Vor einiger Zeit haben wir Euch nach dem schönsten Gipfel Deutschlands gefragt und Ihr habt abgestimmt. Ob damit der bloße Anblick aus dem Tal oder eine Tour auf den Gipfel gemeint ist, haben wir offengelassen. Ich habe Euer Voting allerdings zum Anlass genommen die fünf beliebtesten Berge in Deutschland zu besteigen und möchte Euch nun an meiner Erfahrung teilhaben lassen. Hier also in umgekehrter Reihenfolge Eure liebsten deutschen Gipfel und meine persönlichen Eindrücke. Viel Spaß damit!
Platz 5: Kampenwand Ostgipfel 1664 m
- Talort: Aschau am Chiemsee
- Ausgangpunkt: Talstation Kampenwandbahn
- Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kein Problem. Fahrzeit von München ca. 1:40 Stunden.
- Route: Bahnhof Aschau – Reitweg – Steinlingalm – Gipfel – Steinlingalm – Bergstation Kampenwandbahn – Bergbahn – Talstation Kampenwandbahn – Bahnhof Aschau
- Höhenmeter im Aufstieg: ca. 1060 hm
- Höhenmeter im Abstieg: ca. 200 hm
- Wegstrecke: ca. 14 km
- Offizielle Gehzeit zum Gipfel: 3,5 Stunden (ab Talstation Kampenwandbahn)
Mit lediglich gut 1000 hm im Aufstieg ist die Tour auf die Kampenwand die kürzeste und gleichzeitig einfachste in unserer Liste der schönsten Berge in Deutschland. Auf die Kampenwand kann man auch mit der Seilbahn fahren und von dort in ca. 30-45 Minuten bis zum Gipfel wandern. Das ist mir dann aber doch zu wenig und so habe ich mich für den Aufstieg aus dem Tal und gleichzeitig für einen echten Klassiker entschieden: Route Nr. 22 über den Reitweg.
Ich reise mit der Bahn an. Aschau ist auf diese Weise relativ gut zu erreichen. Von Prien am Chiemsee, gibt es alle 40-60 min eine Verbindung. Somit ist die Anreise auch beispielsweise von München oder Salzburg kein Problem. Laut der DB-App soll es ab Aschau Bahnhof auch einen Bus zur Talstation der Kampenwand geben. Ich kann allerdings keinen Bus finden und entschließe mich, meine Tour bereits am Bahnhof zu starten. Bis zum eigentlichen Ausgangspunkt an der Talstation der Kampenwandbahn, sind es von hier nur gut 1,5 km, also alles halb so schlimm.
Von der Talstation bis zur Steinlingalm
Der Weg Nr. 22, auch Reitweg genannt, geht links an der Talstation der Bahn vorbei und führt zunächst noch auf einer Straße aus dem Ort hinaus. Bald habe ich aber die letzten Häuser hinter mir gelassen und der noch immer asphaltierte Weg führt mehr und mehr durch bewaldetes Gebiet. Etwa einen Kilometer weiter biegt dann der Reitweg von der Fahrstraße ab und führt mit angenehmer Steigung und mehreren Kehren durch den Wald, bis er nach ca. 3,5 Kilometern erneut auf einen asphaltierten Fahrweg trifft.
Auf diesem geht es dann weiter den Berg in Deutschland hoch, bis der Reitweg abermals abzweigt und noch immer mit angenehmer Steigung weiter bis zur Steinlingalm führt. Hier trifft der Reitweg auf mehrere andere Wanderwege und somit auch auf den, der von der Bergstation der Kampenwandbahn herführt. Außerdem kann man auf der Steinlingalm einkehren und so ist es wenig verwunderlich, dass sich hier zahlreiche Wanderer, Ausflügler und Radfahrer aufhalten. Mittlerweile ist es um die Mittagszeit und auch ich beschließe hier kurz etwas zu essen.
