La Sportiva nennt sich nicht ohne Stolz den „Weltleader in der Herstellung von Kletterschuhen und Höhenbergschuhen“. Eine große Geschichte und Tradition hat die Firma auf jeden Fall vorzuweisen. Sie wurde 1928 vom Schuster Narciso Delladio in Tesero (Trient) gegründet und gehört auch heute noch zu 100 Prozent der Familie Delladio.
Die hohe Qualität der Bergstiefel und Kletterschuhe hat sich früh herumgesprochen und ist heute weltweit bekannt. Mittlerweile umfasst das Portfolio der Italiener auch Funktionstextilien für Skitourengeher und andere Bergsportler. Auch Lauf- und Trailrunningschuhe spielen eine zunehmende Rolle.
Firmenkurzportrait
Der Firmensitz und ein Teil der Produktionsstätten befinden sich in der Umgebung von Tesero, am Fuße der Dolomiten. Der Betrieb produziert dort seit 90 Jahren Bergschuhe, die sich inzwischen zu Trekkingschuhen, Expeditionsschuhen, Skitourenschuhen, Wanderschuhen, Kletterschuhen und Trailrunningschuhen ausdifferenziert haben. Charakteristik der Produkte ist, dass sie technisch auf dem neuesten Stand sind dabei ein hohes Maß an Funktionalität und Komfort erreichen. Dass die Ansprüche erfüllt werden, beweisen regelmäßige Auszeichnungen bei Tests und die zahlreichen Spitzensportler, die La Sportiva-Equipment für die schwierigsten Routen und Wettkämpfe der Welt verwenden.
Nachhaltigkeit sieht man als wichtigen Faktor der Unternehmensphilosophie, laut der man alle Prozesse sehr kritisch prüft und versucht, negative Umwelteinflüsse zu minimieren:
„Mit diesem Bewusstsein kaufen wir die Rohstoffe und überwachen wir die Klebstoffe, die in jeder Phase des Herstellungsprozesses verwendet werden. Weiters suchen wir systematisch nach noch umweltfreundlicheren Alternativen, vorausgesetzt, dass die qualitativen Standards des Endprodukts, die für uns unverzichtbar sind, nicht beeinträchtigt werden. Zu unserem Engagement für den Umweltschutz zählen auch die regelmäßige Überprüfung der Emissionen in die Atmosphäre, (…) sowie die Wiederverwertung des größtmöglichen Teils der Abfälle des Herstellungsprozesses und die ständige Suche nach neuen Formen des Recyclings.“
Damit sind die wichtigsten Umweltmaßnahmen kurz umrissen. Schauen wir nun, wie sie umgesetzt werden und was es sonst noch gibt.
Umweltmaßnahmen der Nachhaltigkeit
La Sportiva ist in den italienischen Alpen regional verwurzelt und leitet daraus eine Verantwortung für die Natur ab. Der Standort im Fleimstal „bringt seit jeher soziale und ökologische Verantwortlichkeit mit sich und wird stark im Betrieb empfunden“.
ISO-Zertifizierung
Als Ausdruck dessen hat La Sportiva 2003 die Umweltzertifizierung ISO 14001 eingeführt, die die Umweltbelastung in jeder Hinsicht kontrollieren soll: von der Produktion im italienischen Firmensitz bis hin zu Drittbetrieben und Lieferanten. Außerdem verpflichtet das Zertifizierungssystem zur kontinuierlichen Entwicklung und Lösungssuche im Umweltbereich.
Das führte bislang zum Einsatz von Abzugsmaschinen mit aktiven Carbonfiltern, zum Experimentieren mit Klebstoffen auf Wasserbasis und zu einer Wiederverwendungsquote von über 50 % des Produktionsabfalles.
Produkte
Die angestrebte Umweltverträglichkeit bezieht sich nicht nur auf Arbeitsprozesse, sondern auch auf Produkte, die durch die Zusatzbezeichnung ECO einfach zu erkennen sind. Die ECO-Produktlinien bestehen zu wesentlichen Teilen aus umweltfreundlichen Materialien.
