Testbericht Suunto Race

Inhaltsverzeichnis

Ich nehme es gleich vorweg: Ich bin Suunto-Fan. Ich bin seit der Ambit2 dabei und habe in den letzten 10 Jahren quasi nichts anderes am Handgelenk gehabt. Und das in dem Wissen, dass die Modelle in den letzten Jahren zwar schöner und zumindest in Sachen Outdoor- und Sportfunktion nach wie vor State-of-the-Art waren, in Sachen Navigation & Smart-Watch-Features aber nicht ganz auf der Höhe der Konkurrenz waren. Für mich persönlich war das nie ein Problem, trotzdem war ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen, als Suunto mit der Vertical und zuletzt der Race zwei neue Uhren vorgestellt haben, die endlich diese Lücken schließen sollten. Und umso freudiger war ich, als ich die Nachricht bekam, dass ich die Suunto Race in der Titanium-Variante für einige Wochen testen darf. Wie sich das gute Stück bewährt hat, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Suunto Race – Unboxing & erster Eindruck

Die Uhr kommt in einem kleinen schicken Karton, ist im Nu ausgepackt und einsatzbereit – sofern der Akku schon Energie hat. Ansonsten packt man die Uhr nochmal auf die mitgelieferte Ladestation, die per Magnet an der Unterseite befestigt wird. Das Silikonarmband liegt angenehm auf der Haut, ist recht elastisch und kann selbstverständlich leicht gegen ein anderes Armband, z.B. aus Leder (separat erhältlich) ausgetauscht werden.

Das Menü – obwohl überarbeitet – ist für einen alten Suunto-Hasen wie mich trotzdem ziemlich gewohnt: Mit einem Swipe über den Touchscreen nach unten komme ich ins Aktivitätsmenü und mit einem Swipe nach oben erscheinen zunächst die Einstellungen und dann die Smartwatch-Funktionen und am Ende die Karte. Selbstverständlich kann die Reihenfolge, wie auch das generelle Design der Bedienoberfläche, angepasst werden.

Wer sich gerade nicht auf den Touchscreen verlassen kann, weil es z.B. regnet, der kann die Bedienung auch über die zwei Seitentasten und – ganz neu – ein Auswahlrad an der Seite vornehmen. Das ist bisher die einzige große Umgewöhnung für mich. Der Rest funktioniert sehr intuitiv. Gelegentliche Hinweise und kleine Tutorials erleichtern die Bedienung der Suunto Race zusätzlich.

Die Features der Suunto Race

Personen tragen die Suunto Race
Die Suunto Race unterstützt vielfältige Sportarten

Puh. Wirklich. Ich sitze hier und überlege, wie ich den folgenden Absatz schreibe, ohne dass es zu einer Enzyklopädie ausartet, denn die Suunto Race ist so richtig vollgepackt mit Features. Also legen wir los:

Sportarten:

Die Suunto Race unterstützt bis zu 95 Sportarten. Darunter natürlich Klassiker wie Laufen, Radfahren oder Wandern, aber natürlich auch Tourenskilauf, Langlauf, Mountainbiken oder Schwimmen. Sogar exotische “Sportarten” wie Mermaiding sind dabei. Dabei hat jede Sportart angepasst Datenfelder, z.B. werden euch beim Traillauf die Höhenmeter angezeigt, während beim Schwimmen natürlich die Bahnen bzw. die Schwimmuhr mit dabei sind. Die Datenfelder könnt ihr aber natürlich nach gusto selbst anpassen, genau wie z.B. den Akkumodus, mit dem ihr die Aktivität betreiben wollt (später mehr dazu), ob ihr eine der zahlreichen Suunto-Apps nutzen oder ob ihr euch anhand einer vorher importierten Routen navigieren lassen wollt.