Die Gipfelbesteigung
Gleich danach geht es weiter, es wartet der eigentliche Aufstieg zum Gipfel. Der Weg wird ziemlich schnell steiler und felsiger, hier und da heißt es kurz Hand anlegen. Nach kurzer Zeit stehe ich inmitten der sogenannten Kaisersäle. Dieser Ort befindet sich quasi im Berg. Durch einen schmalen Zugang gelangt man zwischen die Felsen hinein und ist bald komplett von ihnen Umgeben. Gerade so als stünde man in einem großen Saal. Ein beeindruckender Ort. Auch hat man von hier aus einen guten Blick auf den Ostgipfel, den es noch zu besteigen gilt. Wer bis hier her gekommen ist, sollte damit aber kein Problem haben und so stehe ich nach kurzem Gekraxel am Gipfelkreuz und freue mich über die herrliche Aussicht auf das Chiemgau mit seinen Seen und die umliegenden Berge. Perfekt, so soll es sein!
Der Abstieg führt auf dem gleichen Weg zurück zur Steinlingalm. Von hier wandere ich gemütlich zur Bergstation der Kampenwandbahn und schneller, als es mir lieb ist, ist die Tour auch schon beendet. Ich werde nämlich mit der Bahn ins Tal fahren, das schont die Knochen und verleiht der Tour gleichzeitig auch ein wenig Ausflugscharakter.
Persönliches Fazit:
Die Tour auf die Kampenwand ist definitiv lohnend auf der Liste der schönsten Berge in Deutschland. Bei entsprechendem Wetter hat man hier eine beeindruckende Fernsicht. Auch mit Kindern, die gerne Wandern und / oder Klettern sollte die Tour gut zu machen sein. Der Aufstieg aus dem Tal ist schön, aber nichts wirklich Besonderes. Wer sich die Höhenmeter sparen will, kann daher auch die Bahn nehmen. Zum Thema Gehzeit: Diese ist aus meiner Sicht sehr großzügig bemessen. Ich konnte sie trotz kurzer Mittagspause locker unterbieten.
Aus meiner Sicht: Kampenwand Platz 4
Platz 4 und 3: Nebelhorn 2224 m und Rubihorn 1957 m
- Talort: Reichenbach
- Ausgangspunkt: Parkplatz
- Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kein Problem. Fahrzeit von München ca. 2:50 Stunden.
- Route: Reichenbach – Unterer Gaisalpsee – Rubihorn – Gaisalphorn – Großer Grundkopf – Nebelhorn
- Höhenmeter im Aufstieg: ca. 1530 hm
- Höhenmeter im Abstieg: ca. 180 hm
- Wegstrecke: ca. 9,5 km
- Offizielle Gehzeit zum Gipfel: Reichenbach – Rubihorn 3,5 Std.; Rubihorn – Nebelhorn 3,5 Std.
Auch auf das Nebelhorn gibt’s eine Seilbahn, ich hätte es mir also einmal mehr leicht machen können. Aber da mir das zu einfach gewesen wäre und da das Rubihorn in der unmittelbaren Nachbarschaft des Nebelhorns steht, habe ich mir eine besondere Tour ausgesucht: Von Reichenbach bei Oberstdorf aufs Rubihorn und dann weiter über das Gaisalphorn (1953 m) und den Großen Grundkopf (2062 m) zum Nebelhorn. Auf dieser Tour sind wir diesmal zu zweit unterwegs, das macht die doch recht lange Wanderung auf diese Berge in Deutschland zusätzlich kurzweilig.
Von Reichenbach zum Rubihorn
Die Tour startet direkt beim Wanderparkplatz in Reichenbach. Von dort aus geht es zunächst über den Gaistobelweg immer am Bach entlang bis zur Gaisalpe. Der Weg ist wirklich schön und vor allem durch den Bach landschaftlich eindrucksvoll. Auf der Gaisalpe könnte man theoretisch einkehren, uns ist jedoch noch nicht nach einer Pause und so setzen wir unseren Weg fort zum unteren Gaisalpsee. Der See liegt in einem Kessel, umgeben von zahlreichen Bergen. Einer davon ist das Rubihorn, das wir gleich noch besteigen wollen. Zusätzlich hat man von hier aus einen perfekten Blick auf den Grat, der uns im weiteren Verlauf der Tour bis zum Nebelhorn führen wird. Schnell wird klar: Der Weg ist noch weit, das wird sich ziemlich ziehen.
