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Vorbeugende Erste-Hilfe-Maßnahmen – Wie kann ich mich auf einen Ernstfall vorbereiten?

Inhaltsverzeichnis

Wer gut vorbereitet ist, der hat es im Ernstfall leichter. Eine gute Vorbereitung zielt aber nicht nur darauf ab, das notwendige Equipment für die erste Hilfe dabei zu haben, sondern auch zu wissen, wie man damit umgeht. Außerdem kann der Einsatz von Rettungskräften schnell hohe Kosten verursachen. Daher ist es auch ratsam, an die eigene finanzielle Absicherung zu denken. Wie man sich bereits im Vorfeld auf einen möglichen Notfall vorbereiten kann, haben wir für euch einmal hier zusammengefasst.

Hier geht’s zu Teil 1: Was tun als Ersthelfer

Hier geht’s zu Teil 2: Was bei Sportverletzungen zutun ist

Erste-Hilfe-Ausrüstung – Der erste Weg zur Besserung

Erste-Hilfe-Set
Auch wenn man hofft, dass man es nie benötigt: Ein Erste-Hilfe-Set sollte bei jeder Tour am Berg dabei sein. So kann der Inhalt beispielsweise aussehen. Foto: Ortovox

Eigentlich ist es ganz einfach: Haste nix dabei, kannste auch nix machen… Oder es wird zumindest sehr umständlich. Daher gehört eigentlich in jeden Kletter-, Skitouren- oder auch Trekkingrucksack ein gut ausgestattetes Erste-Hilfe-Set. Notfall-Beutel dieser Art gibt es von den unterschiedlichsten Herstellern bereits fertig bestückt. Je nach Einsatzbereich und Packmaß fällt der Inhalt dabei selbstverständlich sehr unterschiedlich aus.

Worauf es also bei einer guten Erste-Hilfe-Ausrüstung ankommt und worauf man dabei achten sollte, dazu hat sich der Kollege Stephan in seinem Blogbeitrag „Rucksackapotheke für die Erste Hilfe“ einmal ein paar weiterführende Gedanken gemacht. Wer also genau wissen will, worauf es bei der Anschaffung eines neuen Erste-Hilfe-Beutels ankommt, der ist bei diesem Beitrag genau richtig.

Doch auch wenn der Erste-Hilfe-Beutel gezielt ausgewählt wurde, und optimal auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist, lohnt es sich, ihm hin und wieder ein bisschen Liebe zukommen zu lassen. Denn gerade alte Verbandstaschen und -kästen leiden mit der Zeit erheblich, beziehungsweise eben ihr Inhalt.

Gerade, wenn das Material ständig im Rucksack umhergetragen wird und mitunter starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, kommt es unweigerlich zur Materialalterung. Heftpflaster kleben nicht mehr, Alkoholtupfer trocknen aus, Einmalhandschuhe werden porös, und so weiter und so fort. Außerdem gibt es auch steriles Verbandsmaterial, das ein offizielles Ablaufdatum hat und danach eben nicht mehr steril ist. Kurzum: Selbst bei Nicht- Gebrauch lohnt es sich, den Erste-Hilfe-Beutel ein- bis zweimal im Jahr einer kritischen Prüfung zu unterziehen und, sofern notwendig, einzelne Teile auszutauschen.

Wissen – Know-How für den Ernstfall

Erste-Hilfe-Kurs in den Bergen
Ein Erste-Hilfe-Kurs frischt das Wissen auf und stärkt das Selbstbewusstsein im Notfall. Foto: Ortovox

Wer gut vorbereitet sein will, der sollte außerdem wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Dazu gehört aber nicht nur das absolut verbindliche Lesen der ersten beiden Teile dieser kleinen Artikelserie, sondern vielmehr auch eine gute Erste-Hilfe-Schulung. Klar, die meisten von uns haben wahrscheinlich irgendwann einmal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht, und wenn es auch nur als „notwendiges Übel“ für den Führerschein war. Aber mal Hand aufs Herz: Wie lange ist das eigentlich schon her und was wisst ihr denn noch davon?

