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Die Wahl der Zeltfarbe – mehr als eine Geschmacksfrage

Inhaltsverzeichnis

„Nein, wir nehmen auf unsere Tour nicht den aufgeblasenen Goldfisch mit, den sieht man ja auf hundert Kilometer!“ So oder so ähnlich enden bei uns zu Hause oft Diskussionen zur Auswahl des geeigneten Zelts bzw. der optimalen Zeltfarbe. Grün, rot, weiß, blau, gelb, schwarz und alle anderen Farben auch, bei Zelten gibt es fast nichts, das es nicht gibt. Unterschiedliche Farben haben dabei nicht selten auch unterschiedliche Eigenschaften und Funktionen, die mal mehr oder weniger wichtig sein können.

Warum die Zeltfarbe aber so wichtig ist, um lange Diskussionen darüber zu führen, was außer „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ noch dahinter steckt und warum wir den fetten Goldfisch (ein knallorangenes Zwei-Mann-Zelt) trotzdem lieb haben, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Atmosphäre durch die Zeltfarbe

Wer kennt das nicht, ein Zimmer kann noch so gemütlich eingerichtet sein, hängt man aber eine kaltweiße Neonröhre an die Decke ist das ganze Ambiente futsch. Ähnlich verhält es sich mit einem Zelt. Zeltplanen sind in der Regel nicht lichtdicht und lassen daher Restlicht durch. Wie stark die Lichtintensität jedoch ist, hängt mitunter von der Farbe des Zelts ab. Auch die Lichtfarbe im Inneren des Zelts steht in Abhängigkeit zur Farbe der Außenhaut. Daher macht es durchaus Sinn einmal darüber nachzudenken, welche Ansprüche man an das natürliche Licht innerhalb eines Zelts hat.

Schlafen im Zelt

Ist trübes Wetter angesagt, kann eine helle Zeltfarbe die Stimmung heben.
Trübe Wetterlage? Um den Lagerkoller bestmöglich hinauszuzögern, empfiehlt es sich, ein Zelt mit einer hellen Farbe zu wählen.

Es gibt Menschen, die können nur dann schlafen, wenn es absolut dunkel ist. Heller Mondschein, Straßenlaternen oder auch nur die frühmorgendliche Dämmerung stellen somit ein definiertes Feindbild dar. Diesem Problem kann man mit der gezielten Wahl der Zeltfarbe recht einfach entgegenwirken. Wenn ihr euch also auch schon bei Aussprüchen wie: „Schatz ich kann nicht schlafen, der große Wagen leuchtet heute wieder so hell!“, ertappt habt, solltet ihr darauf achten ein Zelt zu wählen, das möglichst wenig Licht nach innen durchlässt. Dunkle Farben wie schwarz, dunkelgrün, blau und grau sind hierzu bestens geeignet.

Ist es im Zelt schön dunkel kann man vielleicht besser und länger schlafen. Jedoch kann dieser Segen auch schnell zum Fluch werden, wenn man sich tagsüber im Zelt aufhalten möchte bzw. muss. Da ist es dann nämlich auch vergleichsweise finster.

Regnerische Tage im Zelt

Regentage können so zu einer echten Zerreißprobe werden, denn gerade an trüben Tagen sieht die Welt in dunklen Zelten noch trüber aus, als sie es eigentlich ist. In farbenfroheren und vor allem helleren Zelten gestaltet sich das schon ganz anders. Selbst wenn draußen beinahe die Welt untergeht, ist es meist noch ausreichend hell um Karten zu spielen oder ein Buch zu lesen. Auch wirken sich ein strahlendes Gelb, Hellgrün oder Orange positiv aufs Gemüt aus und helfen dabei, den Lagerkoller ein wenig hinauszuzögern.