Abgesehen davon ist der Untere Gaisaplsee auch ein beliebtes Tourenziel, beispielsweise für Familien. Denn man kann, sofern man das kalte Wasser nicht scheut, ohne Weiteres auch im See baden. Dafür haben wir aber keine Zeit und gehen nach einer kurzen Vesperpause weiter in Richtung Rubihorn. Ab dem See wird der Weg bald steiler und an wenigen Stellen ein bisschen ausgesetzt. Hier heißt es Demut zeigen, langsam gehen, nicht gleich das ganze Pulver verschießen. Kurz darauf erreichen wir ein Joch, hier teilt sich der Weg: Nach rechts auf den Gipfel des Rubihorns und nach links auf den Grat, der sich über mehrere Gipfel hinweg bis zum Nebelhorn erstreckt. Wir wollen jedoch zunächst das Rubihorn besteigen und erreichen den Gipfel nach ca. 10 Minuten leichter Kraxelei. Wenig überraschend hat man von diesem Berg in Deutschland einen großartigen Blick auf und über das Tal hinweg.
Nachmittags zum Nebelhorn
Nach einer kurzen Gipfelrast geht es weiter. Erst wieder zurück in das Joch und dann immer weiter dem Grat entlang. Dieser ist zunächst weder ausgesetzt oder unangenehm. So ist es auch wenig verwunderlich, dass wir schon nach relativ kurzer Gehzeit auf dem Gaisalphorn stehen. Kein Grund auszuruhen, für uns heißt es weitergehen. Mal auf dem Grat, mal daran entlang, einmal relativ knapp unter einem kleineren Gipfel hindurch. Wie schon erwartet zieht sich der Weg ganz schön und wird zum Nebelhorn hin insgesamt ein wenig anspruchsvoller. Hier und da braucht man die Hände, manchmal muss man aber auch gehörig mit dem niederen Kiefernbewuchs kämpfen.
Irgendwann nach einer Kuppe und noch einer Kuppe und da hinten nur noch ein zwei mal schnell ums Eck, erreichen wir den Vorgipfel des Nebelhorns. Hier gibt es eine Aussichtsplattform und zahlreiche Menschen, die die Aussicht genießen. Wir kennen die Aussicht aber schon von unserer Gratwanderung und machen uns deshalb auf zum eigentlichen Gipfel. Dieser befindet sich direkt oberhalb der Bergstation der Nebelhornbahn. Kein Wunder also, dass man auch hier die Einsamkeit vergeblich sucht.
Es heißt anstehen, Foto machen und sich erneut über einen erfolgreich bezwungenen Berg in Deutschland freuen. Außerdem hat man von hier aus einen recht guten Blick auf den Hochvogel, das Matterhorn des Allgäus. Der kommt morgen dran, ich bin gespannt. Für den Abstieg nutzen wir auch hier die Bahn und gondeln durch ein beeindruckendes Panorama gemütlich ins Tal. Info: Von der Talstation der Nebelhornbahn gibt es stündlich eine Busverbindung nach Reichenbach, hierdurch kommt man problemlos auch wieder zum Auto zurück, sofern man nicht ohnehin mit den Öffentlichen unterwegs ist.
