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Klettern in Kroatien: Paklenica – Felsen und Meer an der Adria

Inhaltsverzeichnis

Schroffe Felsen, tiefe Schluchten, atemberaubende Landschaft, warmes Klima und ein glasklares Meer. Mit dabei nicht nur ein bzw. mehrere Strände zum Baden, ein hervorragendes Wanderrevier und malerische kleine Städte, sondern vielmehr auch ein top ausgebautes Klettergebiet mit Routen für nahezu alle Bedürfnisse. Klingt zu gut um wahr zu sein? Nicht ganz, denn diesen Ort gibt es wirklich. Und ich rede dabei nicht vom Lummerland oder der Taka-Tuka-Insel, sondern vom Nationalpark Paklenica in der Nähe von Zadar, Kroatien.

Paklenica – Nationalpark mit Tradition

Paklenica Nationalpark
Ein Traum in grau-grün… (Foto: JuVlai [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)])

Den Nationalpark Paklenica gibt es schon vergleichsweise lange. Bereits 1949 wurde das nordöstlich von der Gemeinde Starigrad-Paklenica liegende Gebiet zum Nationalpark erklärt. Mit der Gründung des Nationalparks wurde auch der Name Paklenica gebräuchlich und dient seither als Sammelbegriff für zahlreiche Schluchten, Felsen und Berge. Rund 30 Jahre später wurde außerdem die UNESCO auf die zu weiten Teilen im Nationalpark liegende Gebirgskette des Velebit aufmerksam und erklärte sie 1978 zum Biosphärenreservat.
Besonders beeindruckend ist dabei aber nicht nur die karge und teilweise bizarr geformte Landschaft. Die Region ist auch eine ideale Mischung aus Bergwelt, Küste und Meer. Außerdem steht Paklenica für eine große Artenvielfalt. Das Velebit-Gebirgsmassiv fällt von über 1700 m Höhe bis an die Adria hinunter ab. Kein Wunder also, dass über 500 bekannte Pflanzen– und unzählige Tierarten hier beheimatet sind. Darunter beispielsweise auch seltene und besonders geschützte Arten wie Braunbären, Gänsegeier oder Luchse. Aber auch Schlangen, Skorpione und Co. sind hier keine Seltenheit.

Schon allein die Tatsache, dass man sich in dieser beeindruckenden Natur befindet, sollte einige Verhaltensregeln eigentlich selbstverständlich machen. Dennoch gibt es auch seitens des Nationalparks ein paar Regeln, die man beachten muss. So darf beispielsweise nur in ausgewiesenen Routen/Zonen geklettert werden. Diese sind jedoch so zahlreich, dass hier niemand zu kurz kommt oder sich schnell langweilt. Auch wird für das Klettern und Wandern im Park eine Eintrittsgebühr fällig. Diese ist am Parkeingang zu entrichten und beläuft sich aktuell pro Tag für einen Erwachsenen in der Hauptsaison auf 7,70 €. Allerdings können auch Tickets für 3 oder 5 Tage erworben werden. Hier gibt es dann nochmals ordentlich Rabatt. Die Tickets lassen sich auch auf der Internetseite des Nationalparks buchen, so kann man bereits bequem von zu Hause aus den Aufenthalt organisieren.

Paklenica – Sportklettergebiet mit allem Drum und Dran

An diesen Wänden lässt es sich gut klettern.
An diesen Wänden dürfte man locker fündig werden… (Foto: Rootmaker [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)])

Das Klettern in Paklenica ist einfach großartig! Alleine die Vielzahl an Routen und deren unterschiedliche Charakteristik lässt nahezu keine Wünsche offen. Hierzu vorab einmal ein kleiner Steckbrief des Gebiets:

  • Gestein: Kalk
  • Stützpunkt: Starigrad-Paklenica, ca. 30 km nördlich von Zadar
  • Ausgangspunkt: Parkplatz am Eingang des Nationalparks bzw. Parkplatz im Nationalpark
  • Zustieg: stark vom Sektor abhängig, 2 min – über 1 Std.
  • Ausrichtung: in der Schlucht West und Ost, am Anica kuk auch Nord und Nord-West
    11 Sektoren mit etwa 500 Routen
  • Routenlänge: Einseillängen mit bis zu 35 m, Mehrseillängenrouten mit bis zu 350 m in 13 Seillängen
  • Schwierigkeit: 3 bis 8b+
  • Ausrüstung: neben Sportkletterausrüstung auch Bandschlingen, mindestens 60 (besser 70) Meter Seil erforderlich, oft auch Klemmkeile und mobile Klemmgeräte
    zu weiten Teilen familienfreundlich, Absicherung stark unterschiedlich, dennoch zahlreiche gut abgesicherte Routen
  • Literatur: Kletterführer „Paklenica“ von Boris Čujic

In Paklenica kommt wirklich jeder Kletterer auf seine Kosten. Wer es gerne alpin mag, bitteschön, kein Problem! Ab zum Anika kuk. Wer es lieber familienfreundlich mag oder auf Sportklettern aus ist, wird hingegen gleich am Eingang der Schlucht fündig. Von dort aus führt ein gut ausgebauter Weg weit in die Schlucht hinein, von dem aus immer wieder zahlreiche Routen einfach zu erreichen sind. Außerdem gibt es am Parkeingang eine Information, die bei Fragen weiterhelfen kann, es sind sanitäre Anlagen vorhanden, und im Notfall kann von hier aus auch die Bergrettung verständigt werden.

