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Korsika: Der GR20 von Conca bis Vizzavona in 7 Tagen 

Inhaltsverzeichnis

Fünf Bergfreunde und ein “Mitläufer” (im wahrsten Sinne des Wortes) machen sich auf die Reise: Britta, Joana, Sandra, Adrian, Hannes und Hannes. Die anfängliche Idee, den GR20 nordwärts zu wandern, kommt von Hannes (also dem Bergfreund, nicht dem Mitläufer). Da wir aber alle gerne draußen sind, hin und wieder ein bisschen Abenteuer und Herausforderung suchen und gerne Zeit in toller Gesellschaft verbringen, braucht es nicht viel Überzeugungskraft, den Rest von dieser Idee zu begeistern.

Wir beschließen also, mit dem Flixbus nach Nizza zu fahren, von dort mit der Fähre nach Porto Vecchio und schließlich von Bastia über Genua auf dem selben Weg zurück. Um Kartenmaterial und Wegplanung kümmert sich Hannes.

Und dann kann es losgehen!

Gruppe wandert Pfad entlang
Die meisten Wanderer kommen uns entgegen, während wir den GR20 nordwärts bewältigen.

Tag 1: Conca – Ref de Paliri

Wir starten direkt an einem Campingplatz in Conca. Über die Asphaltstraße dorthin nimmt uns der Shuttle Service des Campingplatzes mit. Somit sparen wir uns die ersten zähen Kilometer auf heißem korsischem Asphalt. 

Los geht es mit der für uns ersten und für alle Entgegenkommenden letzten Etappe. Man sieht einige bandagierte Knie, Beine bedeckt mit einer Mischung aus Schweiß und Dreck, aber hin und wieder auch einen etwas leichtfüßigeren Gang, mag auch am weniger schweren Rucksack liegen. Wir machen die ersten Höhenmeter und blicken uns regelmäßig zu dem in weite Ferne rückenden Meer um.

Genau richtig zur Mittagspause erreichen wir eine herrliche Gumpe, bei der wir ausgiebig baden und essen. Das sorgt im Nachhinein für unrealistische Erwartungen an den Rest der Strecke, denn es sollte die schönste Gumpe auf dem ganzen südlichen GR20 gewesen sein. Auch die Aussicht beim abendlichen Tütenessen ist der Hammer und wir haben nachher selten an schöneren Refugios gecampt/biwakiert, obwohl wir nur kaltes Bachwasser zum Waschen haben.

Frau sitzt am Fluss
Kaltes Bachwasser ist an den heißen Sommertagen die Rettung: Zum Trinken, Planschen und T-shirt und Kopfbedeckung tränken.

Tag 2: Ref de Paliri – Ref d’Asinao

Am nächsten Tag erwartet uns ein sehr leckeres zweites Panini-Frühstück in Col de Bavella. Ein Traum aus Baguette, Ziegen- und Bergkäse! 

Weiter geht’s auf dem GR20 (es gibt auch eine alpine Variante von Bavella aus) und wir brechen die erste große Tube Sonnencreme an. Das Buff und das T-Shirt in Bachwasser zu tränken schafft Linderung vor der stechenden Sonne. Am Basecamp ähnlichen Refugio – überall leere Gaskartuschen, leerstehende Zelte und einen Haufen an Müll – müssen wir noch einen Rucksack mit Schnüren und Karabiner flicken, der an der unteren Befestigungsnaht des Schultergurtes anfing zu reißen. Das hält sogar bis zum Ende des Urlaubs!

Tag 3: Ref d’Asinao – Biwakplatz am Fluss

Gut, dass wir am nächsten Morgen früh aufstehen und noch etwas kühlere Morgenluft haben. Zum Frühstück gibt’s nämlich Porridge und ein paar anstrengende Höhenmeter! Und als die gerade verdaut sind, gibt es ein Omelett aus 24 (!) Eiern zur weiteren Stärkung. Das ist gut für die Seele, auch wenn der Rucksack dadurch nicht leichter wird.

Uns wurde schon prophezeit, dass es nach 2 Refugios einen fantastischen Biwakplatz am Fluss geben soll. Laut Wegbeschreibung gar nicht so weit entfernt. Wir machen uns also wieder auf den Weg durch eine an Schottland erinnernde Heidelandschaft mit einigen Bademöglichkeiten, und lassen viele schöne Übernachtungsplätze links liegen, weil wir zu unserer Mittagspause erst an der ersten Hütte waren. Doch statt dem Biwakplatz finden wir eine Horde korsischer Wildschweine. Die waren zwar ganz süß, hätten uns aber bestimmt nicht schlafen lassen.

Grüne wiese mit Kühen
Saftig-grüne Wiesen erinnern uns an Schottland. Nur, dass es hier doch deutlich wärmer ist.

Zwei haben die Hoffnung aber nicht aufgegeben, sind den Schwarzsehern vorausgeeilt und haben allen schmerzenden Füßen zum Trotz doch noch die versprochene Biwakstelle gefunden. Heute ist übrigens Waschtag! Für uns und alle Klamotten….