Persönliches Fazit:
Die Wanderung auf das Rubihorn macht richtig Spaß. Wer Lust auf Bergwandern hat, ist hier genau richtig. Je nach Leistungsstand können auch Kinder auf diesen Berg in Deutschland mitkommen. Bis zum Rubihorn hat mir die Tour wirklich gut gefallen, hier ist alles drin: Ein beeindruckender Wildbach, Einkehrmöglichkeiten am Weg und ein See zum Baden. Die Tour ist mit rund 1100 hm im Aufstieg nicht gerade kurz, aber dennoch gut zu bewältigen. Der Weiterweg zum Nebelhorn war eigentlich auch eine schöne Tour. Dennoch: Wer Lust auf eine (anspruchsvolle) Gratwanderung hat, findet definitiv woanders was Schöneres. Der Gipfel des Nebelhorns ist aufgrund der Bahn zumeist sehr gut besucht und ich kann jeden verstehen, der sich die Bergwelt auch ohne große Mühen gerne einmal von oben anschaut. Dennoch: Ein wirkliches Bergerlebnis sieht für mich anders aus.
Aus meiner Sicht: Rubihorn Platz 3, Nebelhorn Platz 5
Platz 2: Hochvogel 2592 m
- Talort: Hinterstein
- Ausgangspunkt: Bushaltestelle Giebelhaus (Straße für Autos gesperrt)
- Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar, aber ein wenig umständlich. Fahrzeit von München ca. 3:30 Stunden. Wer mit dem Auto anreist, muss in Hinterstein parken, es gibt stündlich einen Bus zum Giebelhaus.
- Route: Giebelhaus – Prinz-Luitpold.Haus – Kreuzspitze – Hochvogel
- Höhenmeter im Aufstieg: ca. 1600 hm
- Höhenmeter im Abstieg: ca. 1600 hm
- Wegstrecke: ca. 18 km
- Offizielle Gehzeit zum Gipfel: 6 Std.
Im wirklich hintersten Zipfel des Allgäus steht der Hochvogel – eure Top 2 der Berge in Deutschland. Drei unterschiedliche Routen führen theoretisch auf den Gipfel. Zwei von der deutschen und eine dritte von der österreichischen Seite. Beim Aufstieg von der österreichischen Seite gilt es jedoch zu beachten, dass der Bäumenheimer Weg seit 2014, aufgrund der Gefahr von Felsstürzen gesperrt ist. Wer von Österreich aufsteigen will, muss daher einen ordentlichen Umweg in Kauf nehmen. Ich entscheide mich aber für den Aufstieg von der Allgäuer Seite und über die Kreuzspitze (2367 m).
Die Tour auf den Hochvogel ist mit rund 1600 hm im Auf- und Abstieg nicht gerade kurz. Eine Bahn zur Unterstützung gibt es hier nicht, dafür aber im Bereich der Kreuzspitze ordentlich Gekraxel und ggf. eine Hütte zum Übernachten. Zu den Gehzeiten liest man Unterschiedliches, die Tour könnte sich also auch ziehen. Zu allem Überfluss bin ich heute auch überwiegend alleine unterwegs. Mein Begleiter hat sich am Vortag irgendwo zwischen Rubi- und Nebelhorn derart üble Blasen gelaufen, dass er heute maximal bis zum Prinz-Luitpold-Haus aufsteigen wird. Wir sind dort für später zum Essen verabredet.
Vom Giebelhaus zum Prinz-Luitpold-Haus
Die Tour zum Hochvogel startet am Giebelhaus im Hintersteiner Tal. Die Straße dorthin ist für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Zum Giebelhaus fährt aber ein Bus, alternativ könnte man die Strecke aber auch mit dem Fahrrad bewältigen. Wir haben jedoch keinen Drahtesel dabei und nehmen den Bus. Hierdurch ergibt sich für die Tour automatisch ein maximales Zeitfenster von 11 Stunden, da wir ja den letzten Bus talabwärts noch erwischen müssen. Am Giebelhaus angekommen steige ich aus dem Bus und stehe direkt vor einem Wegweiser. Sechs Stunden ist die offizielle Gehzeit zum Gipfel des Hochvogels. Das könnte knapp werden…
Die ersten 2-3 Kilometer verläuft die Aufstiegsroute noch auf der Fahrstraße, die durch das Hintersteiner Tal führt. Kurz vor der Materialseilbahn des Prinz-Luitpold-Hauses biegt unser Weg jedoch nach links ab, führt zu und über einen kleinen Bach und steigt auf der anderen Talseite merklich in leichten Kehren an. Zunächst führt der Weg dabei noch durch einen Wald, bald aber schon über mehrheitlich offenes Gelände, immer wieder auch in mittelbarer Nähe zu einem Bergbach mit kleineren Kaskaden. Auf diese Art schlängelt sich der Weg dahin, bis ich nach ca. 2 Stunden das Prinz-Luitpold-Haus erreiche. Hier könnte man theoretisch auch übernachten und so die Tour auf diesen Berg in Deutschland in zwei gemütlichere Tage aufteilen. In der Ferienzeit war allerdings für uns kurzfristig kein Platz mehr zu bekommen.
