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Kompression beim Sport – Wirkt das wirklich?

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Wahrscheinlich kommt dir das irgendwie bekannt vor: du fühlst dich topfit und startest zu deiner Trainingsrunde. Zuerst bist du noch ziemlich sportlich unterwegs, aber irgendwann ist dann „Ende Gelände“ – nichts geht mehr! Wenn man einigen Herstellern glauben darf, gibt es dagegen ein effektives Mittel: das Tragen von Kompressionskleidung. Mir stellt sich da unweigerlich die Frage, ob die Versprechungen der Hersteller wirklich stimmen. Grund genug also, das Thema einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Was genau versteht man unter Kompressionskleidung?

Kompression beim Sport
Auch beim Bergsteigen erfreut sich Kompressionsbekleidung steigender Beliebtheit.

Den Trend zur Kompressionskleidung im Sport gibt es schon seit einigen Jahren. Man sieht die Sachen nicht nur an Trailrunnern, Kletterern und Wintersportlern, die in den Bergen unterwegs sind. Auch auf dem flachen Land und in den Städten tummeln sich Läufer, Radsportler, Triathleten und Teamsportler, die auf Kompression schwören. Und auch in zahlreichen Fitnessstudios kommen Shirts und Shorts mit Kompression ebenfalls zum Einsatz.

Kompressionskleidung ist in der Regel aus einem atmungsaktiven Funktionsmaterial hergestellt, das eine 360°-Rundumfestigkeit bietet, die für eine gleichmäßige Kompression der Muskulatur sorgt. Die Festigkeit des Gewebes wird durch eine Art Rundumstrickverfahren erreicht, jeweils mit verschieden starken Fasern für die verschiedenen Körperpartien. Teilweise werden bei der Kompressionskleidung auch Fasern verwendet, die antibakteriell wirken und/oder einen UV-Schutz bieten.

Kompressionskleidung kennt man vor allem aus dem medizinischen Bereich, und irgendwie haben die Teile so ein leicht angestaubtes Image. War das nicht immer der Kram, den Oma angezogen hat? Tatsächlich werden Kompressionsstrümpfe eingesetzt, um die Venen zu entlasten oder um eine Thrombose, also das Entstehen von Blutgerinseln, zu verhindern oder zu lindern. Medizinische Kompressionsprodukte werden in verschiedene Kompressionsklassen eingestuft. Die Skala reicht von I – IV, wobei die Stärke der Kompression mit der Höhe der Zahl zunimmt. Bei den Varianten für Sportler findet man eine solche Skala meist nicht, weshalb der Vergleich schwer fällt. Eine grobe Auskunft gibt es zumindest bei X-Bionic, die ihre Produkte in Low, Medium und High unterteilen.

Welche Funktion hat Kompression beim Sport?

Kompression beim Sport
Durch die Kompression sollen sowohl die Sauerstoffversorgung der Muskeln, als auch die Durchblutung verbessert werden.

Kurz gesagt soll Kompression hier die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff verbessern und die Durchblutung fördern. Ein wichtiges Thema, nicht nur für Berg- und Ausdauersportler. Die Kompression ist durch die verschieden starken Fasern in der Regel abgestuft, d.h. die unterschiedlichen Kompressionsstärken unterstützen den Rückfluss des venösen Blutes zum Herzen hin. Durch diesen Effekt soll z.B. Laktat rascher abtransportiert werden.

Laktat ist ein Stoffwechselprodukt, das jederzeit im Körper anfällt. Betätigen wir uns sportlich oder belasten unseren Körper auf eine andere Weise, fällt durch die höhere Muskelarbeit mehr Laktat an. Das kann bei längerer Akkumulation bewirken, dass es zum Leistungsabbruch kommt – der Muskel kann schlicht seine Arbeit nicht mehr verrichten, weil er voller Laktat ist.

Aus diesem Grund ist es Sportlern wichtig, dass ihr Laktatwert beim Ausdauersport in einem gewissen Rahmen bleibt und dass das gebildete Stoffwechselprodukt im Körper so schnell wie möglich wieder abgebaut wird. Darauf zielt das Ausdauertraining und v.a. das Intervalltraining ab. Und es gibt Sportler, die in der Kompressionskleidung eine Unterstützung in diesem Punkt sehen – sowohl in Bezug auf ihr Training als auch auf ihren Wettkampf.

Unabhängig davon soll Kompressionskleidung auch Muskelvibrationen während des Sports verringern, die Bewegungen also stabiler machen, und sogar die Regeneration nach dem Sport unterstützen – und nicht zuletzt dem guten alten Muskelkater schneller den Garaus machen. Wir haben es also scheinbar mit einer echten Wunderwaffe zutun. Aber was ist wirklich dran?

