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Climber in the mountains

Laufschuhberatung oder Reizwortgeschichte?

Inhaltsverzeichnis

Markus privates Schuhlager
Markus’ privates Schuhlager

Tagtraum, Logistik und Laufschuhe lauten die Eckpunkte des folgenden Beitrags. Eine Konstellation, die etwas an die Reizwortgeschichten aus früheren Grundschultagen erinnert.

Das ganze endet dann auch noch mit einer Laufschuhempfehlung aus dem Sortiment der Bergfreunde plus einer Lobeshymne des Verfassers auf die E:MOTION – Schuhe von Pearl Izumi. Harte Kost für den Leser! Ich hoffe, Ihr könnt mir folgen 😉

Der Wareneingang packt aus

Bergsportbegeisterte Menschen kennen folgende Situation: Ein einzelner Ausrüstungsgegenstand kann Tagträumereien in Gang setzen, die zumindest mehrere Minuten – meistens aber wesentlich länger – andauern. Der Rucksack, den man in Händen hält, wird schon mal gedanklich probegepackt. Das ultraleichte Zelt stellt man auf einer traumhaften Bergwiese auf. Der neue Kletterführer von Panico reicht aus, um den Urlaub der nächsten zwei Jahre restlos zu verplanen. Gedankenverloren starrt man währenddessen ins Leere und befindet sich in einer Parallelwelt. Wären die Mitarbeiter der Bergfreunde – Logistik nicht überdurchschnittlich diszipliniert und würden stattdessen solchen Verlockungen nachgeben, hätte dies vermutlich interessante Auswirkungen auf die Lieferzeiten…

Trotzdem laufen die Produkte, bevor sie beim Kunden landen, durch zahlreiche Hände der Logistikmitarbeiter und werden nebenbei begutachtet. Privilegiert sind in dieser Hinsicht die Mitarbeiter des Wareneingangs. Stets bestens mit neuen Bergsportartikeln versorgt, ist es unsere Aufgabe, die eingehenden Lieferungen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei wird die angelieferte Ware in erster Linie auf Vollständigkeit und Unversehrtheit überprüft.

Die Berufsgruppe der Logistiker ist also geradezu prädestiniert, interessante Produkte aus dem riesigen Berg an Neuware auszufiltern und subjektiv eingefärbte Beurteilungen hierfür abzugeben. Nicht selten wird darüber hinaus ein Großteil unseres Lohns für den Kauf der ausgewählten Artikel eingesetzt, damit sie ausführlicher getestet werden können.

Im Test Pearl Izumi EM Trail M2
Markus testet Laufschuhe nicht nur in seinen Tagträumen

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Diesen dämlichen Button, den man aus sozialen Netzwerken kennt, würde ich im Arbeitsalltag des Öfteren drücken. Schuld daran sind meine Hobbys, die ziemlich genau mit der Ware kompatibel sind, welche in unseren Regalen lagert. Gemein ist es dann beispielsweise, wenn man als begeisterter Läufer mit großem Schuhverschleiß im Frühjahr die neuesten Laufschuhmodelle auf die Laderampe gesetzt bekommt und diese so schnell wie möglich verarbeiten soll.

Unser Sortiment ist in diesem Bereich inzwischen sehr ausgewogen und bietet neben den spezielleren Trailrunningschuhen von Inov8, La Sportiva und Salomon auch eher konventionelle Laufschuhe von Herstellern wie Brooks und Saucony. Treue Trainingsbegleiter wie der Ravenna 6 von Brooks oder der Guide 8 von Saucony reihen sich neben extremeren Wettkampfschuhen à la S-Lab Sense 4 (Salomon) oder dem Kinvara 6 (Saucony). Mich persönlich hat es gefreut, dass seit diesem Jahr nun auch Schuhe von Pearl Izumi erhältlich sind. Woher diese Begeisterung kommt, möchte ich im Folgenden erklären.