Der erste See und die Kreuzspitze
Für mich geht der Weg gleich weiter. Erst nahezu eben an einem kleinen See entlang, dann aber schnell wieder wie gewohnt in Serpentinen steigend durch gutes Gehgelände. Rund 200 Höhenmeter oberhalb des Prinz-Luitpold-Hauses gabelt sich der Weg. Hier muss ich mich entscheiden, entweder nach links am „Balken“ vorbei und über den „Kalten Winkel“ zum Hochvogel. Oder nach rechts über die „Kreuzspitze“. Der Weg über die Kreuzspitze ist ein bisschen anspruchsvoller. Einige Stellen sind hier auch mit Drahtseil versichert. Das klingt für mich spannend und ich beschließe diesen Weg zu nehmen. Zumal der Wergweiser eine etwas längere Gehzeit über den Kalten Winkel auf den Berg in Deutschland angibt.
Beim Weg zur Kreuzspitze handelt es sich zunächst um Gehgelände. Dieses ist recht steil und nicht zuletzt aufgrund seiner Beschaffenheit ein wenig mühselig. Um so mehr freut es mich, als ich endlich an der ersten Kletterstelle angekommen bin. Diese ist durchweg mit einem Drahtseil versehen. Man könnte sich hier daher auch problemlos mittels Klettersteigset sichern. Das ist aber keinesfalls ein Muss, wer trittsicher und schwindelfrei ist, bewältigt die kurze Kletterei auch ungesichert souverän. Der Weg selbst führt nicht direkt auf die Kreuzspitze, sondern knapp unterhalb des Gipfels vorbei. Wer will, kann den kurzen Umweg auf den Gipfel aber problemlos in ca. 15 Minuten bewältigen. Ich bin jedoch noch zum Essen verabredet und beeile mich daher lieber den Hochvogel zu besteigen.
Auf zum Hochvogel
Hinter der Kreuzspitze muss man ein paar Höhenmeter absteigen. Hier trifft mein Weg wieder auf die Route durch den Kalten Winkel. Noch rund 300 Höhenmeter sind es von hier auf den Gipfel. Der Weg steigt mehrfach steil an. Hier und da braucht man die Hände um voranzukommen, immer wieder kommt es zu leichter Kraxelei, an anderen Stellen handelt es sich um angenehmes Gehgelände. Am Gipfel heißt es für mich erst einmal durchatmen, Pause machen, die Landschaft genießen. Etwa vier statt der sechs veranschlagten Stunden habe ich bis hier her gebraucht. Die Gehzeiten scheinen mir generell recht großzügig bemessen zu sein.
Was auf dem Hochvogel cool ist: Der Berg in Deutschland steht vergleichsweise frei und hat überwiegend niederere Berge in der unmittelbaren Nachbarschaft. Deshalb ist auch der Blick von hier einfach nur der Hammer. Was am Hochvogel eher uncool ist: Hier droht die Gefahr eines massiven Felssturzes, denn der Berg ist in Bewegung. Um dies überwachen und vielleicht vorhersagen zu können, wurden auf dem instabilen Teil des Gipfels zahlreiche Messgeräte installiert. Schilder warnen außerdem davor, gewisse Bereiche zu betreten, der direkte Aufstieg von der österreichischen Seite ist und bleibt deshalb dauerhaft gesperrt.
