Wilde Balkanberge: Prokletije und Albanische Alpen

Inhaltsverzeichnis

“Alle Berge auf der einen Seite, Prokletije auf der anderen.”

Serbokroatisches Sprichwort

“Prokletije ist sicherlich eines der letzten Gebirge in Europa, das noch nicht vollständig entdeckt wurde, einer der verschlossensten und romantischsten Orte in Europa.” Aus dem (etwas veralteten) Porträt auf Summitpost.org1

Vielleicht übertreiben sie ja ein wenig, doch ein Funken Wahrheit steckt auf jeden Fall in den Zitaten. Die Anreise aus Deutschland zu diesen “anderen” Bergen folgt jedenfalls der kroatischen Adriaküste nach Süden. Dabei kommen immer wieder stark verkarstete und schöne Gebirgszüge ins Blickfeld, die zu den Dinariden bzw. dinarischen Alpen gehören. Diese erstrecken sich über weite Teile des westlichen Balkans und erreichen an der Grenze von Montenegro und Albanien ihr südöstliches Ende.

Welche Namen gibt es und was bedeuten sie?

An diesem Ende befinden sich auch die höchsten und wildesten Dinariden-Berge, die unter verschiedenen Namen bekannt sind. In Montenegro verwendet man den serbokroatischen Namen “Prokletije”, in Albanien heißt das Gebiet “Bjeshkët e Nemuna“. Beides bedeutet soviel wie “verfluchte Berge”, was sich auf die harten Lebensbedingungen der Menschen in ihrer Nähe bezieht. Der geläufigste Name für den albanischen Teil des Gebirgsstocks ist “Albanische Alpen” (Alpet Shqiptare).

Albanische Alpen Prokletije
Albanische Alpen

Es gibt noch weitere Regionalnamen wie “Dukagjin” für die vielen kleineren Gebirgszüge und Untergruppen. Um hier nicht mehr Verwirrung als nötig zu stiften, schreibe ich von den albanischen Alpen, wenn vom albanischen Teil die Rede ist, und halte es ansonsten wie viele ausländische Besucher, die das Gebirge beider Länder als Prokletije zusammenfassen.

Was macht diese Berge besonders?

Die Ähnlichkeit mit manchen Kalkmassiven der Alpen ist unbestreitbar, doch bei näherem Hinsehen zeigt das Prokletije aufgrund seiner südlicheren und abgeschiedeneren Lage sowie der anderen Geologie doch einige Unterschiede.

Zwei Unterschiede zu den Alpen wären die viel geringere Erschließung und Besucherdichte. Es gibt nach wie vor keine deutlich oberhalb der Täler gelegenen Berghütten, und stattdessen nach wie vor weite Bereiche echter Wildnis, wo Großsäuger wie Bär, Wolf und Luchs reichlich Lebensraum finden. In einigen schwer zugänglichen Tälern der albanischen Südseite finden sich die letzten größeren Primärwälder Europas (dazu mehr in dieser Geo-Reportage).

Die Unberührtheit lässt die Steilheit und Größe der Prokletije-Berge besonders beeindruckend erscheinen. Zwar erreichen sie keine extremen Höhen (höchster Berg ist der Jezerca mit 2694 Metern) doch die Täler sind dank der Eiszeitgletscher tief eingeschnitten und die Höhenunterschiede zu den Gipfeln groß. Die Geologie sorgt dafür, dass diese Höhenunterschiede mit dramatischen Felswänden, Türmen und anderen Formen ausgefüllt sind. Merklichen Einfluss hat auch die intensive Sonne, die das Gebirge mit Farbspielen und Lichtstimmungen ständig neu in Szene setzt.

Kleine Gebirgstopografie und einige Highlights

Der im Südosten Montenegros gelegene Teil des Prokletije befindet sich dort, wo die Landesgrenze auf der Karte eine tiefe Ausbuchtung nach Süden hinein zeichnet. Hier erstreckt sich in West-Ost-Richtung das breite Tal des Ljuca-Flusses, das die Kleinstädte Gusinje und Plav beherbergt. Diese sind die zentrale touristischen Stützpunkte der montenegrinischen Seite.

Grebaje
Grebaje

Vom Tal des Ljuca zweigen südlich ins Gebirge führende Seitentäler ab. Die bekanntesten und  attraktivsten sind das Grebaje im Westen und das östlich benachbarte Ropojana.  Am Eingang des Ropojana-Tals befindet sich mit dem Dorf Vusanje ein weiterer Tourenstützpunkt mit guten Unterkünfte aber ohne Einkaufsmöglichkeiten.