Obwohl ich viel abseits befestigter Wege unterwegs bin, bevorzuge ich Schuhe, die eine klassische Sohlenkonstruktion aufweisen: Die Sprengung, quasi das „Gefälle“ von der Ferse bis zu den Zehen, sollte nicht zu extrem sein und irgendwo zwischen 6 und 10 mm liegen. Über eine moderate Stütze im Mittelfußbereich und eine ebenso moderate Dämpfung in der hinteren Hälfte des Schuhs, freue ich mich vor allem bei längeren und langsamen Trainingsläufen, bei denen auch mal über den ganzen Fuß abgerollt wird und die Muskulatur ermüdet ist.

Beim Profil der Laufsohle achte ich darauf, dass es nicht zu grobstollig ist. Im Schlamm oder zäh-rutschigem Dreck kann dies zwar Vorteile bieten, läuft sich aber auf Asphalt ziemlich schnell ab. Zugunsten der Langlebigkeit gehe ich hier Kompromisse ein – in der Hoffnung, dass ein konzentrierter Laufstil vielleicht kompensierend wirken kann.

Bei der Schnürung setze ich nach wie vor auf gewöhnliche Schnürsenkel, Schnellschnürsysteme sind mir etwas suspekt. Triathleten oder eingefleischte Trailrunner werden mir jetzt sicher widersprechen, aber ich empfinde die breitere Auflagefläche der altbewährten Schuhbänder als angenehmer, außerdem kann die Straffheit partiell besser eingestellt werden. Damit die Schlaufen der Schnürsenkel beim Laufen im Gelände nicht zu Stolperfallen werden, sollte man sie allerdings in der Schnürung oder speziell dafür vorgesehene Konstruktionen im Bereich der Zunge verstauen. Scott hat hier eine einfache Lösung gefunden: Unter einem kleinen „Spanngummi“ werden die Schlaufen fest geklemmt.

Pearl Izumi EM Trail M2
Pearl Izumi EM Trail M2

Was läufst du für ‘nen Schuh?

Auf diese Frage kann man normalerweise coole Antworten geben, wie z.B.: „Hey, das ist der neue Xodus 5.0 von Saucony. Voll die Waffe!“ Bei mir dagegen hört sich das wie ein zusammenhangloses Gestammel an: „Das ist mein Lieblingsschuh – äh, der EM Trail M2.“ Na toll! Schuld daran sind die Produktdesigner von Pearl Izumi, die anscheinend auf Abkürzungen stehen und so etwas wie ein Baukastensystem für ihre Laufschuhmodelle entworfen haben. Trotzdem stehe ich zu diesem Schuh, weil er sich auf vielen Trainingskilometern bewährt und mich im letzten Jahr beim Transalpine-Run von Ruhpolding nach Sexten treu begleitet hat. Bevor ich jetzt aber zu sehr ins Schwärmen gerate und der Eindruck entsteht, dass ich von dieser Firma gekauft wurde, halte ich mich lieber mal an die Fakten.

Ich baue mir den passenden Schuh!

Im Angebot sind Neutralschuhe, die mit einem „N“ bezeichnet werden. Diese sind für Läufer konstruiert, die keine oder nur eine geringe Fehlstellung im Bereich der Füße haben. Ergänzt werden sie durch moderat gestützte Schuhe, die man an einem „M“ für mid-foot stability erkennt. Wer es noch eine Nummer stabiler haben will kann einen „H“- Schuh wählen. Wohlgemerkt handelt es sich jeweils um eine Pronationsstütze, die ein abknicken nach innen verhindern soll.

Die Dämpfung kann in einem Bereich von 0 bis 3 gewählt werden. Diese Einstufung ist ebenfalls Bestandteil des Modellnamens und reicht von sehr wenig gedämpft und überaus flexibel (0) bis stark gedämpft, dafür etwas weniger agil (3).

Außerdem variiert die Sprengung des Schuhs mit dieser Ziffer. Die weniger gedämpften Modelle  (0 und 1) haben eine sehr geringe Sprengung (kleiner als 5 mm) und vermitteln ein direktes Laufgefühl. Die anderen Modelle (2 und 3) bewegen sich im Bereich von 4 mm bis 8 mm.