Ein bekanntes Beispiel für umweltfreundliche Produkte ist der 2017 entwickelte Kletterschuh Mythos ECO. Bei ihm stammen 95 % der Komponenten aus recyceltem Material (Sohle, Schnürsenkel und Zugbänder), sein Leder ist biologisch abbaubar und ohne den Einsatz von Metallen gegerbt und es wird Kleber auf Wasserbasis verwendet. Seine Fortführung bekam der Mythos 2018 mit dem Nachfolger Cobra ECO, der zu 85 % aus umweltfreundlichen Materialien besteht. Für die Saison 2019 hat der Blog Bergparadiese.de einige weitere Produkte aus der Nachhaltigkeitslinie von La Sportiva vorgestellt:
Bluesign-Systempartnerschaft
La Sportiva ist seit 2012 ein bluesign Partner. Die Partnerschaft fällt zusammen mit dem Produktionsstart von technischer Bekleidung, in deren Rahmen La Sportiva die Fadenproduktion nach sozial-ökologischen Kriterien gestaltet und zertifizieren lassen hat. In der Saison 2014/15 folgten mit der Baselayer Seamless Linie die ersten vollständig bluesign-zertifizierten Produkte.
Weitere Mitgliedschaften und Kooperationen
EOCA Mitgliedschaft: Die von EOCA (European Outdoor Conservation Association) unterstützten Projekte reichen von Schutz der Braunbären in Spanien über Neubepflanzung der Wälder (Tschechische Republik), bis zur Erstellung von Trekkingrouten (Mazedonien/Albanien) und der Rettung von zur Rodung bestimmten Wäldern (Schweden).
2018 erhielt La Sportiva die Zertifizierung 1% For the Planet, die nachweist, dass 1% des Umsatzes aus der Bekleidungsabteilung für Tätigkeiten im Bereich der sozialen und ökologischen Verantwortung verwendet wird.
Reparaturprogramm
Statt Austausch wird zunehmend die Neubesohlung der Kletterschuhe angestrebt, welche entweder direkt von La Sportiva oder von autorisierten Schustern vorgenommen wird. Das Netz dieser Partner ist seit dem Jahr 2012 über zehn europäische Länder verteilt.
PFC Programm
La Sportiva verfolgt ein Programm zur weitestmöglichen Verringerung der Verwendung von polyfluorierten Chemikalien (PFC). Das PFC Free Programm entwickelt stattdessen umweltfreundliche Materialien, welche auch vermehrt biologisch abbaubar sind. Laut der Website nachhaltigersport.com ist eine hundertprozentig PFC-freie Kleidungskollektion bis 2022 das Ziel von La Sportiva.
Recycling
Besonders bei dem für die Sohlen verwendeten Gummi strebt La Sportiva eine möglichst effiziente Verwertung an. Der beim Schnitt des Gummis entstehende kleine Abfallteil kann nicht mehr direkt für die Produktion wiederverwertet werden. Dennoch hat der Betrieb mit seinem Recyclingsystem eine Wiederverwertung von etwa 50 % aller Produktionsabfälle, also nicht nur des Gummis, erreicht. Die Gummiabfälle werden unter anderem zu Bodenbelägen und Kunstrasen – verarbeitet von italienischen Spezialfirmen in bilateraler Zusammenarbeit.
Energieversorgung
Seit Januar 2012 kommt der gesamte für das Unternehmen gelieferte Strom aus 100 % zertifizierten erneuerbaren Energiequellen.
Soziale Nachhaltigkeit
La Sportiva produziert sowohl im eigenen Werk in Italien als auch in weiteren Ländern. Tendenziell lautet die Regel dabei: je komplexer, technischer und teurer das Produkt, desto eher ist es in Italien produziert.
