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Gravel vs. Cyclocross – wo liegen die Unterschiede?

Inhaltsverzeichnis

Falls du jetzt denkst: „Spaghetti oder Maccaroni? – Sind doch sowieso alles Nudeln.“ Falsch. Gravel und Cyclocross gehen zwar „irgendwie in eine ähnliche Richtung“ – sind aber trotzdem nicht identisch. Falls du jetzt denkst: „Gravel… was? Was redet der?“ Keine Angst, wir gehen erstmal an den Anfang und fragen uns…

Was ist eigentlich Gravel beziehungsweise ein Gravelbike?

Rennräder für Freizeitsportler und Profis gibt es bereits seit Jahrzehnten in verschiedensten Varianten. Die sogenannten Roadbikes wurden leicht und aerodynamisch konstruiert, um mit schmalen Rennradreifen und ordentlich Luftdruck eine maximale Performance und Geschwindigkeit auf möglichst glattem Asphalt zu ermöglichen.

Viele Jahre später (Mitte der 1970er in den USA und etwas später auch in Europa) ging es mit dem Fahrrad zunehmend ins Gelände: das Mountainbike war erfunden. Mit breiten Reifen, Stollenprofil und gefederter Gabel entwickelte sich das „Radfahren abseits geteerter Wege“ schnell zu einer eigenen Sportart mit zahlreichen Disziplinen, wie Enduro, Four Cross oder Downhill. Dabei ließen sich die MTB-Hersteller zunehmend von Erfindungen aus dem Motocross-Bereich inspirieren und entwickelten vollgefederte Downhillbikes, Federgabeln mit Doppelbrücke und leichte Scheibenbremsen für Radfahrer.

Fahrradfahrer vor einem Sonnenuntergang
Gravelbikes sind im Vergleich zu Cyclocrossern eher auf Komfort getrimmt.

Das Gravelbike ist dagegen eine Entwicklung aus den letzten Jahren, die Rennräder speziell für den Einsatz auf unbefestigten Wegen optimiert. So wird aus einem Rennrad zwar kein Downhillbike, aber Schotterwege und unbefestigte Fahrradwege lassen sich damit bestens fahren. Trotzdem orientieren sich Lenker, Rahmen und andere Teile eher am bekannten Rennrad-Design und nicht am Mountainbike. Breitere Reifen und Scheibenbremsen gehören jedoch zur Gravelbike Standardausstattung.

Für sportliche Rides in kombiniertem Gelände mit Schotter, Erde, Kies und Asphalt, sind Gravelbikes perfekt. Sie kombinieren die großen Laufräder und die gute Kraftübertragung von Rennrädern mit komfortablem Laufverhalten und hoher Bremsleistung. Im Gegensatz zu sportlichen Rennrädern ist die Sitzposition etwas aufrechter, um die Hände bei langen Touren besser zu entlasten. Gravelbikes eignen sich für sportliches Training ebenso gut, wie für lange Touren, mehrtägige Radtouren und anspruchsvolles Bikepacking.

Gravelbike und Cyclocross-Bike: Das ist der Unterschied!

So wie Spaghetti und Maccaroni gehören Gravelbike und Cyclocross im Grunde schon in den gleichen „Nudeltopf“. Beim Cyclocross handelt es sich jedoch genaugenommen um eine sportliche Disziplin, die auch als Querfeldeinrennen, Radcross oder Radquer bezeichnet werden kann. Die Rennen werden in der Regel auf einem Rundkurs mit verschiedenen Untergründen ausgetragen. Dazu gehören Feldwege und Waldwege, die über verschiedene Anstiege, Abfahrten und auch Tragepassagen führen.

Fahrradfahrer beim Cyclocross-Rennen
Eine typische Szene aus einem Cyclocross-Rennen.

Daraus ergibt sich auch der wesentliche Unterschied zwischen Gravel und Cyclocross: das Cyclocrossbike ist speziell für den Einsatz bei solchen Rennen konstruiert und konzipiert. Es dient dazu, auf der Rennstrecke möglichst schnell zu fahren und maximale Performance auf dem Track zu erzielen. Das Gravelbike dagegen, ist für lange Touren und Radreisen in Mixed-Terrain ausgelegt. Dabei verbindet es Performance, Fahrkomfort und Robustheit.

Die Unterschiede von Gravel und Cyclocross im Einzelnen:

Rahmengeometrie

Beim Cyclocross geht es darum, schnell anzufahren, schnell zu bremsen, Hindernisse zu umfahren oder zu überspringen – deshalb ist der Rahmen beim Cyclocross-Bike besonders agil. Ein hohes Tretlager sorgt für gute Bodenfreiheit. Ein geringer Stack und kürzere Kettenstreben sorgen für eine aggressive Fahrposition beim Rennen.

Dagegen ist das Gravel-Bike mit längerem Radstand und längeren Kettenstreben eher auf Laufruhe und Stabilität getrimmt. Ständiges Wechseln der Fahrposition im Rennmodus ist beim Gravel-Bike nicht nötig. Deshalb zielt die Rahmengeometrie mit ihrem höheren Stack mehr auf Fahrkomfort und eine aufrechtere Sitzposition.

