellt, die Unterarme zeigen mehr oder weniger senkrecht nach oben. Diese Position darf aber keineswegs als statisch angesehen werden, sondern vielmehr als Ausgangsposition. Bewegt man die (Unter-)Arme zielgerichtet in die jeweils notwendige Richtung, kann man vergleichsweise leicht das Gleichgewicht halten.
  • Kopf: Der Kopf stellt die Verlängerung des Oberkörpers dar. Auch hier ist eine aufrechte Haltung angesagt. Der Blick zeigt nach vorne, am besten auf einen Fixpunkt, der sich nicht bewegt. Keinesfalls sollte man auf die Slackline selbst schauen, da sich diese permanent bewegt, was das Balancehalten erheblich erschwert.

Akt 4 Stehen

Wie auch im richtigen Leben ist das Stehen die Grundlage für das spätere Gehen. Auf die Slackline bezogen heißt das: Einbeinstand üben. Also immer wieder den Versuch starten, die oben beschriebene Körperhaltung einzunehmen, und sich selbst für etwa 5-10 Sekunden auf einem Bein stehend auf der Line zu halten. Dies muss zwangsläufig mit beiden Beinen geübt werden, da nur so eine gute Basis für das Gehen und spätere Tricks geschaffen wird. Gerade auch das Trainieren der „schwächeren“ Seite ist dabei äußerst wichtig, wenngleich das anfangs nicht leicht fällt. 

Akt 5 Gehen

Gleichgewicht üben ist für einen Slackline Anfänger besonders wichtig
Gleichgewicht ist das A und O 🙂

Striktes Prinzip: nicht auf die Slackline schauen. Nie nach unten blicken, am besten einen Fixpunkt in mittelbarer Umgebung fest im Blick haben. Stichwort peripheres Sehen. Langsame Bewegungen sind hier außerdem das Gebot der Stunde, schon alleine um unnötiges Aufschwingen zu vermeiden. Die Fußspitze des freien Fußes ertastet sich langsam die richtige Position auf der Slackline. Der Fuß setzt dann vollflächig auf das Band auf, das Gewicht wird nach vorne verlagert, und das hintere Bein zügig angehoben, sodass zuletzt wieder nur ein Bein die Slackline belastet. 

Sobald man auf diese Art das Bein gewechselt, also den ersten Schritt gemacht hat, ist es wichtig, den Köper so gut es geht wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Je nach Situation kann auch ein zügiges Weitergehen die Situation retten. Nie, aber wirklich nie, hilft es auch nur irgendwie, wild und auf gut Glück über die Line zu rennen. So kommt man in der Regel zwar einige Schritte weit, das hat mit richtigem Slackline gehen aber letztendlich nichts zu tun.

Akt 6 Drehungen und Tricks

Hat man es geschafft sich halbwegs sicher über die Line zu bewegen, kommt man irgendwann am anderen Ende an. Einer der ersten ‚Tricks‘ ist daher die Drehung auf der Line, die es ermöglicht, einfach wieder zurückzugehen. Danach kommen weitere Moves, die irgendwann aus reinem Gehen schon fast eine Choreografie machen (können). 

Epilog

Mein Erstkontakt mit der Slackline liegt inzwischen schon ein paar Jahre zurück. Noch immer bin ich kein Gleichgewichtsgenie und werde auch nie zur ‚Primaballerina‘ werden. Dennoch ist das Slacklinegehen für mich allemal ein toller Freizeitspaß und ich habe den Eindruck, dass es sich positiv auf meine Trittsicherheit auswirkt. Wenn also auch ihr überlegt, ob ihr euch auf die Slackline wagen sollt, macht das auf jeden Fall. Schnappt euch dazu noch ein paar Freunde, ein Picknick und ab nach draußen! Es lohnt sich.

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Bergfreund Jörn

Wenn der Puls rast und die Landschaft an mir vorbei zieht, fühle ich mich am wohlsten. Egal ob zu Fuß oder auf dem Rad – und manchmal sogar im Wasser – Ausdauersport ist für mich die schönste Form der Freizeitbeschäftigung.

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