Tag 4: Biwakplatz am Fluss – Col de Laparo

Hier machen wir die erste tolle Gratwanderung und genießen die weite Sicht. 

Mittags, beim Refugio Usciolu angekommen, riechts für manche von uns nach Urlaub, für die meisten aber eher nach brennendem Müll. Wir beschließen ab sofort den anfallenden Unrat in der Zivilisation zu entsorgen. Wir werden auch noch Zeuge, wie die Schlacke in Säcke verpackt und von Mulis über mehr Stein als Stock abtransportiert wird.

Der weitere Weg verlangt uns und unseren Schuhsohlen einiges ab. Es ist sehr rau, rutschig und macht mehr den Eindruck eines Fernkletter- als eines Fernwanderweges. Doch einer von uns ist trotzdem nicht ganz ausgelastet und geht voraus, um auf die hart erarbeitete “freie Zeit” noch ein paar Kilometer draufzulegen und für alle 6 l Wasser aus dem Tal zu holen – denn sechs Leute brauchen viel Wasser zum Zähneputzen, Kochen und Kaffee trinken! Außerdem es gibt zwischen dem Refugio Usciolu und unserem Biwakplatz kein Wasser.

Ausnahmsweise muss heute eine Dusche mit Desinfektionstüchern riechen, ähhh reichen!

Sonnenuntergang
Die atemberaubende Aussicht am Abend ist jedes Wehwehchen wert.

Tag 5: Col de Laparo – Ref de Prati

“Seid ihr auf dem Weg zur Party?” Ähmm, ja wahrscheinlich. Wir wissen es nur noch nicht. Das Refugio “de Party” erreichen wir schon am Nachmittag und zum Abendessen gibt es Baguette, Käse und Wein!

Was wir uns an diesem Abend an “Rucksackessen” aufgespart haben, haben uns übrigens die (Schweine-)Hunde des Hüttenbesitzers in der Nacht aus dem Vorzelt geklaut! Fressen einfach alles weg ,was wir mühsam hoch geschleppt haben! Und als würde das nicht schon reichen, haben sie auf der Suche nach noch mehr Essbarem auch noch ein Loch in einen Rucksack gebissen.

Tja, auch das ist der GR20.

Tag 6: Ref de Prati – Biwakplatz mit Aussicht

Die Hälfte der Gruppe ist die mäßig beschilderte Variante des GR20 zum Monte Renoso hoch, um sich dort von der schönen Aussicht berauschen zu lassen und ein bisschen im eiskalten Bergsee zu planschen. 

Für die andere Hälfte, die auf dem Hauptweg weiter geht, kommt die Bergerie de Capannelle genau zur richtigen Zeit. Es ist ein sehr stürmischer Tag. Den kurzen Regenschauer sitzen wir einfach mit einem Bierchen aus! Danach gehen wir noch ein Stück weiter bis zum Biwakplatz, der zu unserer Überraschung über den Wolken liegt. 

Schlafplatz unter freiem Himmel
Wenn man mal ein ruhiges Biwakplätzchen gefunden hat, lässt es sich ziemlich schnell einschlafen… Bis Morgen!

Tag 7: Biwakplatz mit Aussicht – Vizzavona

Ab jetzt geht es bergab. Zusätzliche Erleichterung gibt es durch die deutlich geschrumpften Ranzen – vorne wie hinten! 😉

Die Gedanken schwanken zwischen warmer Dusche, frischem Salat, Pizza, Pommes und Eis, während wir die letzten Meter Schritt für Schritt durch den schattigen Wald stapfen.

In Vizzavona können wir endlich mal wieder gemütlich im Restaurant sitzen, in aller Ruhe unsere Kleider waschen, ohne am nächsten Tag in die nasse Hose schlüpfen zu müssen, Karten spielen, die Beine hochlegen und den Luxus der Zivilisation neu schätzen lernen. So lässt es sich leben!

Mare a Mare Nord

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Hannes und Hannes nehmen den GR20 Nord in Angriff. Britta nimmt den Zug nach Bastia und muss leider schon nach Hause. Nur Joana, Sandra und Adrian biegen Richtung Osten ab auf den Mare a Mare Nord.

Spanisches Dorf
Der Blick auf die lang verwehrte Zivilisation.

Hier ist man plötzlich in einer gänzlich anderen Welt: Der Mare a Mare ist wegen der dürftigen Beschilderung wie eine Schnitzeljagd – nur ohne Schnitzel am Ende…nicht mal ein Panini oder Schokocroissant 🙁 Es gibt auch in den kleinen Dörfern kaum Cafés oder Einkaufsmöglichkeiten.

Es ist allerdings auch viel weniger los als auf dem GR20. Neun Menschen in fünf Tagen vs. 150 Menschen an einem Tag. Dafür sehen wir auf dem Mare a Mare umso mehr freilaufende Tiere. Teilweise können wir die Trampelpfade der Tiere nicht von unserem eigentlichen Weg unterscheiden.

