Das Klettern in der Sächsischen Schweiz ist herausfordernd und unvergleichlich. Die Sächsische Schweiz ist ein Teil des Elbsandsteingebirges. Während einige beim Namen Elbsandstein oder “Elbi” ins Schwärmen geraten, treibt er anderen den Angstschweiß auf die Stirn. Das Klettern im Elbsandsteingebirge ist einzigartig: es gibt einige Besonderheiten und einen lange bewährten Verhaltenskodex. Seit Jahren wird darum gerungen, diese Tradition zu bewahren und den Massentourismus in den Griff zu bekommen. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Felsen, sondern auch um die Zukunft des Kletterns in Sachsen.
Mit über 20.000 Kletterwegen an mehr als 1.000 Gipfeln, bestens strukturiertem Sandstein und bis zu 90 Meter hohen Wänden bietet das Elbsandsteingebirge Klettermöglichkeiten in beeindruckender Vielfalt. Gerade für Anfänger, die das erste Mal zum Klettern in der Sächsischen Schweiz sind, ist eine gute Vorbereitung essentiell. Es gibt viel Wissenswertes – von der Routenwahl bis zur Einhaltung der besonderen Klettervorschriften.

Klettergebiet Sächsische Schweiz – ein kurzer Steckbrief
Die Sächsische Schweiz hat eine lange Geschichte und einen besonderen Stellenwert unter Europas Kletterregionen. Das Elbsandsteingebirge bietet eine unvergleichliche Mischung aus landschaftlicher Schönheit und sportlicher Herausforderung. Wer im Elbsandsteingebirge klettert, muss sich auf weichen Sandstein einstellen. Bevor wir aber tiefer in die Materie einsteigen, gibt’s hier noch einige wichtige Informationen:
- Lage: Südosten Sachsens, Teil des Elbsandsteingebirges, an der Grenze zu Tschechien
- Gestein: Weicher, teils fragiler Sandstein, der besondere Klettertechniken erfordert
- Größe: Über 1.000 freistehende Gipfel mit vielfältigen Klettermöglichkeiten
- Anzahl Kletterrouten: Mehr als 20.000, von leichten Einstiegen bis zu extrem anspruchsvollen Routen
- Besonderheiten: Klettern ohne Haken – traditionell wird hier ohne künstliche Sicherungen geklettert, was das Klettererlebnis besonders naturnah macht
Klettern oder Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz?
Wer sich für das Klettern im Elbsandstein interessiert, der wird bei der Recherche oder beim Durchstöbern von Kletterführern für die Sächsische Schweiz immer wieder vom Bergsteigen lesen. Aber Bergsteigen ist doch nicht Klettern? Das stimmt nur fast. Die Begriffe werden immer wieder als Synonyme verwendet und eine klare Abgrenzung voneinander ist kaum möglich, zumal regionale Gepflogenheiten eine Definition erschweren. Ganz oberflächlich gesagt ist das Bergsteigen ein traditioneller Begriff, der mit Beginn des Bergsports verschiedene Disziplinen des Gipfel-Erklimmens zusammenfasste. Heute haben sich so viele verschiedene Formen des Bergsteigens entwickelt, dass die Bezeichnung zu allgemein scheint. Bouldern, Klettern, Free Climbing, Speed-Klettern – die Liste ist endlos.
Wiege des Freikletterns
Zwischen 1903 und 1914 wurde das Gebiet im Elbsandstein erschlossen, während einige Felsen bereits im Mittelalter erklommen wurden. Pioniere wie O. Perry-Smith, O. Schuster und R. Fehrmann ebneten den Weg für das Freiklettern. Sie meisterten schwierige Routen ohne künstliche Hilfsmittel. Der 1906 gestartete Boulder „Pflaumenkuchentraverse“ gilt als Geburtsstätte dieses Kletterstils, der schon früh strenge Richtlinien zum Schutz von Natur und Fels etablierte Noch heute sprechen die Sachsen vom Bergsteigen und nicht vom Klettern in der sächsischen Schweiz. Dadurch soll die Tradition der dortigen Bergsports erhalten blieben. Gemeinhin wird das Bergsteigen im Elbsandsteingebirge nämlich als die “Wiege des Freikletterns” bezeichnet. Sie gilt als Begründer von Freikletter-Techniken, die in den 130 Jahren nach den sächsischen Erstbegehungen entstanden sind. Anfang 2024 wurde das dortige Bergsteigen durch eine Initiative des Sächsischen Bergsteigerbunds (SBB) als Teil des nationalen immateriellen Kulturerbes ernannt. So wird nicht nur der dortige Bergsport geschützt, auch der respektvolle Umgang mit der Natur ist ein Teil des Kulturerbes.