Navigation & Outdoor:

Die Suunto Race und die Suunto Vertical sind die ersten Suunto-Uhren mit einer Karte. Das ist ein echtes Novum. Bevor ihr aber die Karten nutzen könnt, müsst ihr sie erst auf die Uhr laden. Das könnt ihr in kleinen Paketen machen, z.B. für Bundesländer oder Regionen. On top gibts natürlich einen Kompass, einen barometrischen Höhenmesser, Sonnenauf- und Sonnenuntergang, die Mondphase und Wetterdaten für euren aktuellen Standort.

Activity-Tracking:

Der zweite Bereich, in dem es größere Änderungen gibt, betrifft v.a. die Activity- & Life-Tracking-Funktionen. Also jene Features, die man abseits des Outdoor-Sports braucht. Die Uhr kann jetzt über den Handgelenkssensor nicht mehr nur den Puls, sondern auch die Herzratenvariabilität messen – eine Metrik, die dabei hilft, z.B. den Erholungs- und Belastungsstatus besser zu bestimmen. Aber auch die Schlafqualität kann die Uhr damit einschätzen. Denn auch das kann die Suunto Race: Tragt ihr sie im Schlaf, zeichnet sie auf, wann ihr eingeschlafen seid, wann ihr wach wart, und wie viel REM-Schlaf ihr in der Nacht hattet. Darüber hinaus ermöglicht sie die Messung des Blutsauerstoffs, gibt eine Einschätzung über eure verbleibenden Ressourcen für den Tag und sagt euch, wie der allgemeine Fitnesszustand im Moment aussieht, ob ihr im Leistungsaufbau seid, oder ob eure Leistung eher abnimmt – weil ihr mal wieder zu faul wart.

Mithilfe der Suunto App lässt sich die Smartwatch optimal steuern
Mithilfe der Suunto App lässt sich die Smartwatch optimal steuern

Multimedia-Features:

Durch die Konnektivität mit dem Smartphone kann die Suunto Race Push-Benachrichtigungen empfangen und anzeigen. Wenn ihr ein Android-Smartphone besitzt, könnt ihr sogar vorgefertigte Nachrichten über die Uhr verschicken. Auch Musiksteuerung ist natürlich möglich.

Die Batterielaufzeit der Suunto Race

Ein sehr wichtiger Punkt, der hier gesondert Erwähnung finden soll, ist das Thema Batterielaufzeit. Die wird für die Suunto Race während der Aktivität mit 40h angegeben, sofern ihr das GPS auf die höchste Genauigkeit stellt. Nutzt ihr die Race nur als Armbanduhr, reicht der Akku  bis zu 26 Tage, mit Activity-Tracking und Notifications sind es noch 12 Tage.

Ihr könnt aber natürlich mit den verschiedenen Batterie-Modi herumspielen und beispielsweise die GPS-Genauigkeit herabsetzen, um die Laufzeit zu verlängern. So kann sie im Tour-Modus bis zu 120 Stunden Aktivität aufzeichnen.

Worin unterscheiden sich Suunto Race & Suunto Vertical

Bevor die Race auf den Markt kam, hat Suunto mit der Vertical bereits gezeigt, was die neue Generation von Suunto-Uhren auf dem Kasten hat. Die beiden Uhren sind in vielen Dingen ähnlichen, unterscheiden sich aber in einigen markanten Punkten:

  • Batterie: Die Vertical läuft im Vergleich zur Race ein wenig länger. Im GPS-Modus mit maximaler Genauigkeit reden wir bspw. laut Datenblatt von 60h bei der Vertical vs. 40h bei der Race.
  • Display: Hier hat die Race mit ihrem AMOLED-Display die Nase deutlich vorn – zumindest, wenn man kleinlich sein will. Das Matrix-Display der Vertical muss sich nicht verstecken.
  • Bedienung: Beide Uhren können per Touchscreen bedient werden, die Race hat allerdings einen neuen Drehknopf an der Seite, über den ihr bspw. das Menü durchscrollen oder die Zoom-Stufe der Karte anpassen könnt. Die Vertical hat einen klassischen dritten Druckknopf in der Mitte.
  • Produktionsstandort: Die Vertical wird in Finnland produziert, während die Produktion der Suunto Race nach China ausgelagert wurde.