Wirkt Kompressionskleidung beim Sport tatsächlich?

Bezüglich der Frage, ob Kompressionskleidung tatsächlich eine Wirkung hat, und ob sich der Effekt eindeutig positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirkt, gehen die Meinungen auseinander. Eine Studie, die 2016 in Sports Medicine (1.) veröffentlicht wurde, kam zu dem Ergebnis, dass Läufer, die Socken, Stulpen, Shorts und Tights mit Kompression trugen,  bei sportlichen Leistungen nicht schneller waren als Läufer ohne Kompression. Untersucht wurden Läufer, die auf den Distanzen 5km, 10km, 15km und Halbmarathon gestartet sind. Auch Sprinter auf der 400-Meter-Distanz konnten ihr Tempo durch Kompressionskleidung laut der Studie nicht steigern.

Allerdings gab es Forscher, die auch positive Wirkungen herausgefunden haben – ebenfalls im Bereich Running. So fanden sie bei Läufern (2.) weniger Muskelverletzungen und niedrigere Entzündungswerte, wenn diese Kompressionsstrümpfe oder -hosen getragen hatten. Bei weiteren Meta-Analysen wurde festgestellt, dass sich Sportler tendenziell rascher erholten (3.) und insgesamt ein etwas längeres Durchhaltevermögen bei ihren sportlichen Leistungen hatten (4.).

Die Frage ist, wie auch bei vielen anderen Sport- und Outdoor-Themen, wer denn nun eigentlich Recht hat. Die Befürworter oder die Skeptiker? Tatsache ist jedenfalls, dass es eine nicht geringe Zahl an Sportlern gibt, sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich, die auf ihre Kompressionskleidung schwört und nicht darauf verzichten möchte.

Aus diesem Grund: warum z.B. Kompressionsstrümpfe oder Kompressionssocken nicht einfach mal ausprobieren und selbst testen? Denn wie heißt es so schön: probieren geht über studieren!

Kompression: welche Kleidung und welche Hersteller gibt es?

Kompression beim Sport
Kompressionsstrümpfe gibt es in allen Formen und Farben. Auch ganz nett, sogenannte Sleeves (siehe Bild).

Bekannt sind vor allem die Kompressionsstrümpfe und Kompressionssocken, entweder in der knielangen oder in der kurzen Variante. Auch sogenannte Sleeves, also Armlinge und Beinlinge (Arm-/Beinstulpen) in kurz oder lang werden angeboten.

Und gerade die Arm-Sleeves kann man z.B. in einem Wettkampf auch schnell mal ausziehen. Zudem gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Funktionswäsche, sowohl Shirts als auch Hosen, in unterschiedlichen Arm- und Beinlängen auf dem Markt. Eingesetzt wird Kompressionskleidung vor allem im Ausdauersport, bspw. beim Running, Radsport, Triathlon, Wintersport, Klettern und Bergsport, aber auch im Fitnessbereich. Zu den Herstellern gehören bspw. adidas, Alé, CEP, Craft, Falke, Ortovox und X-Socks .

Quellen:

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27106555
  2. http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/kompressionskleidung-macht-nicht-schneller-a-1150304.html
  3. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26522739 [offline]
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28434152 [offline]

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Bergfreund Gastautor

1 Kommentar zum Artikel

  1. Steffen Hummel 29. November 2017 14:42 Uhr

    Sehr guter, informativer Artikel. Auf den Fotos sind nur Kompressionsstrümpfe zu sehen. Für die Unterarme gibt es ebenso Kompressionsstulpen. Damit erschließen sich die Vorteile von Muskelkompression für sehr viele weitere unterarm-lastige Sportarten wie z.B. Klettern und Bouldern, Mountainbiken, Motocross, Paddelsport wie Kanu, Kayak, Drachenboot, Rudern, SUP, Wakeboard, Kitesurfen usw., Tennis, Golf & Co. und viele weitere Sportarten. Außerdem können mit Unterarm-Kompressionsstulpen sehr gute Heilungs- und Präventionsergebnisse z.B. bei Tennisellenbogen, Golferellenbogen, Karpaltunnelsyndrom, Sehnenscheidentzündung usw. erzielt werden. Ich biete seit August 2014 Unterarm-Kompressionsstulpen VERTICS.Sleeves an, die sich mittlerweile sehr weit verbreitet haben, hauptsächlich im Klettersport, Paddelsport und Racingsport. Von den allermeisten Anwendern bekomme ich positives Feedback. Beste Grüße, Steffen Hummel

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