Die Kletterregeln im Elbsandstein
Schon beim ersten Aufschlagen des Kletterführers fürs Elbsandstein wird man in der Sächsischen Schweiz mit strikten Kletterregeln konfrontiert – einer detaillierten Verhaltensvorschrift, die zwar manchmal belächelt wird, aber entscheidend dafür ist, dass die Kletterfelsen in der Sächsischen Schweiz noch heute begehbar sind. Das seit 1913 nahezu unveränderte Regelwerk fasst sich so zusammen:
- Natürliche Griffe: Künstliche Hilfsmittel sind untersagt – der Kletterer darf ausschließlich natürliche Griffe und Tritte nutzen und sich ausschließlich auf seine eigene Körperkraft verlassen.
- Sicherungsmittel: Seile, Schlingen, Karabiner etc. dürfen ausschließlich zur Sicherung verwendet werden.
- Felsoberfläche: Die gegebene Felsoberfläche darf nicht verändert werden.
- Sicherungsringe: Diese dürfen nur vom Erstbegeher eines Kletterwegs angebracht werden, über nachträgliche Ringe entscheidet die zuständige Fachkommission des Sächsischen Bergsteigerbunds
- Magnesia: Die Verwendung von Magnesia ist verboten.
- Weitere Hilfsmittel: Klemmkeile, Friends und ähnliche Hilfsmittel sind untersagt – es dürfen ausschließlich Schlingen verwendet werden.
- Erstbegehung: Neue Kletterwege in der Sächsischen Schweiz dürfen ausschließlich von unten nach oben erstbegangen werden – das Erschließen von Routen “von oben” durch Einbohren von Haken ist untersagt.
- Nasse Felsen: An nassen und feuchten Felsen ist das Klettern verboten, wenn das Risiko der Felsschädigung und des Ausbrechens von Griffen und Tritten besteht. An Regentagen und dem darauffolgenden Tag ist das Bergsteigen im Elbsandsteingebirge verboten.
Darüber hinaus gelten natürlich die üblichen Klettervorschriften, die man auch von anderen Klettergebieten kennt. Welche das sind, könnt ihr in unserem Kletter-Knigge nachlesen.
Diese Ausrüstung brauchst du beim Klettern in der Sächsischen Schweiz
Beim Klettern in der Sächsischen Schweiz gilt: Weniger ist mehr. Statt auf konventionelle Sicherungsmittel zu setzen, brauchst du eine individuell zusammengestellte Kletterausrüstung, die auf die speziellen Bedingungen angepasst ist.
- Gurtbestückung: Statt Klemmkeilen, Friends und Felshaken setzt du auf:
- Reepschnüre
- Bandschlingen
- Fusselschlingen
- Seilreste
- Holzspatel (zum Stopfen der Knoten in Risse)
- Fusselschlingen: Dieser Seilmantel, geknüpft mit Bandschlingenknoten, haftet dank rauer Oberfläche optimal am Sandstein. Wer zusätzlichen Halt braucht, kann mit Klett verstärken und die Schlinge individuell „fusseln“.
- Mobiles Sicherungsgerät: Das umstrittene „UFO“ dient als mobiles Sicherungsgerät und funktioniert ähnlich wie ein Friend.
- Seile: Sie kommen ausschließlich beim Sichern zum Einsatz.
- Helm: Egal wo Du kletterst, auf einen Helm solltest Du nie verzichten.
- Kleidung: Die richtige Kleidung zum Klettern kann auch im Elbsandstein den Unterschied machen. Sie sollte strapazierfähig und witterungsbeständig sein.
Klettern im Elbsandsteingebirge – Orientierung mit dem Kletterführer
Das Klettergebiet der Sächsischen Schweiz ist riesig und teilweise schwer überschaubar, daher sind detaillierte Kletterführer unerlässlich. Der Berg- & Naturverlag Rölke bietet inzwischen sechs Bände, die alle relevanten Klettergebiete abdecken, egal ob du Anfänger oder fortgeschrittener Kletterer bist. Diese enthalten jedoch keine Topos mit Fotos von den Felsen, sondern hauptsächlich Lagepläne und Zustiegsskizzen. Die Routen werden knapp beschrieben, sodass eine gute Vorbereitung notwendig ist. Besonders hilfreich sind die detaillierten Karten (1:10.000) von Dr. Rolf Böhm, die in vielen Touristeninformationen und Sportgeschäften erhältlich sind, und bei langen Zustiegen für die richtige Orientierung sorgen.

Die Klettergebiete und der schwierigste Gipfel in der Sächsischen Schweiz
- Basteigebiet: Ideal für Einsteiger und Fortgeschrittene. Das Basteigebiet bietet eine große Auswahl an Routen und ist leicht zugänglich. Man kann es sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
- Schrammsteine: Die Schrammsteine sind perfekt für Liebhaber von Rissen und Kaminen. Dieses Klettergebiet ist für Fortgeschrittene und Profis geeignet und bietet vielseitige und herausfordernde Routen. Der Zustieg ist etwas anspruchsvoller und öffentliche Verkehrsmittel sind begrenzt. Der Teufelsturm in den Schrammsteinen gilt als der schwierigste Gipfel in der Sächsischen Schweiz.