Also ich für meinen Teil kann mich gerade noch so daran erinnern, wo der Kurs damals stattgefunden hat und dass er mir unsagbar lästig war, weil ich mich so gefühlt habe, als hätte man mir den Samstag geklaut. Kurz und gut, es kann von Zeit zu Zeit durchaus hilfreich sein, die persönlichen Erste-Hilfe-Kenntnisse aufzufrischen. Nahezu jede Ortsgruppe des Deutschen Roten Kreuzes[1], aber auch die Johanniter[2], Malteser[3] oder der Arbeiter-Samariter-Bund[4] bieten hierzu geeignete Kurse an.

Aufbau der Erste-Hilfe-Kurse

Je nach Kursmodell handelt es sich dabei oft um einen kompletten Tag oder mehrere Kursabende. Die Ausbildungen laufen in der Regel recht praxisorientiert ab, sodass man immer wieder die Chance bekommt, selbst Hand anzulegen. Die Inhalte und Themenschwerpunkte werden so in angenehmer und kurzweiliger Form vermittelt. Neben der typischen Grundausbildung in Erster-Hilfe, die beispielsweise für den Führerschein notwendig ist, gibt es aber oft auch spezifischere Kurse, die Themen wie Erste-Hilfe beim Sport näher behandeln.

Wer nach einem Kurs sucht, der noch mehr auf das korrekte Verhalten bei Notfallsituationen am Berg oder in der freien Natur abzielt, kann sich aber beispielsweise auch bei der nächstgelegenen DAV-Sektion über Fortbildungen dieser Art informieren. Darüber hinaus gibt es auch Veranstalter wie die Ortovox Safety Academy, die praxisnahe Kurse im alpinen Gelände anbieten. Egal, wofür man sich jedoch entscheidet, Hauptsache ist, dass man seine persönlichen Kenntnisse von Zeit zu Zeit auffrischt.

Versicherung – Wann zahlt die gesetzliche Krankenversicherung

Tiefschnee fahren
Bevor man sich beim nächsten Skiurlaub herausfordert, ist es von Vorteil zu wissen, was die Versicherung abdeckt, und wann womöglich eine große Rechnung wartet – selbst wenn es ´nur´ ein gebrochener Arm ist.

Erste-Hilfe ist ja das eine, aber wer übernimmt eigentlich die Kosten beim Einsatz von Notarzt, Rettungswagen und Co.? Tja, diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Verallgemeinernd kann man jedoch für Deutschland folgende Aussagen treffen: Rettungseinsätze werden hier von der Krankenversicherung übernommen, was dabei aber genau von der Kasse getragen wird hängt stark von der medizinischen Notwendigkeit ab.

Stürze ich also beispielsweise mit den Skiern und erleide eine schwere Kopfverletzung, kann es gut sein, dass ich nicht mit dem Rettungswagen ins nächste Krankenhaus transportiert werde, sondern aufgrund der medizinischen Dringlichkeit mit dem Hubschrauber. In diesem Fall zahlt meine gesetzliche Krankenversicherung den gesamten Einsatz.

Stürze ich aber mit den Skiern einen Abhang hinunter und breche mir vielleicht nur das Bein, wäre ja aus medizinischer Sicht der Einsatz eines Hubschraubers nicht unbedingt notwendig. Denn ein gebrochenes Bein ist erst einmal nicht lebensbedrohlich. Nun kann es aber sein, dass der Ort, an dem ich mit dem gebrochenen Bein liege, sehr unzugänglich ist, sodass die Rettungskräfte mit „normalen“ Mitteln nicht zu mir kommen können. Kommt dann beispielsweise ein Hubschrauber zum Einsatz um mich von diesem Ort wegzuholen, spricht man von einer Bergung. Bergungseinsätze werden von der Krankenkasse jedoch in der Regel nur anteilig bezahlt.