Lichtabsorption

Jeder, der schon einmal im Hochsommer in einem schwarzen Auto gesessen hat, kann mitreden. Alles was dunkel ist heizt sich im Sonnenlicht stark auf. Davon sind selbstverständlich auch Zelte nicht ausgenommen. Vor etwa zehn Jahren verbrachte ich meinen Sommerurlaub in Griechenland; mit dabei war auch mein dunkelgrünes Zelt, damals das Einzige, das ich besaß. Dieses Zelt hatte die Eigenschaft, sich in der Sonne dermaßen aufzuheizen, dass ich oft bereits in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf gerissen wurde.

Für Schneeregionen eignet sich ein Zelt mit einer grellen Farbe.
Wäre das Zelt jetzt weiß, hätte man ganz offensichtlich ein Problem.

Selbst an Tagen, die eigentlich zum Entspannen und Erholen vorgesehen waren, wurde ich einige Male zum unfreiwilligen Frühaufsteher.

Aufheizen des Zeltes

Klar kann man auch versuchen, sein Zelt in den Schatten zu stellen, allerdings ist das je nach Zeltplatz schwierig bis unmöglich. Auch kann der Verlauf der Sonne dazu führen, dass man nur zu einer bestimmten Tageszeit Schatten hat. In Solchen Fällen ist es also definitiv von Vorteil, wenn das Zelt eine Farbe aufweist, die das Licht schlechter absorbieren und sich somit auch weniger stark aufheizen kann. Hierzu sind helle Farben wie Weiß, Gelb oder Hellgrau bestens geeignet.

Zelten in kalten Regionen

Wer jedoch gerne im Winter oder in kalten Regionen zeltet, wird sich vielleicht über ein sich stärker aufheizendes Zelt freuen und sollte somit eher ein Zelt mit dunkler Plane wählen. Wenn man es dann noch schafft, das Zelt so zu platzieren, dass es schon in dem Morgenstunden Sonne abbekommt, steigt die Temperatur bis zum Aufstehen nicht selten auf ein halbwegs angenehmes Maß. Das Verlassen des warmen Schlafsacks sollte daraufhin nicht mehr all zu schwer fallen.

Sichtbarkeit

Betrachtet man einen Zeltplatz von oben, sieht der komplett chaotisch und kunterbunt aus. Klar, Zelte gibt es ja auch in allen erdenklichen Farben. Das ist zum einen sehr praktisch um dem persönlichen Geschmack gerecht zu werden, andererseits kann es aber auch helfen, das eigene Zelt schneller zu finden. Stellen wir uns doch einfach einmal einen Zeltplatz in der Ferienzeit vor. Dort reihen sich die Zelte nicht selten dicht an dicht. Hätten jetzt alle Zelte die exakt gleiche Farbe, würde das Unterscheiden bzw. Auffinden des eigenen Zelts deutlich schwieriger werden. Auch der Satz: „Kannst du mir bitte meinen Pullover mitbringen, der liegt in dem roten Zelt da drüben.“, würde deutlich an Bedeutung verlieren.

Ein Vorzeigebeispiel für die Homogenität eines Zeltes in der Natur.
Na, wer entdeckt das Zelt in der Landschaft? 😉

Doch während unterschiedliche Zeltfarben auf dem Zeltplatz zunächst nur der Unterscheidung dienen, spielen sie in der freien Natur eine wesentlich bedeutendere Rolle. Hier stellt sich gleich zu Anfang eine bedeutende Glaubensfrage: „Will ich gesehen werden oder nicht?“. Diese Entscheidung zu treffen ist nicht nur wichtig, sondern auch gar nicht so einfach, wie es zunächst erscheint. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle mal zwei Denkansätze aufführen:

Minimal Impact und Homogenität mit der Landschaft

Es klingt wie eine Binsenweisheit, ist aber genau die Kernaussage dieses Arguments. „Was man nicht sieht, ist auch nicht da.“ Ein Zelt, das sich also mehr oder weniger perfekt in die Landschaft einpasst wird zunächst einmal nicht gesehen. Dies kann beispielsweise beim Wildcampen (ich weiß, keiner von uns würde das jemals verbotenerweise tun…) von Vorteil sein. Andere Personen sehen zumindest auf den ersten Blick nicht, dass da irgendwo ein Zelt in der Landschaft steht und fühlen sich somit auch nicht belästigt. Außerdem „verfilmen“ sich grüne, braune oder beige Zelte ganz gut mit der Umgebung und stören somit auch keine Fotomotive oder Panoramasichten.