Die albanischen Seite des Gebirges ist deutlich größer als die Montenegrinische. Hier ziehen lange und verwinkelte Täler vom Küstenhinterland ost- und nordwärts ins Gebirge. Dazwischen verlaufen Bergkämme und kleinere Täler in alle Richtungen.

Touristische Spots

Auch in den albanischen Alpen gibt es zwei touristische “Haupttäler”: das Theth-Tal und das Valbona-Tal. Deren beider Hauptorte Theth und Valbonë erfordern aufgrund der komplexen Gebirgstopografie jeweils eine mehrstündige Anreise, obwohl sie Luftlinie kaum 50 Kilometer von Shkodra entfernt liegen. Diese Großstadt am südwestlichen Fuß der Berge ist mit ihren vielen Unterkünften, Touranbietern und Versorgungsmöglichkeiten der zentrale Ausgangspunkt.

Theth-Kirche
Theth-Kirche

Die Landschaft der albanischen Alpen ist abwechslungsreich und attraktiv, auch abseits der beiden “Haupttäler”. So zweigen weiter nördlich an der Landesgrenze weitere lange und tiefe Täler vom Skadarsee ins Gebirge ab. Sie sind kaum bekannt, beeindrucken dafür aber um so mehr mit ihren trocken-mediterranen Landschaften. Die gewaltigen Felsmassen und Schluchten wären eine prima Kulisse für jeden Western. Vielleicht liegt es an ihrer etwas spröden und harten Aura, dass sie nur als Transitzone dienen, die abseits der gut ausgebauten Durchgangsstraßen kaum touristische Erschließung aufweist.

Zwei atemberaubende Aussichtspunkte dieser Gegend sind der albanische Straßenpass Hani e Hotit und der von der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica aus in ein bis zwei Stunden per Auto und Fußweg erreichbare Felsbalkon Grlo Sokolovo.

Hani e Hotit
Hani e Hotit

Nach Süden hin werden die albanischen Alpen so verwinkelt und zerklüftet, dass Orientierung wirklich schwerfällt. Den südlichen Rand dieser unzugänglichen Landschaft bildet der fjordartige Koman-Stausee, der den Drini-Fluss zu einem mehrarmigen, zwischen vielen hohen Felsriffen und Gipfeln verzweigten See staut. Auf dem Stausee legen Autofähren in knapp drei Stunden einen Teil der Hauptroute von Shkodra nach Valbona zurück. Die Alternativroute ohne Fähre spart keine Zeit, da sie in großem Bogen über sehr schlechte und kurvenreiche Bergstraßen führt.

Neben der Fähre verkehren Ausflugsboote auf dem Koman-See, die hauptsächlich den “Shala Beach” ansteuern. Dieser weiße Kiesstrand am kühlen Gebirgsfluss befindet sich am Ende eines dramatisch schönen Seitenarms. Derzeit entwickelt er sich von einem abgeschiedenen Naturjuwel zu einem Mix aus Kirmes und Bacardiwerbung.

Blick in die Geschichte

Die Einzigartigkeit des Prokletije resultiert auch aus seiner wechselvollen Geschichte. So war dieser Teil des Balkans stets Berührungspunkt und Schmelztiegel verschiedener Kulturen aus Okzident und Orient. Gelegentlich wurde daraus auch ein Brennpunkt, an dem schwer vereinbare Interessen aufeinanderstießen.

Schon in der Antike führten wichtige Handelswege durch die Region. Im 2. Jahrhundert v. Chr. stieg Rom zur stärksten Kraft auf, baute Straßen und Brücken und förderte den Handel. Nach Roms Untergang gewannen Slawen, Byzantiner und Serben die Oberhand. Im 15. Jahrhundert verleibten die aus der heutigen Türkei stammenden Osmanen das Gebiet ihrem großen Reich ein. Sie regierten bis 1912.

Geschichte ab 1913

Während der Weltkriege wurde das Gebiet zwischen dem nun unabhängigen Albanien, dem Königreich Jugoslawien und Italien aufgeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg firmierte es als Teil Albaniens und Teil der Republik Jugoslawien. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991 wurde der östliche Rand des Prokletije dem Kosovo zugeteilt.

Die wechselnden Grenzen wurden meist in fernen Hauptstädten über die Köpfe der Ansässigen hinweg gezogen. Dabei wurden nicht selten Handelswege und verwandtschaftliche Bindungen gekappt.