Herkunft der Produkte
Zahlen dazu finden sich nur auf der Seite des Nordamerika-Ablegers von La Sportiva. Dort heißt es, die in Nordamerika verkauften Produkte werden in sechs Fabriken in drei Ländern hergestellt. Dabei stellen die Fabriken in Italien etwa 60 % der Produkte her. Die Fabriken in China und Vietnam stellen 28 % bzw. 12 % her.
Man legt Wert darauf, dass die auf der Verpackung und auf dem Produkt angegebene Herkunft tatsächlich stimmt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn in der Branche ist es nicht unüblich, nur die Endmontage am angegebenen Ort durchzuführen und die Komponenten in Ländern mit niedrigen Arbeitskosten zu produzieren. Bei La Sportiva verpflichtet man sich zu Transparenz. Wenn “Made in Italy” draufsteht, ist das Produkt auch tatsächlich in Italien produziert UND montiert worden.
Ethischer Kodex
2014 wird der „Ethische Kodex“ eingeführt, der „die Prinzipien Korrektheit, Loyalität, Integrität und Transparenz beinhaltet. In diesem Kontext hat die Firma einen eigenen Überwachungsorganismus nominiert.“ Der Kodex kann auf der Firmenhomepage eingesehen werden.
Arbeitsbedingungen
Den eben genannten ethischen Kodex, der auch das Thema Arbeitsbedingungen umfasst, hat La Sportiva als Mitglied der Outdoor Industry Association (OIA) mit verabschiedet und angenommen. Der Kodex soll sicherstellen, dass die Arbeitsbedingungen in der Lieferkette sicher sind, dass die Arbeitnehmer mit Respekt und Würde behandelt werden und dass die Herstellungsprozesse umweltverträglich sind. La Sportiva hat ein dreistufiges Kontrollsystem, um die Einhaltung der Standards zu überprüfen.
Die erste Stufe nennt sich Basic Monitoring. Diese „Grundlegende Überwachung“ kann vom Partner selbst abgeschlossen werden. La Sportiva verwendet diese Stufe für vertrauenswürdige Partner, die den Abschluss der unabhängigen Prüfung durch Dritte mit anderen Kunden dokumentieren können.
In-depth heißt die zweite Stufe – diese eingehende Prüfung deckt alle Gesundheits- und Sicherheitsaspekte des Kodex ab, beinhaltet jedoch keine Überprüfung der Lohn- und Stundendokumentation oder Befragungen der Mitarbeiter.
Das Full Audit deckt als dritte Stufe alle Elemente ab und wird von einer unabhängigen Auditfirma durchgeführt. Diese Prüfung umfasst also auch Lohn- und Stundendokumentation und führt Arbeitnehmerbefragungen durch.
Auszeichnungen
Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen von La Sportiva zeichteten sich mehrfach mit Preisen aus. 2016 zeichnete Italien, Lorenzo Delladio, den Geschäftsführer des Betriebs, mit dem Titel Ufficiale Cavaliere della Repubblica Italiana (Verdienstorden der Italienischen Republik) aus – für die Leitung eines Familienbetriebes mit umweltfreundlicher und sozial verantwortungsbewusster Einstellung.
2019 kam der Radical Green Award hinzu. Italienische Unternehmen, die sich “tagtäglich der Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Prozessen widmen” erhalten diesen Preis.
Fazit
Im Vergleich zu den Vorreitern der Branche sieht das Nachhaltigkeitskonzept bei La Sportiva noch nicht umfassend aus. Doch man muss berücksichtigen, dass hochgradig feste, technische und funktionale Schuhe das Kernprodukt der Firma sind. Bei ihnen ist die nachhaltige Gestaltung der Produktion schwieriger als bei einfacher konstruierten Produkten wie Kleidung oder Schlafsäcken. Eine weitere Schwierigkeit sieht Luca Mich, Marketing- und Kommunikationkoordinator von La Sportiva, in der Abhängigkeit von Lieferanten und Händlern, die ihrerseits noch zu wenig in Nachhaltigkeit investiert haben. Doch dieses Problem dürfte sich mit der allgemein steigenden Sensibilität für Nachhaltigkeit und Umweltthemen nach und nach entschärfen.