Die Vorgehensweise bei einem Schuhtest kann ganz unterschiedlich sein. Die einen setzen sich hin, schreiben eine Liste der Features der Schuhe und testen diese sukzessive ab; wer kann was, wie gut, was brauchts undbedingt und was nicht so.
Oder man macht es wie unser Bergfreund Franz: Der hat sich auch hingesetzt, aber lieber eine Liste der Berge erstellt, die er besteigen möchte, die Schuhe eingepackt und ist losgezogen. Zurück aus den Bergen hat er sich dann wieder hingesetzt und dieses mal ein Gear of the Week geschrieben, wie gut der Schuh sich geschlagen hat.
Nachdem sich mein vorheriger Hochalpinstiefel, nach einem Jahr so langsam auflöste und mir eigentlich auch etwas zu warm war entschied ich mich auf Anraten von Freunden für den Nepal Evo Gtx.
Dieser Stiefel ist ähnlich steif aber nicht ganz so warm und damit bestens geeignet für Hochtouren in den Alpen im Frühjar, Sommer und Herbst.
Cordillera Darwin in Feuerland
Kurz nachdem ich den Schuh neu hatte und ich ihn nur einen Tag geschafft hatte einzutragen, ging meine Expedition nach Feuerland in die Cordillera Darwin los. Dort hatte ich den Stiefel eigentlich jeden Tag an und teilweise 10 Stunden und mehr pro Tag. Blasen habe ich keine bekommen, was sicherlich an der Schnürung des Schuhs liegt.
Er lässt sich bis Knöchelhöhe sehr gut an den Fuß anpassen und ist nicht starr mit dem Schaft verbunden, was sehr gute Bewegungsfreiheit im Sprunggelenk bewirkt. Bei der Erstbesteigung des Monte Niebla (1430m) konnte ich die Vorteile des Nepal Evo sehr gut wahrnehmen als es durch filigranes, brüchiges Gestein und Eis ging.
Auch hatte ich auf der Reise, bei der es etwa 26 von 28 Tagen regnete nie wirklich nasse Füße und immer besten Halt auf nassem Fels.
In den Geröllfeldern schützte der hohe Geröllschutz das Leder hervorragend vor Abnutzung.
Das Matterhorn in Zermatt
Die nächste Tour führte mich im Februar nach Zermatt zum Matterhorn. Es war zwar erstaunlich warm für Februar aber auch hier konnte der Schuh seine Stärken ausspielen.
Richtig gutes Trittgefühl mit und ohne Steigeisen und ein angenehmes Fußklima. Für einen guten Abschluss am Schaft sorgt eine angenähte Neoprenlasche, die Schnee fernhält (falls man seine Gamaschen vergessen hat) und die warme Luft im Schuh nicht nach außen lässt.
Nordwestgrad der Wildspitze
Die letzte Tour die ich mit dem Nepal gemacht habe ging auf die Wildspitze. Ziel war die Nordwandroute. Nachdem wir 1,5 Stunden in steilem Gelände auf die Seilschaft vor uns warten mussten und die Finger langsam kalt wurden – im Gegensatz zu den Füßen – und das Eis auch eher mäßig war, entschieden wir uns um und gingen den Norwestgrad, der wesentlich leichter war.
Normalerweise nutze ich die Grivel G12 Steigeisen mit Bügel, wobei man genauso auch ein Körbchensteigeisen montieren kann. Farblich passen die Steigeisen natürlich auch zum Schuh 😉
Fazit
Der La Sportiva Nepal Evo GTX ist DER Alpinschuh für europäische Hochtouren.
Er ist für jegliches Gelände und durch die Gore-Tex Membran für jegliche Wetterbedingungen geschaffen. Einzig im Winter könnte es etwas zu kalt werden. Er hat eine sehr gute Passform und erlaubt äußerst viel Feingefühl und Trittsicherheit in steilem Gelände.
Durch die flexible Verbindung von Schaft und unterem Schuhteil wird die Bewegungsfreiheit auf ein Maximum erhöht ohne dass man an entscheidend Stabilität verliert. Daher kann man mit dem Nepal auch längere Zeit gehen, wenn es mit anderen Alpinstiefeln teilweise schon unangenehm wird.