Das heißt, dass ich als Betroffener schnell eine stattliche Rechnung zu bezahlen habe. Diese Regelung gilt aber nur bei Unfällen in Deutschland und für Personen, die in Deutschland versichert sind. Wie die Kostenübernahme für das Ausland geregelt ist, hängt immer vom Land ab, in dem sich der Unfall ereignet hat.

Versicherung – Kostenübernahme in der Realität

In den vergangenen beiden Wintern hat es sowohl mich als auch meinen Freund beim Skifahren erwischt. Zuerst musste ich in der Schweiz genäht werden, im Jahr darauf wurde meinem Freund die Schulter in Österreich wieder eingerenkt. Bei beiden Unfällen wurden wir nicht von der Bergrettung auf der Piste „aufgesammelt“, sondern sind noch selbst ins Tal gefahren und vor Ort zum Arzt gegangen. Da es sich dabei aber um Ausland, im Fall der Schweiz sogar um Nicht-EU-Ausland handelte, wurde unsere Deutsche Versicherungskarte vor Ort nicht akzeptiert. Wir mussten also in beiden Fällen in Vorkasse gehen. Mehrere hundert Euro waren da jeweils ganz schnell weg.

Kommt es hingegen zu einer Rettung durch den Hubschrauber und/oder Krankenhausaufenthalt im Ausland, sehen da die Kosten noch ganz anders aus. Da sind dann schnell Beträge von mehreren Tausend Euro fällig. Diese muss man selbstverständlich nicht gleich vor Ort in Bar auf den Tisch legen, jedoch bekommt man meist noch im Krankenhaus eine Rechnung überreicht. Bei einem Bekannten beliefen sich so die Kosten alleine für die Hubschrauberrettung aus einer alpinen Klettertour in der Schweiz auf rund 7000 €.

Rechnungen dieser Art oder eben auch vorab bezahlte Beträge kann man bei der Krankenkasse und bei Zusatzversicherungen geltend machen. Ob man dabei tatsächlich den vollen Betrag erstattet bekommt, oder zumindest teilweise auf den angefallenen Kosten sitzen bleibt, hängt dabei stark davon ab, wie man versichert ist. Auf die Krankenkasse alleine sollte man sich aber keinesfalls verlassen. Denn die trägt oft nur einen geringen Anteil. So hat meine Krankenversicherung von den Behandlungskosten, die für meine genähte Wunde in der Schweiz angefallen sind, gerade einmal rund 14 % übernommen. Die restlichen Kosten konnte ich dann zum Glück bei meiner Unfallversicherung geltend machen.

Zusatzversicherungen – im Ernstfall gut für den Geldbeutel

Trailrunning im Wald
Eine Mitgliedschaft in Vereinen oder Verbänden lohnt sich oft – und gibt ein sicheres Gefühl unterwegs.

Jeder, der also viel in den Bergen und/oder im Ausland unterwegs ist, sollte daher auf jeden Fall eine geeignete Unfall- oder Auslandskrankenversicherung abschließen. Sich dabei durch den Tarifdschungel der unterschiedlichen Versicherungen zu arbeiten ist nicht einfach und braucht möglicherweise die Beratung durch einen Profi oder so einiges an eigener Recherche. Auch hängen die unterschiedlichen Tarife und Leistungen mitunter stark vom Beruf, dem Familienstand und den versicherten Sportarten etc. ab. Zusätzlich bieten aber auch Vereine oder Verbände Versicherungen für ihre Mitglieder an. Wir haben einmal drei bekannte Vertreter herausgepickt und wollen euch diese kurz vorstellen:

Deutscher Alpenverein[5]

