Frau wandert mit Baby in der Kraxe

Wandern mit Baby leicht gemacht: Expertentipps für wanderfreudige Eltern

Wandern mit Baby ist für viele junge Familien eine Herzensangelegenheit. Wanderbegeisterte Eltern möchten auch mit ihrem Nachwuchs den Hobbies nachgehen, die sie schon vor der Geburt mit Leidenschaft ausgeübt haben. Viele sind mittlerweile in den Bergen und Hochtälern unterwegs. Sie nutzen Kinderwagen, Kraxe oder Babytrage, um gemeinsam mit Baby die Natur zu erleben. Der erste gemeinsame Urlaub wird schnell zum Abenteuer. Wer mit Baby wandert, sollte gut vorbereitet sein. Unsicherheit, Überforderung und eine viel zu anspruchsvolle Wanderroute können das kleine Familienglück schnell trüben.

Inhaltsverzeichnis

Sicher wandern mit Baby und Kleinkind: kinderärztliche Empfehlungen

Für diesen Artikel haben wir mit Dr.in Ulrike Pupp-Peglow gesprochen. Sie ist Kinderärztin und Oberärztin an der neonatologischen Nachsorgeambulanz der Uniklinik Innsbruck. In ihrer täglichen Arbeit betreut sie Säuglinge mit besonderen gesundheitlichen Voraussetzungen, darunter Frühgeborene, Babys mit Herz- oder Lungenerkrankungen sowie Kinder mit Down-Syndrom.

Das Uniklinikum in Innsbruck.
Die Uniklinik in Innsbruck: Hier praktiziert Dr.in Ulrike Pupp-Peglow als Kinderärztin und Oberärztin in der neonatologischen Nachsorgeambulanz.

Auch privat war sie mit ihren eigenen Kindern in den Tiroler Bergen unterwegs. Ihre medizinische Expertise und persönlichen Erfahrungen helfen dabei, Risiken beim Wandern mit Baby besser einzuschätzen und typische Herausforderungen zu vermeiden. Besonders wichtig sind dabei eine realistische Tourenplanung, der richtige Umgang mit Wetter und Höhe sowie die Wahl geeigneter Tragehilfen. Welche konkreten Empfehlungen sich daraus für die Praxis ergeben, erfahrt ihr im weiteren Verlauf.

Darum solltest Du mit Deinem Baby nicht über 2000m wandern

Das Wichtigste für eine Wanderung mit Baby wird bei meinem Gespräch mit der Kinderärztin schnell deutlich. Auch Babys und Kleinkinder können an der Höhenkrankheit erkranken und dies schneller als wir Erwachsene oder geübte Bergsteigerinnen und Bergsteiger.

Dr.in Ulrike Pupp-Peglow betont:

Babys und Kleinkinder können bereits ab einer Höhe von >2000 Metern an Höhenkrankheit erkranken. Die Symptome reichen von vermehrtem Schreien und Abgeschlagenheit über Erbrechen und Appetitverminderung bis hin zu Benommenheit und geringerer Teilnahme am Geschehen. Die Höhenkrankheit ist potenziell lebensbedrohlich.

Besonders aufmerksam sollten Eltern sein, wenn sie mit ihrem Kleinkind über Nacht in einer Berghütte oder im Zelt auf dieser Höhe bleiben möchten. Im Zweifelsfall gilt: lieber direkt absteigen.“

Die Höhenkrankheit bei Babys und Kindern kann sich ebenso erst im Verlauf einer Tour äußern. Beispielsweise kommen die genannten Symptome erst am nächsten Morgen. Auch da gilt, dass das Absteigen die sicherste Methode ist. Denn unsere Babys und Kleinkinder können sich deutlich schlechter an die Höhe gewöhnen. Ihr kleiner Organismus hat eine stärkere Belastung zu meistern als wir Erwachsene.

Jeder Mensch ist individuell – Wanderungen mit Kleinkindern auch

Babys mit Vorerkrankungen sollten vor der ersten Wanderung ärztlich abgeklärt werden. Die junge Familie sollte zuvor mit den zuständigen Medizinerinnen und Medizinern sprechen. Besonders bei ehemaligen Frühgeborenen oder Kindern mit Herz- und Lungenerkrankungen ist Vorsicht geboten. Generell sollten wir bei unseren ersten Touren mit Baby die Bedürfnisse des kleinen Wesens in den Fokus nehmen. Das Aufleben des geliebten Bergsteigens kann nur gut gelingen, wenn man sich als Familie neu einstellt. Neben dem Baby stehen die Bedürfnisse der Mutter ebenfalls im Vordergrund. Ähnlich wie bei allen anderen Wanderplänen sollte nur in den Berg gestiegen werden, wenn wir die Mutter sich nach der Schwangerschaft und Entbindung wieder fit und belastbar fühlt.

Kinderärztin Dr.in Ulrike Pupp-Peglow empfiehlt:

Es ist sehr zu empfehlen sich langsam an Touren heranzutasten. Der Bedürfnisse des Babys und der Mutter sollten im Fokus stehen.