Die gesamte kommunistischen Ära über war Prokletije militärisches Sperrgebiet, durchzogen von der strengstens bewachten Grenze zwischen dem völlig abgeschirmten Albanien des Diktators Hoxha und dem ebenfalls recht paranoiden Jugoslawien des Diktators Tito. Außer den örtlichen Hirten durften keine Zivilisten das Gebiet betreten. Einige wenige Bergsteiger mit Sondergenehmigungen hatten das Privileg, das Massiv von der jugoslawischen (montenegrinischen) Seite aus zu betreten. Bergsteigen als Privileg für streng selektierte Athleten war nicht nur hier die übliche Praxis, sondern in allen sozialistischen Ländern.

Erst ab 2005 entspannte sich die Lage so weit, dass Verbote für den Grenzverkehr aufgehoben wurden und erste Bergfreunde aus Westeuropa das Prokletije entdecken konnten. Touristische Einrichtungen in den Tälern entwickelten sich, während oben im Gebirge bis heute nur wenige Anzeichen menschlicher Anwesenheit zu sehen sind. Ausnahmen bilden die Hauptwanderwege wie der Peaks-of-the-Balkans-Trail sowie einige ehemalige Militärposten, die als provisorische Hirtenunterkünfte dienen.

Welche Orte und Gipfel lohnen sich besonders?

Die Auswahl unter den vielen lohnenden, besonders schönen Orten wäre selbst für einheimische Gebietskenner nicht einfach. Hier der eher willkürliche und definitiv unvollständige Versuch eines auswärtigen Gebiets(nicht wirklich)kenners:

Jezerca (2694 m):

Als höchster Berg des Prokletije und Albaniens ist diese mächtig Pyramide ein beliebtes Ziel für fitte Alpinwanderer. Vom albanischen Valbonatal ist der Gipfel in einer anspruchsvollen, gut 10-stündigen Tagestour besteigbar (nähere Infos und GPX-Track auf alpventurer.com).

Karanfili-Massiv (bis 2490 m):

Diese einzigartigen, zugleich wuchtigen und filigranen Felstürme schießen bis zu 1000 Meter zwischen den Tälern Grebaje und Ropojana empor. Am einfachsten lässt sich ihre Pracht bestaunen, wenn man ins Grebaje-Tal fährt, wo sie schon vom Talboden aus zu sehen sind. Vom Nationalparkeingang wandert man dann in das kleine Seitental Valušnica und je nach Zeit und Lust hinauf zum gleichnamigen Gipfel auf 1879 Metern (Fotos und GPX-Track zum Download für eingeloggte Nutzer auf Wikiloc). Dort zeigt sich das “klassische” Karanfili-Panorama, eines der Top-Motive des Prokletije und des ganzen Balkans.

Arapi
Arapi

Harapit/ Arapi (2487 m):

Dieses große und steile Felshorn ist von Theth aus gut sichtbar und deshalb einer der bekanntesten Prokletije-Gipfel. In einer Tageswanderung von Theth aus kann man den Berg aus der Nähe und von mehreren Seiten bestaunen. Der Gipfel ist starken Kletterern vorbehalten.

Maja e Thatë (2406 m):

Der Wächter des Valbona-Tals gehört nicht zu den höchsten Bergen, imponiert aber ungemein mit Steilheit, Wucht und exponierter Position direkt über Valbona. Ohne Kletterausrüstung ist sein Gipfel nur für abgekochte Alpinfreaks erreichbar.

Buni i Jezerce (~1800 m):

Dieses weltentrückte Hochtal ist mit Gletscherseen gesprenkelt und von abenteuerlicher Felsszenerie eingerahmt. Seine überirdische Schönheit macht es zum nicht mehr ganz geheimen Geheimtipp für eine wild zeltende Übernachtung. Als Zugang empfiehlt sich die Route vom albanischen Theth aus, bei der die grüne Grenze nicht überschritten wird. Auf deine-berge.de finden sich GPX-Track und (eher schwache) Fotos dieser Tour.

Hollow Door/Kissing Cats:

Wandert man im malerischen Grebaje taleinwärts, kommt linker Hand oben am Grat ein Felsentor in Sicht, das wie zwei sich küssende Katzen aussieht – und zwar haargenau. Ein kurioser Anblick.