Zahlreiche schöne Felsformationen schmücken die Landschaft in Paklenica
Zahlreiche schöne Felsformationen schmücken die Landschaft in Paklenica (Foto: Chmee2 [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)])

Eine allgemeine Charakteristik der Routen ist dabei nur schwer auszumachen. In den einzelnen Sektoren kann sich die Kletterei stark unterscheiden. Vielerorts ist das Klettern recht steil, das Gestein nicht selten großgriffig und zerklüftet, doch auch Reibungskletterei und Plattenschleicherei ist in Paklenica mitunter möglich. Darüber hinaus ist hier alles anzutreffen, was anständiges Kalkgestein in der Regel so auf Lager hat: Wasserrillen, Risse, Löcher, Tropfen, hier gibt es nichts, was es nicht gibt.

Von Paklenica gibt es einen Kletterführer, der 2017 komplett überarbeitet wurde und im Astroida-Verlag erschienen ist. Dieser ist mehrsprachig aufgebaut und enthält alle wichtigen Informationen auch auf Deutsch, was das Handling sehr angenehm macht. Zu jeder Route gibt es wichtige Angaben zu Schwierigkeitsgrad, Länge, Absicherung etc. Darüber hinaus erleichtern zahlreiche Abbildungen und Skizzen die Orientierung und Wegfindung. Gerade bei den angegebenen Schwierigkeitsgraden sollte man jedoch ein wenig vorsichtig sein. Denn nicht immer ist beispielsweise eine 5a im einen Sektor mit einer 5a zwei Sektoren weiter taleinwärts vergleichbar.

Der Fehler liegt hier jedoch nicht beim Führer, sondern ist vielmehr darin zu sehen, dass in Paklenica schon vergleichsweise lange geklettert wird, und so gerade ältere Bewertungen nicht mehr unbedingt zu den neueren passen. Auch kann es sein, dass sich Routen im Lauf der Jahre aufgrund von polierten oder herausgebrochenen Griffen stark verändert haben. Hier ist definitiv ein kritischer Blick und ein gutes Einschätzungsvermögen am Wandfuß gefragt.

Paklenica – „Ruhetage“ aktiv gestalten

Wer kennt das nicht, spätestens nach vier bis fünf Tagen sind die Finger lang gezogen, die Fingerspitzen schmerzen, das Knie hat man sich auch bereits ordentlich angeschlagen und überhaupt wäre ein Tag ohne größeren Felskontakt mal ganz nett. Was aber tun?

Wandern

Natürlich kann man in Paklenica auch super wandern.
Natürlich kann man in Paklenica auch super wandern… (Foto: Dreamy Pixel [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)])

Wie bereits erwähnt bietet der Nationalpark Paklenica auch zahlreiche Wandermöglichkeiten. Über 150 km gut beschilderte Wanderwege gibt es hier. Diese sind mal anspruchsvoller, mal gemütlicher und führen nicht selten zu einem oder mehreren Aussichtspunkten. Gerade von den höheren Bergen aus hat man einen guten Rundumblick und kann nicht nur weite Teile der Küste überblicken, sondern sieht auch ein gutes Stück ins Landesinnere hinein. Doch egal wohin gewandert wird, eines sollte man immer im Hinterkopf haben: Immer auf den Wegen bleiben. Denn im Nationalpark wird nicht nur der Naturschutz groß geschrieben, es gibt hier auch Schlangenarten, die giftig sind und deren Biss zu einigen Unannehmlichkeiten führen kann. Darüber hinaus ist gerade in den abgelegenen Landesteilen die Gefahr von Landminen aus dem Kroatienkrieg noch immer nicht gebannt.

Baden

Warum nicht mal einen Tag am Strand verbringen? Das ist in Starigrad-Paklenica und Umgebung wirklich kein Problem. Bei den Stränden handelt es sich hier allerdings nicht um weiße Sandstrände, sondern vielmehr, recht typisch für die Adriaküste, um Kiesstrände. Das Wasser ist meist glasklar und sauber. Wer hier beispielsweise Schnorcheln möchte, hat also gute Chance auch wirklich was zu sehen. Der massenhafte Badetourismus ist in der Gegend noch nicht angekommen, und so ist es problemlos möglich einen gemütlichen Tag an den Gestaden der Adria zu verbringen. Doch aufgepasst: An der Adria gefällt es nicht nur Schwimmern, sondern leider auch den Seeigeln recht gut. Wer hier also ins Wasser geht und nicht unbedingt ein stacheliges Andenken in der Fußsohle mit nach Hause nehmen möchte, der sollte Neoprenschuhe oder Ähnliches tragen.