Als Richtwert gilt: Mit Säuglingen sollten keine Höhenunterschiede von mehr als 1500 Metern bewältigt werden. Grundsätzlich gilt, dass Kinder nicht bis zu 2000 Höhenmetern kommen sollten. Wer sich fit fühlt und schnell wieder starten möchte, sollte zwei Stufen unter dem vorigen Leistungsniveau beginnen. Bei ehemaligen Frühgeborenen und Kindern mit Vorerkrankungen ist besondere Vorsicht geboten.

Für die erste Touren mit Baby eignen sich kurze, flache Wanderungen, zum Beispiel Talwanderwege mit Schatten, Wasserstellen und vielen Pausenmöglichkeiten. Ebenfalls nicht zu vergessen: eine gute Tourenplanung. Hierbei sollte auch das Wetter gut studiert werden.

Wandern mit Baby: Tempo, Temperatur und Höhenmeter richtig einschätzen

Beim Wandern mit Baby ist es wichtig, langsam und bewusst unterwegs zu sein. Babys in der Trage oder in der Kraxe haben ein anderes Körper-Volumen-Verhältnis als Erwachsene. Das bedeutet, sie können sich schneller aufwärmen, aber auch rasch auskühlen. Besonders Füße, Hände und das Gesicht sind empfindlich gegenüber Kälte und Sonne. Deshalb ist ein guter UV-Schutz entscheidend. Spezielle Sonnencremes für Babys und geeignete Kleidung schützen die empfindliche Haut zuverlässig. Wenn ihr eine Bergtour plant, solltet ihr auch die Höhe und das Tempo gut überdenken Kinderärztin Dr.in Ulrike Pupp Peglow erklärt:

Eine bedeutende Rolle spielt das Tempo, mit dem die Familie aufsteigt. Je kleiner das Kleinkind, desto kleiner sind die Atemwege und desto schwieriger ist der Druckausgleich. Ein Richtwert wäre nicht mehr als 150 Höhenmeter in der Stunde zu erwandern. Von Fahrten mit Bergbahnen ist abzusehen. Zu schnelle Höhenveränderungen belasten die Babys zu stark. Saugen und Schnullern kann den Druckausgleich erleichtern.

Damit die Wanderung für alle angenehm bleibt, ist es sinnvoll, sich an die medizinischen Empfehlungen zu halten und auf die Signale des Kleinkindes zu achten. Nach den wichtigsten Tipps zur Temperaturregulation und Höhenanpassung findest du bei uns eine Übersicht mit Vorteilen und Nachteilen der verschiedenen Trageformen. So kannst du leichter entscheiden, ob du dein Baby lieber in der Trage oder in der Kraxe mitnehmen möchtest. Gemeinsam die Berge und Natur erleben ist das große Ziel. Alle Trageformen haben ihren Sinn und Zweck.

Wandern mit Deinem Baby im Kinderwagen

Ein geländetauglicher Kinderwagen mit stabilen Rädern kann beim Wandern mit Baby viele Vorteile bieten.

Vorteile des Kinderwagens beim Wandern:

  • Das Baby liegt geschützt und ist nicht den aktuellen Wetterverhältnissen ausgesetzt.
  • Sonnen- und Windschutz lassen sich im Kinderwagen einfacher umsetzen als in einer Tragehilfe.
  • Wickelutensilien, Kleidung und Proviant können bequem im Wagen verstaut werden.
  • Die Familie wird körperlich entlastet, da das Baby nicht dauerhaft getragen werden muss.
Frau schiebt ihre Kinder mit dem Kinderwagen durch den Wald.
Das Wandern mit Kinderwagen bietet viele Vorteile, aber nicht jeder Wanderweg ist kinderwagengeeignet.

Einschränkungen beim Wandern mit Kinderwagen:

  • Im alpinen Gelände kann der Kinderwagen schnell zur Belastung oder sogar zur Gefahr werden.
  • Schmale, steile oder unbefestigte Wege sind oft ungeeignet für Kinderwagen.
  • Eltern sollten sich an offiziell als kinderwagengeeignet gekennzeichneten Wanderwegen orientieren.

Wandern mit Babytrage – was Du beachten solltest

Ob Tragetuch oder feste Babytrage, beide Varianten eignen sich besonders gut für Wanderungen in den ersten Lebensmonaten. Wichtig ist, dass der Umgang mit der Trage geübt ist und sich das Baby darin wohlfühlt. Ab einem Alter von etwa sechs bis acht Wochen kann man mit einem Baby wandern gehen. Größere Touren mit Neugeborenen sollten jedoch vermieden werden.

Vorteile der Babytrage beim Wandern:

  • Das Baby hat direkten Hautkontakt zum Elternteil, was Nähe und Sicherheit vermittelt.
  • Überwärmung oder kalte Hände und Füße lassen sich schnell bemerken.
  • Die Trage ist flexibel und für viele Geländeformen geeignet.
  • Babys genießen die Nähe und fühlen sich geborgen.
Mann tägt ein Baby auf seinem Bauch.
Babys genießen meist die Nähe zum Elternteil, die eine Babytrage bietet.