Meine Erfahrungen mit der Suunto Race

So. Kommen wir nun zum Kern der Sache. Ich hatte sechs Wochen Zeit, die Suunto Race zu prüfen und war mit ihr auf Skitour, bin gelaufen, Rad gefahren und geschwommen.

Mit der Suunto Race auch in kalten Gebieten unterwegs
Mit der Suunto Race auch in kalten Gebieten unterwegs

Positive Punkte

Bei den Basics macht der Suunto Race natürlich niemand was vor: GPS & Höhenmesser arbeiten sehr genau, die Batterielaufzeit – wenn auch nicht so üppig wie bei der Vertical – ist richtig gut und dürfte auch ganz grob mit dem Übereinstimmen, was im Datenblatt steht. Die Pulsmessung am Handgelenk konnte ich leider nicht mit einem Brustgurt vergleichen, allerdings habe ich den Ruhepuls mehrfach mit Fingermessung am Hals abgeglichen und kaum nennenswerte Abweichungen gehabt.

Kartennavigation mit der Uhr

Für mich am spannendsten war die neue Kartennavigation, da ich – ganz entgegen gängiger Klischees – keinen guten Orientierungssinn habe und ohnehin oft mit Karten-Apps oder Wurmnavigation unterwegs bin. Ich habe immer davon geträumt, beides auf der Uhr zu haben, da es mir oft zu umständlich ist, dass Smartphone rauszukramen.

Doch bevor es damit losgehen kann, müssen erstmal Karten heruntergeladen werden. Das dauert überraschend lange. Für drei Regionen (Oberbayern, Schwaben, Regierungsbezirk Tübingen, zusammen etwa 750 MB) musste ich die Uhr die gesamte Nacht samt Smartphone neben dem Router liegen lassen. Aber gut, dank knappen 30 GB Speicherplatz auf der Uhr macht man das einmal zum Start und dann hat sich die Sache.

Das Übertragen der Routen auf die Uhr funktioniert dann wieder wie gewohnt schnell und einfach, genauso wie das Aufrufen zum Start oder während der Tour. Das Zoomen und Scrollen läuft flüssig und dank des Drehrads geht das ganz einfach von der Hand. Die Karten basieren auf OpenStreetMap und sind dementsprechend recht aktuell, wenn ich auch hier und da ein paar Trails hier auf der schwäbischen Alb vermisst habe. Aber das war zum Glück die Ausnahme.

Display

Positiv aufgefallen ist mir auch das Display. Das lässt sich auch bei Sonne sehr gut lesen, hat einen starken Kontrast und ist quasi messerscharf. So muss das sein.

Die Suunto Race ist bei jedem Training dabei.
Die Suunto Race ist bei jedem Training dabei.

Schlafmessung

Gespannt war ich unter anderem aber auch auf die Schlafaufzeichung und die HRV-Messung. Ich konnte natürlich nicht auf die Minute genau festhalten, wann ich eingeschlafen bin, aber rein vom Gefühl sind die Daten der Uhr zu Einschlaf- und Aufwachzeit recht genau. Auch die Einschätzung des Leistungsniveaus schien mir schlüssig, obgleich dieses Feature für erfahrene Sportler, die ihren Körper gut kennen, wahrscheinlich eher Nice-to-Have ist.

Kritikpunkte an der Smartwatch

Bevor ich zur Kritik komme, möchte ich vorausschicken, dass wir hier auf einem sehr hohen Niveau unterwegs sind und das Folgende wirklich eher verkraftbare Kleinigkeiten sind. Die Suunto Race ist in sich eine wirklich stimmige und gut durchdachte Uhr.