Aufbewahrungsmöglichkeiten und Bikepacking

Während Radsportler für ein Cyclocross-Rennen, das etwa 30 bis 90 Minuten dauert, nur ein gut abgestimmtes Bike brauchen, benötigen Gravelbiker in der Regel zusätzliches Equipment auf Tour. Dazu gehören zum Beispiel Dinge, wie Verpflegung, Flüssigkeit, Reparaturset, Smartphone oder andere wichtige Accessoires.

Am Cyclocross-Bike ist in der Regel kein unnötiges Gramm zu viel verbaut. Gravelbikes hingegen verfügen meistens über entsprechende Anbaumöglichkeiten für Schutzbleche, Gepäckträger und eine große Auswahl an Taschen für Radtouren und Bikepacking.

Schaltung und Übersetzung

Auch wenn Cyclocross-Rennen im Gegensatz zu klassischen Rennradrennen als besonders abenteuerlich gelten, so ergeben sich aus den Rennanforderungen gewisse Vorgaben für eine möglichst effiziente Abstimmung der Schaltung. Sehr beliebt ist eine Kombination aus 46/43 Kettenblatt und einer 11-36 Kassette, da sie annähernd reibungsloses und präzises Schalten im Rennen gewährleistet und der hohen Belastungsintensität gut standhält.

Fahrradfahrer im Wald
Mit einem Gravelbike lässt es sich auch gut auf Waldböden fahren

Gravelbikes bieten dagegen ein viel größeres Spektrum an Kombinationen, so dass Touren mit langen Anstiegen bequem zu bewältigen sind. Neben einem Kettenblatt mit 38 bis 42 Zähnen lassen sich auch Kettenblattkombinationen mit 50/34 und 48/32 am Gravelbike verbauen. Gerne werden diese mit einer 11–34 Kassette ergänzt.

Laufradgröße und Reifen

Wie bei den meisten Rennrädern ist 700c die Laufradgröße für fast alle Cyclocross-Räder. Laut Reglement dürfen die Räder beim Rennen nicht breiter als 33 mm sein. Daher sind auch die Rahmen der Cyclocross-Bikes für die 700c mit 33 mm Reifen optimiert.

Auch im Gravelbereich beträgt die Laufradgröße meistens 700c. Teilweise verwenden Hersteller auch die etwas kleineren 650b Laufräder. Normalerweise können Reifen am Gravelbike breiter ausfallen, als beim Cyclocross. Mit bis zu 42 mm Reifenbreite und dem entsprechenden Profil und Reifendruck sorgen die Reifen für verbesserte Traktion auf Felsen und im matschigen Gelände.

Steifigkeit und Fahrkomfort

Cyclocross-Bikes sind Rennmaschinen. Deshalb sind die Rahmen relativ steif gehalten, um im Renneinsatz keine hundertstel Sekunde unnötig auf der Strecke zu lassen. Wenn Hersteller davon sprechen, dass das Fahrrad direktes Feedback weitergibt, bedeutet das im Klartext: jeder Stein und jede Bodenwelle werden fast ungefiltert an Wirbelsäule und Handgelenke weitergegeben.

Was für den Renneinsatz notwendig ist, hat mit Fahrkomfort nicht mehr allzu viel zu tun. Beim Gravelbike steht der Fahrkomfort dagegen von Anfang an sehr weit oben auf der Liste der Konstrukteure. Die speziellen Rahmengeometrien sorgen dafür, dass Schläge und Vibrationen beim Fahren besser abgedämpft werden. In Kombination mit der aufrechteren Haltung können die Gravelbikes bequem den ganzen Tag gefahren werden.

Gravel oder Cyclocross?

Mit einem Cyclocross-Radl lässt es sich natürlich nicht nur auf der Rennstrecke super fahren. Auch fürs tägliche Training im Wald und auf Schotter ist das Cyclocross-Bike perfekt geeignet. Wenn du allerdings lieber ausgedehnte Touren oder mehrtägige Radreisen unternehmen möchtest, profitierst du mit Sicherheit eher vom Fahrkomfort und der individuelleren Abstimmung des Gravelbikes.

Wenn du mal mit deinem Gravelbike an einem Cyclocrossrennen teilnehmen möchtest, ist das sicherlich (mit der entsprechenden Bereifung) auch möglich. Höchstwahrscheinlich wirst du das Rennen gegen hochspezialisierte Cyclocross-Rennmaschinen damit nicht gewinnen, aber wer weiß,… wenn deine Waden kräftig genug sind…

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Bergfreund Jan

Angefangen hat alles mit Camping im selbstgebauten Wohnmobil. Im Winter erst auf zwei Brettern am Anfängerhügel, später dann nur noch auf einem im Powder. Im Sommer fast immer am und auf dem Wasser – ganz egal ob am Meer, See oder Fluss. Mal auf zwei Rädern über die Schwäbische Alb, mal auf vier Rollen durch die Stadt oder mit Wanderstiefeln an den Füssen in den Alpen, Pyrenäen und im Himalaya. Ob mit Kletterseil im Kalkstein, mit Klettersteigset im Granit oder mit Bouldermatte am Kunstharz.

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