Gut gefunden werden und „instagrammability“

In Notfallsituationen wird man mit einem grellen Zelt schneller gefunden.
Ruft man einen Notfall aus, wird man mit einem grellen Zelt schneller gefunden.

Klar doch, wer beispielsweise sein Camp inmitten atemberaubender Natur fotografisch festhalten möchte, freut sich darüber, dass das Zelt besonders heraussticht. Sieht ja irgendwie auch cool aus… Eine gute Sichtbarkeit des Zelts kann aber noch wesentlich wichtigere Vorteile haben: Man kann es auch noch aus der Ferne sehen. Dies ist gerade bei Notfällen wichtig. Wer also beispielsweise auf fremde Hilfe angewiesen ist und einen Notruf absetzen muss wird voraussichtlich schneller gefunden werden, wenn er in einem krachbunten Zelt ausharrt. Aber auch in weniger dramatischen Situationen kann sich eine Signalfarbe beim Zelt bezahlt machen. Durch ein strahlendes Gelb, Orange oder Rot bleiben Zelte auch noch in dichtem Nebel halbwegs gut sichtbar und können so beispielsweise auf der Rückkehr von einer Tagestour schneller gefunden werden.

Insekten

Zum Thema, wie sich die Zeltfarbe auf Insekte auswirkt, gehen die Meinungen teilweise weit auseinander. Die einen raten von gelben Zelten ab, weil diese mehrheitlich Käfer anziehen sollen. Die anderen sehen das Problem eher bei der Farbe Orange. Und wieder andere behaupten, dass die Zeltfarbe kaum etwas mit der Anlockung von Insekten zu tun hat.

Auch kann es stark von der jeweiligen Gegend und den jeweiligen Insekten abhängen, welche Farbe eventuell bevorzugt wird. Somit ist es wahrscheinlich sinnvoller darauf zu achten, dass das Zelt über ausreichend engmaschige Insektennetze verfügt, sodass es hier für Krabbeltiere aller Art (egal wovon sie angezogen werden) kein Durchkommen gibt.

Welche ist nun die richtige Zeltfarbe?

Das ist so einfach nicht zu sagen. Wer sein Zelt überwiegend auf Zeltplätzen aufstellt und das auch noch in Regionen mit einem angenehmen Klima und ggf. unter einem Baum, der kann die Zeltfarbe einfach nach Lust und Laune wählen. Wer aber in der freien Wildbahn campen möchte, für den werden die oben genannten Punkte schon wesentlich wichtiger. Hierzu noch zwei Fallbeispiele:

Gletscher oder hochalpines Gebiet

Die Zeltfarbe sollte je nach Gebiet gewählt werden.
Bewaldetes oder Hochalpines Gebiet? Am besten wählt ihr die Zeltfarbe entsprechend dem Gebiet aus, zu dem es euch zieht.

Zelte ich auf einem Gletscher oder in hochalpinem Gebiet, ist es mir wichtig, dass ich im Fall eines Wetterumbruchs schnell wieder zu meinem Zelt zurückfinde. Gerade bei Nebel ist hier mit einem grauen oder weißen Zelt schnell der Ofen aus. Somit tendiere ich hier dazu das bereits erwähnte knallorangene Zelt mitzunehmen. Ein schnelles Auffinden des Zelts ist mir dabei wesentlich wichtiger, als dass es sich besonders gut in die Landschaft einpasst. Außerdem müsste ein Zelt, das auf Gletschern etc. optisch mit der Landschaft verschmilzt weiß oder hellgrau sein und das besitze ich ohnehin nicht. (Wird mir zu schnell schmutzig.)