Für den Abstieg nehme ich den gleichen Weg, wie für den Aufstieg und erreiche das Prinz-Luitpold-Haus kurz nach der Mittagszeit. Nach einer Stärkung ist dann auch der restliche Abstieg kein größeres Problem mehr. Außerdem sind wir nun wieder zu zweit unterwegs, sodass sich der Weg zum Giebelhaus trotz langsam müde werdender Beine gar nicht mal so schlimm hinzieht.
Persönliches Fazit:
Die Tour auf den Hochvogel ist eine wirklich schöne Tour mit angenehm alpinem Charakter. Wer sich für den Weg über die Kreuzspitze entscheidet, sollte wissen, was er macht. Ist dies jedoch gegeben, wartet eine schöne und vielseitige Bergtour in Deutschland. Auch die Länge sollte man nicht unterschätzen, rund 1600 Höhenmeter im Auf- und Abstieg gehen, zumindest mir, mit der Zeit schon ganz gut in die Knochen. Wer der eigenen Kondition nicht traut, ist sicherlich gut beraten einmal auf dem Prinz-Luitpold-Haus zu übernachten.
Aus meiner Sicht: Hochvogel Platz 2. Das aber wirklich, wirklich knapp und auch nur, weil der Watzmann als einer der bekanntesten Berge in Deutschland ein paar Promipunkte bekommt.
Platz 1: Watzmann 2713 m
- Talort: Ramsau bei Berchtesgaden
- Ausgangspunkt: Parkplatz an der Wimbachbrücke
- Anreise: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Fahrzeit von München ca. 3:20 Stunden
- Route: Parkplatz – Watzmanhaus – Hocheck – Mittelspitze – Südspitze – Wimbachgrieshütte – Parkplatz
- Höhenmeter im Aufstieg: ca. 2360 hm
- Höhenmeter im Abstieg: ca. 2360 hm
- Wegstrecke: ca. 23 km
- Offizielle Gehzeit zum 1. Gipfel: Vom Parkplatz 7 Std.; vom Watzmannhaus 4 Std.
- Offizielle Gehzeit vom Watzmannhaus zur Wimbachgrieshütte: 10 Std.
Groß und mächtig: der Watzmann. Der Schicksalsberg, König Watzmann. Rund um diesen Berg in Deutschland, der eigentlich ein ganzer Gebirgsstock ist, ranken sich zahlreiche Geschichten, Sagen, Mythen. Vielfach erzählen Lieder von Glück, Schicksal und Grausamkeit. Und auch in zahlreichen Berichten von Touren auf und über den Watzmann liest man alles, von heroisch bis beängstigend, von relativ leicht und keine große Sache bis hin zu richtig schwer und endlos lang. Zeit also, dass ich mir das einfach einmal selbst anschaue.
Für die Watzmannüberschreitung werde ich mir zwei Tage Zeit nehmen. Denn die Tour über die drei Gipfel des Watzmanns ist definitiv nicht zu unterschätzen. Mit gut 2300 Höhenmetern und über 20 Kilometer Wegstrecke, davon ca. 4 Kilometer Gratkletterei, sollte man schon wissen, was man sich antut. Für mich war daher schnell klar: Einmal auf dem Watzmannhaus übernachten macht die Sache deutliche leichter. Die Watzmannüberschreitung werde ich nicht alleine machen. Sehr zu meiner Freude hat sich im Kreis der befreundeten Kletterer ein Mitstreiter gefunden, mit dem ich diese Tour nicht nur gerne angehe, sondern auf den ich mich auch voll und ganz verlassen kann.
Die erste Etappe
Der Aufstieg zum Watzmannhaus ist vergleichsweise unspektakulär. Ein relativ breiter Weg führt von Anfang an vergleichsweise Steil erst durch bewaldetes Gebiet und dann durch immer offener werdende Landschaft. Nach der Mittelkaseralm wird der Weg schließlich deutlich schmaler und ein wenig verblockter. Obwohl nie anspruchsvoll, ist er doch anhaltend steil. Und mir zieht es bereits auf halber Strecke gehörig den Stecker. In der Nacht zuvor habe ich wenig geschlafen und bin dann nahezu Nonstop vom Schwarzwald mit dem Auto in die Berchtesgadener Alpen gefahren. Der Körper fordert Pausen und ich gebe widerwillig nach. Dennoch: Der Hüttenanstieg hat eine offizielle Gehzeit von vier Stunden, wir sind trotz Pausen in rund drei Stunden auf der Hütte. Das lässt für die eigentliche Überschreitung hoffen.