- Falkensteine: Die Falkensteine bieten zahlreiche Routen und erstklassige Aussichten. Das Gebiet ist für fortgeschrittene technisch anspruchsvolle Kletterer geeignet und hat einen relativ einfachen Zustieg. Es ist gut mit dem Auto erreichbar, jedoch sind öffentliche Verkehrsmittel begrenzt.
- Kleiner Zschand: Mit seinen 45 Gipfeln bietet dieses Kletterareal für jeden erfahrenen Kletterer etwas. Es ist für Profis geeignet und hat einen anspruchsvollen Zustieg, der teils weite Wanderungen erfordert. Die Wände sind steil und es finden sich einige schwierige Routen auf diesem Gebiet. Es ist mit dem Auto erreichbar, jedoch sind öffentliche Verkehrsmittel begrenzt.
- Hohnstein: Ein vielfältiges Klettergebiet mit anspruchsvollen Rissen. Es ist für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet und bietet eine breite Palette an Kletterrouten mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Der Zustieg ist einfach und das Gebiet ist gut mit Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
- Bielatal: Ideal für Anfänger und Klettereinsteiger. Das Bielatal bietet einfach einsehbare Wege vom Wandfuß aus, kurze Gehzeiten und viele leichte Routen. Das Kletterareal zeichnet sich durch festes Gestein aus, welches für Einsteiger im weichen Elbsandstein ein guter Anfang sind.
Eine vollständige Auflistung der Klettergebiete in der Sächsischen Schweiz findet ihr hier!
Kletter-Tipp fürs Elbsandsteingebirge: Die Sächsische Schweiz hat ihre eigenen Schwierigkeitsgrade, was gerade für Anfänger beim Klettern schnell verwirrend werden kann. Beim Umrechnen der Sächsischen Schwierigkeitsgrade hilft unser Kletterrechner.
Abseits der Kletterfelsen in der Sächsischen Schweiz
Auch wenn die Kletterei mal ruht, gibt es im Elbsandsteingebirge viele Möglichkeiten, den Tag zu verbringen. Regnet es nämlich Ein Besuch der Bastei mit ihrer spektakulären Felsenbrücke und dem atemberaubenden Blick über das Elbtal ist ein Muss. Das malerische Rathen lockt mit einem charmanten Ort und zahlreichen Wanderwegen. Der Nationalpark Sächsische Schweiz bietet zudem eine Vielzahl an gut markierten Wanderungen, die zu eindrucksvollen Aussichtspunkten führen. Wer es etwas kultureller mag, sollte die Festung Königstein besuchen – eine der größten Bergfestungen Europas mit faszinierenden Ausstellungen und einem Panoramablick auf die Region. Ideal für einen entspannten Tag, an dem das Wetter das Klettern nicht zulässt.

Das Elbsandsteingebirge – ein Muss für jede Kletter-Bucketlist
Ob Klettern oder Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz – das Elbsandsteingebirge ist ein Muss. Mit unserem Guide für das Elbi bist du nun gut vorbereitet. Als Anfänger und als Fortgeschrittener solltest Du die genannten Kletterregeln beachten und vor allem die Vorschriften zum erlaubten Equipment berücksichtigen. Ein Kletterführer ist ebenso nie verkehrt. Für uns Bergfreunde liegt die Schwäbische Alb näher, dennoch lohnt sich ein Ausflug nach Sachsen. Durch den alpinen Charakter und die vielseitigen Routen eignet sich das Elbsandsteingebirge optimal als Trainingsgelände für weitere Kletterziele. Unser Fazit: Schlingenmaterial einpacken, Kletterschuhe polieren, Chalk zu Hause lassen und ab in das Elbsandstein! Klettern in der Sächsischen Schweiz ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.
2 Comments on the Article
Hallo, schöner Artikel aber ich habe etwas zur Korrektur. Es sind insgesamt 6 Bände des Kletterführers vom Berg- und Naturverlag Rölke. Schrammsteine, Bielatal, Gebiet der Steine, Großer Zschand, Affensteine, Rathen Leider sind zur Zeit alle bis auf den gelben Schrammsteinführer ausverkauf und dem entsprechende Raritäten.
Hallo, Euch ist ein Fehler unterlaufen. Der Rölke-Führer umfasst !!! 6 !!! Bände von denen einige leider restlos vergriffen sind: http://www.bergverlag-roelke.de/kletterfuehrer/ Außerdem gelten die 57 Boofen nur in der Kernzone des Nationalparks (besonderer Schutz). Außerhalb der Kernzone ist freiübernachten unter den meisten Felsüberhängen erlaubt. Wichtig hierbei: In keiner Boofe ist das Abbrennen eines Lagerfeuers gestattet. Nur Kocher sind erlaubt. Für alle Neulinge im sächsischen Fels empfiehlt sich Kontakt zu einem der zahlreichen Kletterclubs aufzunehmen. Die meisten Clubs nehmen auch mal Gebietsfremde und Neulinge mit.