Noch kurioser ist der Anblick kleiner, gedrungener Bunker in Bergnatur. Sie sollten vor den feindlichen Angriffen schützen, die hauptsächlich in der Fantasie des Alleinherrschers Enver Hoxha existierten. Mehrere Exemplare lassen sich auf der Wanderroute von Theth über den Pejes-Pass Richtung Grenze und Vusinje entdecken. Die ersten tauchen nach knapp einer Gehstunde an der  Seite des verzweigten Bachbetts auf. Die Nächsten kommen dann erst hinter dem steilen Passanstieg, zieren aber eine wirklich traumhafte Bergumgebung.

Welche Routen bieten sich zum Wandern an?

Den vielen schönen Plätzen entsprechen viele mögliche Wanderrouten. Wobei zu beachten ist, dass viele der auf Karten eingezeichneten “Wege” nur Pfadspuren alter Hirten- und Handelswege sind, die, wenn überhaupt, erst seit kurzem für touristische Bedürfnisse erhalten und markiert werden.

Längere Touren

Als Einstiegs- und Übersichtstouren mit “alpinem Wegestandard” empfehlen sich der Valbona-Pass (1795 m) von Theth oder Valbona aus, sowie der Pejes-Pass (Qafa e Pejës, 1710 m) von Theth aus. Sie sind dank genauer Beschreibungen in den gängigen Wander-Apps und guter Beschilderung auch für wenig erfahrene Wanderer und Gebietsneulinge geeignet. Ähnliches gilt für die Tour auf den Aussichtsberg Valušnica (1879 m) im Grebaje-Tal, die ebenfalls relativ stark frequentiert ist. Bei dieser Tour hat man zudem weit unten schon tolle Blicke und Eindrücke, sodass ein Abbruch vor dem Gipfel kein Beinbruch wäre (für weitere Infos siehe oben unter Karanfili-Massiv).

Der Valbona-Pass
Der Valbona-Pass

Wer die geheimnisvollen südlichen Ausläufer der albanischen Alpen erkunden möchte, sollte sich auf den Shala-Wanderpfad begeben. Obwohl er direkt bei den Bässen und Friteusengerüchen des bereits erwähnten “Shala Beach” startet, ist er ein Geheimtipp und tolles Tourenerlebnis. Der Pfad ist steil und sollte in der Sommerhitze nur morgens oder Spätnachmittags begangen werden. Trotz Markierungen ist er im Unterholz manchmal kaum auszumachen, weshalb ein vor Ort angeheuerter Guide eine gute Idee ist. Vom Zeitaufwand her lässt sich der “Shala-Trail” nicht in einer der Tagestouren von Shkodra unterbringen, weshalb man eine Übernachtung am “Shala Beach” reservieren sollte. Weitere Infos und Fotos finden sich auf theholisticbackpacker.com.

Kurze Touren

Wer wenig Zeit hat oder kurze Touren bevorzugt, wird in Theth eher fündig als in Valbona oder den montenegrinischen Talorten, wo die Aussichtspunkte und Naturschönheiten weiter weg sind.

Folgende kurze und lohnende Touren bieten sich hier an:

Dorfkirche von Theth: Das Kirchlein ist ein viel besuchter und dennoch wunderschöner Ort mit tollen Ausblicken auf das Tal und seine spektakuläre Bergumrahmung. Vom touristischen Zentrum sind es zu Fuß etwa 15 Minuten flussabwärts zum alten Dorfkern mit der Kirche.

Grunas-Wasserfall: Der etwa 20 Meter hohe Wasserfall ist ein echter Leckerbissen mit schöner Aussicht auf das Theth-Tal. Im Sommer finden sich hier viele Badefans und Sonnenanbeter ein. Erreichbar ist er in einer gut einstündigen Wanderung von Theth oder in einer gut halbstündigen Wanderung von der Straße Richtung Ndërlysaj aus (unauffälliger Abzweig mit Parkbucht für 2-3 Autos).

Grunas-Wasserfall
Grunas-Wasserfall

Nur wenig länger dauert die Wanderung zum “Blue Eye“, einer in praller Waldnatur verborgenen, tiefblauen und wasserfallgesäumten Gebirgsquelle. Ihr Anblick verleitet zum hineinspringen, doch nach dem Eintauchen der Hand belassen es die Meisten beim Betrachten. Vom Örtchen Ndërlysaj sind es 1-2 Stunden hin und zurück. Eine Wegbeschreibung mit Fotos findet sich auf Komoot, die seltsame Einstufung als “schwer” sollte niemanden abhalten.