Auch die Markierungen sind oft von Pflanzen überwuchert und nur schwer zwischen dem hohen Farn und im Dornengestrüpp zu finden. Deshalb ist eine Offline-Karte mit Ortungsfunktion/GPS auf jeden Fall sinnvoll – noch viel sinnvoller mit Solarpanel! 

Der Vorteil am Mare a Mare ist definitiv, dass man die wunderschöne Natur ganz für sich hat und sich sogar herausnehmen kann, länger als bis 5.00 Uhr in freier Wildbahn “auszuschlafen”, weil es allerhöchstens ein Schwein stören könnte.

Für Trinkwasser ist es in der tiefer liegenden Gegend von Vorteil, einen Filter dabei zu haben, auch wenn man in jeder kleinen, urigen Ortschaft einen Brunnen mit Trinkwasser finden kann.

Auf die Herbergen und Zeltplätze sollte man sich allerdings nicht verlassen. Wir stoßen auf einige geschlossene Türen. Einen Biwakplatz zu finden ist jedoch kein Problem. Jetzt sind wir wegen der vielen Mücken zum ersten Mal richtig froh, ein Zelt dabei zu haben, auch wenn wir es auf dem GR20 hin und wieder bereut haben, eins herumschleppen zu müssen (kein Tropfen Regen + im Notfall hätte man auf dem GR20 an jeder Hütte ein Zelt mieten können).

Zeltplatz mit Aussicht
Es hat sich doch gelohnt, die Zelte mitzuschleppen. Wir sind für die Nacht geschützt vor unangenehmen Stechmücken und kalten Windböen.

Nach sechs Tagen erreichen wir das Ende des Mare a Mare Nord in Moriani Plage und damit auch das Ende unseres aufregenden Abenteuers. Falls ihr jetzt selbst mal Lust bekommen habt, den GR20 oder den Mare a Mare zu laufen, solltet ihr noch kurz dranbleiben…

Einen großen Dank möchten wir an Mizu und an Lyofood aussprechen, die uns bei diesem Trip mit Wasserfilter und Trekkingnahrung versorgt haben – und in dem mitgebrachten Tarp und Zelt von Hilleberg lässt es sich auch ganz vorzüglich nächtigen!

Sinnvolles Gepäck & praktische Tipps für GR20 & Mare e Mare:

  • Wasserfilter + mind. 3l Wasserbehälter pro Person
  • Offline-Karte mit Ortungsfunktion (z.B. maps.me)
  • Solarpanel
  • stabile Schnur und Materialkarabiner 
  • Diclofenac o.ä. Schmerzgel: damit läuft man direkt noch eine Stunde länger 
  • Tape/Panzertape (nimmt um eine Trinkflasche gewickelt kaum Platz ein)
  • Kopfbedeckung und T-Shirt nass machen macht die Hitze um Einiges erträglicher
  • Das Gelände ist oft sehr rau und schroff: man muss damit rechnen, dass die Schuhe nach dem GR20 im Eimer sind.
  • Wer kleine Müllbeutel dabei hat, kann seinen Müll (nur) bei anfahrbaren Hütten zurück lassen und tut der Umwelt etwas Gutes!
  • Die Hütten sind mit dem Nötigsten ausgestattet: Abendessen für ca. 20,00 €, Frühstück und Snacks kann man immer mal wieder zwischendurch an den Hütten kaufen, Zelte gibt es an jeder Hütte zu mieten (10-15€/Nacht)
  • In Vizzavona kann man sogar Gaskartuschen, Flickzeug für Zelt und Co., Blasenpflaster, Trinkblasen und alles, was das Wanderherz begehrt, zu relativ normalen Preisen kaufen.

Disclaimer: Wildcampen ist auf Korsika verboten, wird gerade auf dem GR20 auch kontrolliert und mit Geldbußen geahndet. Biwakieren und Zelten ist an ausgewiesenen Plätzen möglich und auf dem Gelände der Refugios oft gestattet. Aufgrund der korsischen Trockenheit besteht immer Waldbrandgefahr, weshalb insbesondere das Feuermachen in der Wildnis strengstens verboten ist.

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Bergfreund Gastautor

2 Comments on the Article

  1. Wildsau 5. August 2023 16:23 Uhr

    Hi, Wir haben Mitte Juni bis Anfang Juli den Mara a Mare gemacht, fand die Markierungen, Bschilderungen eigentlich mehr als ausreichend (Handy mit GPS permanent ausgeschaltet im Rucksack). zumindest die Hauptroute ist gut markiert, war aber auch alles frisch gemäht, ist außerdem eine sehr schöne, vielfältige Route. will keine Werbung machen, bleibt alle aufm GR20 :-P

  2. Vincent 18. September 2019 16:07 Uhr

    Ein Dragonfly! <3 Ja dann ist der Wind wirklich egal :-) Sieht aber ein bisschen anders aus als meins an der Tür..

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