Wichtige Hinweise zur Nutzung einer Trage:

  • Die Person, die das Baby trägt, sollte keinen großen Wanderrucksack zusätzlich tragen.
  • Bauchtragen bieten weniger Schutz vor Wind und Wetter, daher sind einfache und kurze Wanderungen empfehlenswert.
  • Beide Elternteile sollten ausreichend Wandererfahrung und Trittsicherheit mitbringen.
  • Eine gute Beratung zur Tragehilfe ist sinnvoll, auch der Austausch im Freundeskreis kann helfen.
  • Eine schlecht angelegte Babytrage kann unbequem sein und schnell zur Belastung werden.

Ab wann ist eine Kraxe sinnvoll?

Dr.in Ulrike Pupp-Peglow sagt:

Wenn das Kind stabil sitzen kann, in der Regel ab circa neun Monaten, kann es von der Bauchtrage vorne in die Rückentrage. Je jünger das Kind, umso wichtiger ist es, dass der Kopf und die Wirbelsäule nicht abgeknickt sind.

Vorteile der Kraxe beim Wandern:

  • Das Kind sitzt erhöht und kann die Umgebung aktiv wahrnehmen.
  • Mehr Sicherheit bei einem möglichen Sturz.
  • Viele Modelle verfügen über Sonnenschutz und bieten hohen Sitzkomfort.
  • Stauraum für Ausrüstung und Babybedarf ist oft integriert.
Mann trägt ein Baby in einer Kraxe und schaut auf die Berge.
Durch Wandern mit einer Kraxe hat auch der Nachwuchs eine tolle Aussicht.

Wichtige Hinweise zur Nutzung:

  • Eltern sollten das Wandern mit Kraxe vorerst üben und sich gut beraten lassen.
  • Es ist nicht ratsam, Kinder über lange Touren und mehrere Stunden zu tragen.
  • Viele Kraxenhersteller haben zudem Sicherheitshinweise auf dem Produkt oder im beiliegenden Heft aufgeführt. Diese Hinweise sollten unbedingt beachtet werden.
  • Skitouren im Winter sind mit Kraxe ausdrücklich verboten.

Wandern mit Baby ohne Leistungsdruck – Gemeinsam die Natur erleben

Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Erlebnis in der Natur und die Freude am Wandern oder Bergsteigen. Auch Babys und Kleinkinder nehmen viel von ihrer Umgebung wahr. Neue Reize, frische Luft und die entspannte Stimmung der Eltern wirken sich positiv auf die Entwicklung aus. Je nach Alter des Kindes sind kleine Entdeckungstouren im Wald oder auf Bergwiesen besonders empfehlenswert. Kinderärztin Dr.in Ulrike Pupp-Peglow betont:

Je älter das Kind wird, desto mehr möchte es sich auch selbst bewegen. Wer mit dem jungen Nachwuchs in die Berge geht, sollte im Hinterkopf haben, dass für den Nachwuchs der Gipfel nicht das Ziel ist, sondern sie die Natur vor Ort in ihrem eigenen Tempo genießen.

Pärchen sitzt mit ihrem Baby in der Natur.
Das gemeinsame Entdecken der Natur ist wichtiger als ein Gipfelerfolg.

Wandern mit Baby ist eine individuelle Erfahrung, die jede Familie für sich selbst gestalten darf. Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und ohne Druck auszuprobieren, was gut funktioniert. Inspiration durch Videos oder Reels von anderen sollte nicht zu überstürzten Entscheidungen führen.

Packliste fürs Wandern mit Baby – was Du nicht vergessen solltest

Damit du beim Wandern mit Baby gut vorbereitet bist, findest du hier eine praktische Packliste mit allem, was dein Nachwuchs unterwegs braucht.

Kleidung für verschiedene Wetterlagen:

  • Seidentuch
  • Leggings oder Strumpfhosen aus Wolle oder Mischmaterial
  • Langärmelige Oberteile
  • Warme Babysöckchen
  • Schlauchtücher. Fündig wirst Du bei Marken wie Sterntaler oder Engel
  • Stirnband oder Babymütze, je nach Wetter etwas leichter oder wärmer
  • Fleece- oder Wolloverall, besonders geeignet für die Kraxe oder bei wenig Körperkontakt

Pflege und Schutz:

  • Ersatz-Schnuller
  • Sonnenhut mit UV-Schutz
  • Spezielle Baby-Sonnencreme
  • Bodys zum Wechseln
  • Kleine Decke für Pausen oder zum Wickeln

Praktisches Zubehör:

  • Thermoflasche mit Temperaturanzeige (falls nicht gestillt wird)
  • Faltbare Schüssel

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Bergfreundin Anna

Mein schönstes Erlebnis war die Gletschertour im Mount Cook Nationalpark in Neuseeland. Sonst freue ich mich immer auf eine warme Hütte nach einer langen Tour!

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