Wenns in Deutschland um Bergsport geht, ist der DAV ganz vorne mit dabei. Viele Kletterer und Bergsteiger sind dort ohnehin Mitglied. Oft, weil sie über den Verein zum Bergsport gefunden haben, manchmal auch nur weil es bei der nahe gelegenen Kletterhalle ermäßigten Eintritt gibt. Eine Mitgliedschaft beim Deutschen Alpenverein hat aber noch einen nicht ganz unerheblichen Vorteil: Für jedes Mitglied besteht durch die bloße Mitgliedschaft automatisch ein Versicherungsschutz für Bergunfälle, darunter fallen alle alpinistischen Aktivitäten sowie Ski, Langlauf und Snowboard. Der Versicherungsschutz gilt dabei weltweit bei Bergnot oder der Ausübung von Alpinsport, beispielsweise aber nicht bei Pauschalreisen außerhalb Europas (z.B. geführte Trekkingtouren), Wettkämpfen bei denen der DAV nicht der Veranstalter ist, sowie bei Expeditionen. Außerdem können über den DAV weitere Zusatzversicherungen abgeschlossen werden.

Deutscher Skiverband[6]

Gerade für Ski- und Wintersportler bietet der DSV ein umfangreiches Angebot an Versicherungen. Doch auch Versicherungspakete, die das ganze Jahr über und außerhalb des Skisports gelten, sind hier erhältlich. Anders als beim DAV lassen sich so individuellere Versicherungspakete abschließen, die ebenfalls für eine gute Absicherung im Ernstfall sorgen. Gerade für Wintersportler dürften außerdem Optionen wie eine Sportgeräteversicherung bei Diebstahl oder Beschädigung interessant sein.

Deutsches Jugendherbergswerk[7]

Wer mit Bergsport nur wenig zu tun hat, dafür aber viel ins Ausland reist, der wird vielleicht auch beim DJH fündig. Denn für Mitglieder bietet das Deutsche Jugendherbergswerk sogenannte Reiseschutzbriefe an, die bei Krankheit oder Unfall im Ausland für die Kosten aufkommen. Auch hier gibt es unterschiedliche Pakete, die nach persönlichen Anforderungen gebucht werden können. In den Schutzbriefen sind außerdem in der Regel noch weitere Versicherungen wie eine Reisehaftpflichtversicherung oder Reisegepäckversicherung enthalten. 

Fazit

Eigentlich dreht sich dieser komplette Artikel um Dinge, die man hoffentlich nie braucht. Dennoch: Um in einem Notfall überhaupt etwas tun zu können und nicht nur mit langem Gesicht und Schulterzucken dazustehen, sollte man seine Erste-Hilfe-Kenntnisse in regelmäßigen Abständen immer mal wieder auffrischen. Das hilft im Ernstfall nicht nur dem Verletzten, sondern stützt auch das Selbstbewusstsein, weil man einfach weiß, was man zu tun und zu lassen hat.

Auch für ganz normale Hobbysportler wie dich und mich macht es darüber hinaus absolut Sinn, das finanzielle Risiko im Falle eines Unfalls in einem realistischen Maß abzusichern. Je nachdem reicht dazu schon eine Vereinsmitgliedschaft oder eben eine individuell zugeschnittene Versicherung. Denn gebrochene Knochen oder dergleichen sind schon Mist, aber wenn dann auch noch die Behandlung ein tiefes Loch in den Geldbeutel frisst, wirds richtig unangenehm…

Übrigens: Falls ihr Lust habt, das Thema mal praktisch anzugehen, schaut mal in der Safety Academy von Ortovox vorbei!

[1] https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/kurse-im-ueberblick/rotkreuzkurs-erste-hilfe/

[2] https://www.johanniter.de/kurse/erste-hilfe-kurse/

[3] https://www.malteser.de/kursangebote/erste-hilfe.html

[4] https://www.asb.de/unsere-angebote/erste-hilfe

[5] https://www.alpenverein.de/DAV-Services/Versicherungen/

[6] https://www.ski-online.de/

[7] https://www.jugendherberge.de/infoservice/reiseversicherungen/

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

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