Kultur

Kroatien hat zahlreiche historische Städte mit wirklich beeindruckenden Stadtzentren zu bieten. Ein paar davon sind von Starigrad-Paklenica aus mit dem Auto bequem als Tagesausflug zu erreichen. Denn die Entfernungen sind nicht allzu groß und die Autobahnen und Schnellstraßen führen zügig zum Ziel. So kann man beispielsweise Zadar, Split oder auch das weniger bekannte Karlovac gut erreichen. Nicht zu vergessen sei auch der Nationalpark der Plitvicer Seen, den man einfach einmal gesehen haben muss.

Paklenica – Touristische Infrastruktur

Starigrad-Paklenica ist eigentlich gar kein einheitlicher Ort, die Gemeinde besteht vielmehr aus den drei Orten Seline, Tribanj und Starigrad. Durch die Gründung des Nationalparks und das militärische Sperrgebiet in den 1990ern sind der Gemeinde glücklicherweise schlimmere Bausünden erspart geblieben. In allen Ortsteilen hat seit den 2000ern der Tourismus Einzug gehalten. Hier gibt es zahlreiche Privatunterkünfte und Ferienwohnungen. Auch Hotels und Campingplätze sind in ausreichender Zahl vorhanden. Darüber hinaus gibt es alles, was es für einen gelungenen Aufenthalt braucht. Restaurants, die gute einheimische Küche zu fairen Preisen servieren, aber auch Supermärkte und Läden, in denen die Dinge des täglichen Bedarfs problemlos gekauft werden können.

Und wer keine Lust mehr hat, verkriecht sich einfach in einer Höhle
Und wer keine Lust mehr hat, verkriecht sich einfach in einer Höhle 🙂 (Foto: Chmee2 [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)])

Mit dem Auto erreicht man Starigrad-Paklenica bequem über die gut ausgebaute kroatische Autobahn A1. Für die Fahrt von Süddeutschland aus muss hier je nach Ausgangspunkt und Route mit einer Fahrzeit ohne Pausen von ca. 8 Std. (München) bis 12 Std. (Frankfurt, Freiburg) gerechnet werden. Auch ohne Auto ist Starigrad-Paklenica zu erreichen. Hier wird es jedoch ein wenig komplizierter. Flüge nach Zadar gibt es von vielen deutschen Flughäfen. Beispielsweise von Stuttgart, Frankfurt oder Berlin sind auch Direktflüge möglich. Von Zadar aus gibt es dreimal am Tag einen Bus nach Starigrad-Paklenica.

Auch ist Zadar mit einer Kombination aus Bahn und Bus zu erreichen, jedoch muss man hierbei vergleichsweise lange Reisezeiten einplanen, was mitunter an der langsamen Kroatischen Bahn liegt. Eine genaue Fahrzeit nach Zadar war über das Online-Portal der Deutschen Bahn nicht zu ermitteln. Hierzu jedoch zwei Vergleichswerte: Für die Strecke Stuttgart-Zagreb veranschlagt die Deutsche Bahn rund 12,5 Stunden, von Stuttgart nach Split sind es schon ca. 21 Stunden. Laut Angaben der Kroatischen Bahn gibt es eine kombinierte Bahn/Bus-Verbindung von Zagreb nach Zadar, hierfür sollte man jedoch mit rund 8,5 Stunden rechnen. Wer also Lust auf ein Abenteuer hat, kann das gerne einmal ausprobieren…

Paklenica – Immer eine Reise wert

Für Kletterer ist Starigrad-Paklenica wirklich super. Das Gebiet ist riesig, atemberaubend und wunderschön. Die vergleichsweise kleinen Orte sind dabei für Touristen sehr angenehm, sie bieten alles, was es für einen unbeschwerten Urlaub braucht, sind aber weit davon entfernt, unangenehme Touristenhochburgen für Party- oder Pauschaltouristen zu sein. Gerade Starigrad ist in der Hauptsaison ein Kletterhotspot, wo man immer wieder auf Gleichgesinnte trifft.

Wer nach Paklenica kommt, der wird also vor allem eines vorfinden: eine wunderbare Kombination aus Meer und südlichem Flair der Adria sowie schroffe Felsen und eine faszinierende Bergwelt im unmittelbaren Hinterland. Klettern, Wandern, Seele baumeln lassen, all das ist hier problemlos möglich.

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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