Pearl Izumi EM Trail M2 Unauffällige Sohlenkonstruktion
Unauffällige Sohlenkonstruktion

Pearl Izumi spricht hier von einer adaptiven Sprengung. Das hört sich kompliziert technisch an, wurde aber vom normalen Abrollverhalten beim Barfußlaufen abgeschaut: Meist wird zuerst der Mittelfuß relativ flach auf den Boden aufgesetzt. Da der Fuß keine starre Einheit bildet, verändert sich ab diesem Zeitpunkt die „natürliche Sprengung“. D.h. der Vorfuß winkelt sich ab, die Sprengung wird größer. Um den Fuß in seiner natürlichen Bewegung zu unterstützen, wurde deshalb bei allen Schuhmodellen im mittleren Bereich der Sohle eine geringe und im vorderen Bereich eine größere Sprengung gewählt.

Obwohl sich durch Variation und Kombination dieser drei Elemente – Stütze, Dämpfung, Sprengung – schon sehr viele verschiedene Laufschuhtypen gestalten lassen, bietet Pearl Izumi auch noch Trail-Versionen der einzelnen Modelle an. Diese Unterscheiden sich hauptsächlich durch eine gröber strukturierte Laufsohle und einer im vorderen Bereich der Sohle verbauten „rock plate“ von ihren „Road“ – Kollegen. Der EM Trail M2 ist also ein Trailrunningschuh mit Stütze im Mittelfußbereich und einer Dämpfung auf dem Level 2.

Für meine Einsatzzwecke ist der oben genannte Schuh ideal. In heimischen Gefilden laufe ich viel auf Schotter– und Waldwegen, die zwischendurch Asphaltpassagen aufweisen. Hier punktet der Schuh dadurch, dass er von einem klassischen Straßenlaufschuh abgeleitet worden ist. Er rollt gut ab und wirkt für einen stabileren Trailrunningschuh sehr agil. Besonders die leicht gestützten Modelle vermitteln aber auch in alpinem Gelände ausreichend Stabilität und Grip. Wünschenswert wäre allerdings ein etwas robusteres Material am Schaft oder zumindest am Übergang von der Sohle zum Schaft. Dieses leidet, wenn man öfters in tieferem Schotter oder felsigem Gelände unterwegs ist. Ein paar Gramm mehr würden sich vermutlich nicht negativ aufs Laufverhalten auswirken…

Pearl Izumi EM Trail M2 Laufsohle: haltbar und griffig
Laufsohle: haltbar und griffig

Abschließend noch ein paar Worte zur Größenwahl: Die Zehenbox ist bei Pearl Izumi eher niedrig gehalten. Deshalb entsteht im ersten Moment der Eindruck, der Schuh sei zu klein. Bei mir passt aber trotzdem die gewohnte Größe, die ich auch bei anderen Herstellern wie Brooks,  Asics oder Saucony trage. Schwankt man zwischen zwei Halbgrößen, kann man aber im Zweifelsfall den größeren Schuh nehmen.

Arbeitsteilung

So, jetzt halte ich endlich wieder die Klappe und konzentriere mich auf das, was als nächstes ansteht: Die Winterware rollt langsam ins Haus und sollte rechtzeitig bevor die Temperaturen sinken in den Regalen liegen. Jetzt heißt es wieder: Tagträume einschränken und zuverlässig arbeiten 😉

Wer Auskunft zu diesen oder anderen Laufschuhen benötigt, wende sich deshalb bitte an unseren Kundenservice! Ich bin solange im Lager unterwegs und finde bestimmt zwischendurch auch mal die Zeit, um nach interessanten Neuigkeiten Ausschau zu halten.

Wenn Du noch Fragen hast, hilft Dir unser Kundenservice gerne weiter. Johannes ist hier unser Fachmann in Sachen Laufschuhe. Du erreichst ihn unter der Woche täglich von 9.00 bis 18.00 Uhr telefonisch unter +49 (0)7121/70 12 0 oder per E-Mail.

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Bergfreund Gastautor

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