Tipps für lange (=anspruchsvolle) Prokletije-Touren

Bei wenig Wander- und Bergerfahrung und dennoch größeren Ambitionen sollte man sich heimischen Führern oder organisierten Gruppen anschließen. Auf eigene Faust in den Tiefen des Prokletije unterwegs zu sein, heißt, wirklich auf sich allein gestellt zu sein. Nach wie vor handelt es sich um ein abgelegenes Grenzgebiet mit überwiegend unwegsamem Gelände, keinem Netzempfang, rasant wechselndem Wetter und wenig Wasser, da dieses größtenteils im Karst versickert.

Da nur die Hauptwege eindeutig und korrekt markiert sind, gehört ein GPS-Gerät mit ausreichend Akku und sorgfältig geplanten Tracks zur Grundausrüstung. Lange Touren sind mit Übernachtungen im Zelt oder Biwak verbunden, bei denen man sich im Habitat von Bären und Wölfen aufhält. Vorkehrungen wie geruchsdichtes Verpacken der Lebensmittel sind deshalb keine schlechte Idee.

Hilfe bei Problemen ist Glückssache, organisierte Bergrettung existiert zwar, hat aber bei weitem nicht die Kapazitäten und Strukturen wie in den Alpen.

Das soll keine Ängste schüren, sondern nur deutlich machen, dass lange Touren im Prokletije automatisch auch anspruchsvolle Touren sind, bei denen man stets darauf achten sollte, “Points of no Return” rechtzeitig zu erkennen und irreversible Schritte, die man in den Alpen vielleicht mal riskieren würde, hier eher nicht zu machen.

Wo kann man im Prokletije klettern?

Im Prinzip überall und nirgends. Sportkletterer und auf eingerichtete Routen aus dem Führer “geeichte” Alpinkletterer haben jedenfalls wenig zu tun. Kletterrouten an den großen Bergen bestehen meist nur aus einer Linie auf irgendeinem Foto. Sportkletterfelsen gibt es in der Nähe von Gusinje, doch ob sie eine längere Anreise lohnen, sei dahingestellt. Boulderer kommen noch eher auf ihre Kosten, da es im Valbona-Tal ein schönes Blockfeld mit knapp 100 Routen gibt. Die Verteilung der Schwierigkeitsgrade spricht eher Einsteiger an und wird gehobene Mover nicht aus Fontainebleau und dem Magic Wood hervorlocken.

Touristische Infos

Der gesamte montenegrinische Teil des Prokletije ist seit 2009 Nationalpark, in dem eine Eintrittsgebühr von 10€ und eine Aufenthaltsgebühr von 5€ pro Tag erhoben wird (Stand Sommer 2023). Wild zelten ist offiziell nicht gestattet, wird aber geduldet, sofern man das Zelt weit genug über den Tälern aufstellt.

Auf der albanischen Seite ist ebenfalls das gesamte Kerngebirge als Nationalpark deklariert (NP Valbonatal und NP Theth). Hier werden die Regularien allerdings kaum überwacht und umgesetzt. Das bringt Vorteile wie kostenlosen Zugang und Bewegungsfreiheit, sollte aber natürlich nicht als Einladung zu umweltschädigendem Verhalten missverstanden werden.

Weitere touristische Informationen wie Anreise und Unterkünfte entsprechen weitgehend denen, die hier schon im kürzlich im Artikel Peaks of the Balkans aufbereitet wurden, weshalb auf diesen verwiesen sei.

Endnote

1: https://www.summitpost.org/prokletije/153694 (Zwar wurde die Seite seit 20 Jahren nicht mehr aktualisiert, doch sind viele der sehr ausführlichen Infos nach wie vor gut, ebenso wie die fast 700 beschrifteten Fotos.)

Recherchetipps für eigenständige Tourenplanung

Nestvarna.blog (Hochwertiger serbischer Alpin-Blog zu Prokletije und anderen Balkan-Gebirgen, englische Übersetzung und viele erstklassige Fotos)

Journeytovalbona.com (informative und erfrischend witzige Seite über Berge und Touren im Valbonatal, das hier gegenüber dem Theth-Tal etwas kurz kam)

Teile den Artikel mit anderen Bergfreunden

Bergfreund Stephan

“Flat is boring”, dachte ich mir als Kind des Flachlands immer. Bergsport war die Lösung des Problems. Aber nicht aller Probleme, wie ich beim Durchwursteln der Disziplinen von Bouldern bis Hochtouren herausfand. “Egal”, dachte ich mir und fühle mich heute bei alpinen Touren mit leichtem Gepäck sauwohl.

Schreib uns einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke die passenden Produkte im Bergfreunde.de Shop

Diese Artikel könnten dir auch gefallen