Das Watzmannhaus ist für mich eine wirklich erfreuliche Überraschung. Die Hütte ist gut in Schuss und wurde vor nicht allzu langer Zeit grundlegend renoviert. Wir haben zwei Schlafplätze im Lager gebucht. Insgesamt ist in unserem Zimmer für lediglich acht Personen Platz, das macht die Nacht trotz „Massenlager“ halbwegs angenehm. Der Abend auf der Hütte gestaltet sich recht amüsant und kurzweilig. Essen und Getränke gibt es à la carte zu durchaus fairen Preisen. Wir sitzen mit drei Franken und zwei Hessen am Tisch, es wird viel geredet und gelacht.
Aufstieg über’s Hocheck
Am nächsten Morgen heißt es früh aus den Federn. Kurz vor sechs klingelt der Wecker ungnädig. Warum mache ich das hier eigentlich? Aber egal, anziehen, frühstücken, los. Vor dem Watzmannhaus steht ein Wegweiser. Drei Stunden soll man von hier bis zum Hocheck, dem ersten von drei Gipfeln brauchen, zehn Stunden bis zur Wimbachgrieshütte. Es könnte also ein langer Tag werden. Der Aufstieg zum Hocheck zieht sich ein wenig. Der Weg steigt schnell in Kehren an, ist durchweg geröllig und ein wenig verblockt. Nicht selten geht man auch auf Fels und muss immer wieder Steigen. Eine kurze Stelle ist bereits hier mit einem Drahtseil gesichert, wer die Überschreitung angehen möchte, sollte aber keinerlei Probleme damit haben.
Dennoch: Mein Körper will heute einfach nicht laufen, es ist zu früh am Tag. Hinzukommt, dass schon den ganzen Morgen ein starker Wind weht und wir nach wenigen Höhenmetern in den ersten kleinen Regenschauer geraten. Wir beschließen weiterzugehen, das Wetter soll laut Prognose besser werden, der Blick ins Panorama zeigt, das könnte stimmen. Und so ist es dann auch und wir erreichen, trotz meines Trödeltempos, das Hocheck in deutlich weniger als drei Stunden.
Wir sind hier nicht alleine, zahlreiche Wanderer und Bergsteiger sind am Hocheck bereits eingetroffen. Für manche ist hier bereits das Tourenziel erreicht, wir und viele andere bereiten uns aber auf die nun anstehende Gratüberschreitung vor. Heißt: Gurt und Klettersteigset anlegen, Helm anziehen. Und schon geht es los. Rund vier Kilometer sollen es von hier auf die Südspitze sein, immer auf dem bzw. am Grat entlang. Manche Stellen sind dabei mit Drahtseil gesichert, sodass man sich hier auch mit dem Klettersteigset einhängen kann.
Den größten Teil der Überschreitung geht man jedoch frei. Das Terrain ist dabei unterschiedlich, Kletterei löst sich immer wieder mit Gehpassagen ab. Die ausgesetzten Stellen sind zahlreich, hier sollte man schon wissen, was man tut. Für mich ist der Wegverlauf relativ angenehm und gut zu bewältigen. An ein, zwei Stellen bin ich aber auch um das Drahtseil wirklich froh. Vor allem dann, wenn der Weg direkt über den Grat führt und es auf beiden Seiten ordentlich runter geht. Auch die Wegfindung ist kein Problem, die gesamte Überschreitung ist wirklich gründlich markiert.