Das erste kleine Manko betrifft den Drehknopf. Der tendiert gerade im Menü manchmal dazu, nicht ganz präzise zu sein. Heißt: Ich scrolle manchmal über den Menüpunkt hinweg, den ich eigentlich erwischen möchte. Das könnte Suunto noch etwas feintunen.

Außerdem reagiert die Display-Aktivierung manchmal etwas träge. Die Uhr fährt nach einigen Sekunden in den Ruhemodus und aktiviert sich wieder, wenn man bspw. den Arm dreht, um auf die Uhr zu schauen. Das ist an sich eine gute Funktion, um Akkulaufzeit zu sparen, aber manchmal merkt man einfach, dass die Uhr der Bewegung nicht ganz hinterher kommt.

Sobald ihr bei der Navigation vom Weg abkommt, gibt die Uhr ein Signal und zeigt euch auf dem Display eine Warnung. Genauso werdet ihr informiert, wenn ihr wieder auf dem Weg seid. Das ist hilfreich, v.a. weil die Navigation noch nicht dynamisch ist, also den Weg anpasst, solltet ihr falsch abbiegen. Was mich gestört hat ist, dass die Meldung nicht von alleine verschwindet, wie es bei meiner Suunto 9 Baro noch der Fall war. Gerade beim Radfahren ist es da immer etwas blöd, die Hand vom Lenker zu nehmen um die Meldung weg zu drücken.

Und als letzten kleinen Punkt: Der Magnet der Ladestation ist recht schwach. Heißt, man muss die Suunto Race immer recht genau positionieren und am besten irgendwo hinlegen, wo man sie nicht aus Versehen berührt.

Für wen eignet sich die Suunto Race?

Meiner Erfahrung nach eignet sich die Suunto Race für alle Bergfreunde, die genaue Daten über ihre Aktivität brauchen, die strukturiert trainieren, die sich gerne im Gelände fortbewegen und dabei eine Offline-Karte dabeihaben wollen. Aber sie ist auch sehr gut für Bergfreunde, die das alles nicht unbedingt brauchen, sondern lediglich ihr Aktivitätslevel im Blick behalten wollen und die einfach gerne draußen sind. Denn das ist meiner Ansicht nach die große Stärke der Suunto Race: Sie lässt sich sehr gut an die eigenen Bedürfnisse anpassen, ohne dass man dabei irgendwelche großen Abstriche bei den Kernfunktionen machen muss.

Zudem – und das habe ich bisher noch gar nicht erwähnt – ist ihr UVP von 449€ in der Stainless Steel Variante eine absolut faire Geschichte, bedenkt man, wie vollgepackt mit Features sie ist.

Die Suunto Race ist die perfekte Uhr für alle Bergfreunde
Die Suunto Race ist die perfekte Uhr für alle Bergfreunde

Mein Fazit zur Smartwatch

Wenn ihr den Text bis hierhin gelesen habt – Kudos dafür – dann könnt ihr euch sicher denken, wie mein Fazit in etwa lautet.

Solltet ihr also im Moment auf der Suche nach einer zuverlässigen Multisportuhr mit langer Akkulaufzeit, Kartennavigation und Activity-Tracking sowie vielen anderen Quality-of-life-Features sein, dann bekommt ihr Stand jetzt wahrscheinlich kein besseres Preis-Leistungs-Niveau auf dem Outdoor-Uhren-Markt.  Mit der Suunto Race hat das finnische Unternehmen eine Outdoor-Uhr abgeliefert, die einfach richtig gut funktioniert und praktisch keine Features vermissen lässt.

Solltet ihr noch weitere Fragen zur Suunto Race haben, oder ihr habt selbst schon Erfahrungen mit dem guten Stück gesammelt, hinterlasst uns gerne einen Kommentar!

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Bergfreund Jörn

Wenn der Puls rast und die Landschaft an mir vorbei zieht, fühle ich mich am wohlsten. Egal ob zu Fuß oder auf dem Rad – und manchmal sogar im Wasser – Ausdauersport ist für mich die schönste Form der Freizeitbeschäftigung.

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