Auf zum Südgipfel
Kaum am Grat angekommen ist außerdem meine Lauffaulheit wie weggeblasen. Und so bin ich schon fast von mir selbst überrascht, als wir nach nochmals einer guten halben Stunde auf der Mittelspitze und somit dem Hauptgipfel des Watzmanns stehen. Wenngleich das Wetter noch immer nicht wirklich gut ist, hat es aber doch wenigstens bis hier her gut gehalten und auch der Himmel sieht nicht so aus, als würde sich hier was Schlimmeres zusammenbrauen. Dennoch zieht es uns weiter, der Weg ist noch beträchtlich, eine Pause gibt es jetzt noch nicht.
Der Weg von der Mittel- zur Südspitze ist deutlich länger, als das Stück vom Hocheck zur Mittelspitze und zieht sich dementsprechend ein wenig. Vom Charakter und der Schwierigkeit her bleibt aber alles beim Alten. Wir kommen gut voran und erreichen den Südgipfel, trotz einer kurzen Vesperpause im Windschatten des Grats, nach knapp 1,5 Stunden. Die eigentliche Überschreitung ist hier geschafft, der Grat des Watzmanns erfolgreich bezwungen. Auch das Wetter ist jetzt ein wenig besser und wir genießen die grandiose Aussicht von diesem beliebten Berg in Deutschland.
Wer allerdings glaubt, dass die Tour hier eigentlich schon zu Ende ist und man nur mal noch so ein bisschen schnell ins Tal absteigen muss, der irrt gewaltig. Bis hier her war die Tour Spaß, die Quälerei beginnt genau jetzt.
Ein langer Abstieg
Um ehrlich zu sein, habe ich den Abstieg im Vorfeld gewaltig unterschätzt. Bis runter ins Wimbachgries sind es vom Südgipfel fast 1300 hm. Aber nicht nur die Länge versaut einen schnellen und gemütlichen Abstieg. Der Weg ist auch nicht gerade leicht. Immer wieder kommen versicherte und unversicherte Kletterpassagen. Man bekommt es mit Geröllfeldern zu tun und muss zu guter Letzt noch eine leicht schmierige Rinne mit Kiefernbewuchs absteigen. Der Abstieg geht wirklich erst im Talboden des Wimbachgries dauerhaft in angenehmes Gehgelände über. Bis dahin hat man wirklich ordentlich zu tun. Nach knapp zwei Stunden ist aber auch das geschafft und wir stehen im Wimbachgries.
Gut sechs Stunden sind wir insgesamt schon unterwegs und zum Glück ist es von hier auch nicht mehr weit bis zur Wimbachgrieshütte. Hier gönnen wir uns endlich eine ausgiebige Pause, Essen und Trinken eine Kleinigkeit. Gefühlt ist die Tour geschafft. Der Weg zurück zum Auto sehe ich eher als Formsache. Und so ist das dann auch. Nach unserer Stärkung wandern wir das Tal hinaus und erreichen unser Auto rund 9 Stunden nachdem wir vom Watzmannhaus aufgebrochen sind. Alles in allem eine gute Tour auf einen Berg in Deutschland.
Persönliches Fazit:
Die Watzmannüberschreitung ist eine lohnende und gleichermaßen anspruchsvolle Tour. Wer die notwendige Kondition und Erfahrung mitbringt, wird hier auf keine größeren Probleme stoßen. Ob dies gegeben ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir haben auch Leute gesehen, die bereits am Hocheck umgedreht sind, obwohl sie eigentlich die Überschreitung machen wollten. Hier muss man einfach ehrlich zu sich selbst sein und sollte sich keinesfalls überschätzen. Die Länge und somit auch der sich ziehende Weg zum Hocheck sowie der nicht enden wollende Abstieg bringen der Tour aus meiner Sicht ein paar Minuspunkte ein. Ein zweites Mal werde ich die Watzmannüberschreitung daher wahrscheinlich nicht machen. Dennoch bin ich aber froh, die Tour angegangen zu haben, alleine schon der Kletterei und der Aussicht wegen.
Aus meiner Sicht: Watzmann Platz 1