Zelten im Wald

Bin ich irgendwo im bewaldeten Gebiet unterwegs und komme vielleicht auch mal in die Verlegenheit, halblegal mein Lager aufzuschlagen oder will schlichtweg nicht gesehen werden, damit keiner dumme Fragen stellt, nehme ich hier in der Regel ein grünes Zelt mit. Für mich hat sich dabei hellgrün als perfekt herausgestellt. Diese Farbe passt sich meist gut in die Landschaft ein, bietet aber auch im Inneren des Zelts ein großartiges Licht. Ein Tipp noch für alle, die eher auf Tarnung setzen: Oft werden die Abspannleinen mit reflektierenden Fäden versehen. Wer also auch nachts nicht auffallen möchte, sollte diese tauschen.

Nun zu euch: Worauf kommt es euch bei der Zeltfarbe an? Nach welchen Kriterien wählt ihr aus? Schreibt uns doch mal einen Kommentar!

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Bergfreundin Lisa

Kurztext: Ich bin nicht zum Bergsport gekommen, der Bergsport ist zu mir gekommen. Ende der 80er haben mir meine Eltern gezeigt wie man Ski fährt und Ende der 90er habe ich das Klettern im Verein gelernt. Seit meiner Jugend gehören außerdem Ski- und Hochtouren zu meinen festen Bergsportdisziplinen.

17 Kommentare zum Artikel

  1. Rail 8. April 2019 18:55 Uhr

    Sehr schöner Bericht. Ich bevorzuge in den Sommermonaten ein Weises Zelt, mit schwarzem Innenzelt, die äußere weise Schicht sorgt eher dafür dass die Sonneneinstrahlung nicht unnötig aufheizt und der schwarze Innenteil sorgt dafür dass etwaiges Licht stark gedämmt wird, bzw. Nicht vorhanden ist,, Im Winter setze ich auch eine Signalfarbe, ich habe mich hier für rot entschieden, da es sich in den meist weisssen Landschaften gut abhebt. Grus

  2. Alfred 6. April 2019 18:14 Uhr

    Hallo zusammen, der Kommentar von simone sagte am 11. Februar 2019 um 13:40 Uhr ist natürlich für das geduldete Freiübernachten nicht gerade förderlich. Ich persönlich will gesehen werden. Ich will nicht, dass mich ein Jäger nachts als Kugelfang nimmt, ich möchte im Gebirge gesehen werden und auch überall sonst. Aus dem Grund habe ich nur Rote oder Orange Zelte und gleiches gilt für Regenjacken. Ich möchte im gegensatz zur Simone sagen, dass ich hier bin. Das von Igor erfragte Zelt ist übrigens ein Exped Polaris http://www.exped.com/australia/en/product-category/tents/polaris

  3. Igor 12. März 2019 11:15 Uhr

    Hallo Bergfreunde, vielen Dank für eure interessanter Beitrag. Wer kann mir sagen, was das für ein Zelt im Schnee in Gelb, Orange oder Rot Farben ist? Beste Grüße, Igor

  4. simone 11. Februar 2019 11:40 Uhr

    eine bedeutende Glaubensfrage: „Will ich gesehen werden oder nicht?“ kann ich für meinen Teil ganz klar mit Nein beantworten, denn fast überall wo ich unterwegs bin ist Zelten "eigentlich" nicht erlaubt und ich habe z.T. schon an ziemlich unmöglichen Stellen campieren müssen und mein persönliches Komfortgefühl beim Schlafen bevorzugt es, daß meine Behausung nicht auf Kilometer schreit: "hier bin ich"! Daher käme für mich keine andere Farbe als Grün zumindest für das Aussenzelt in Frage. Ahoi

  5. Hunk!!! 22. Januar 2019 08:16 Uhr

    Mein türkisgrünes Vaude hat den den enormen Vorteil, dass man innen schon bei leichtem Mondlicht und auch in später Dämmerung noch ohne Lampe sehr gut lesen kann!

  6. Ellen 21. November 2018 11:13 Uhr

    Die Zeltfarbe wird für Lichtempfindliche unwichtig, wenn sie sich zum Schlafen einen schwarzen Seidenschal über die Augen legen. Der schal verrutscht nicht wie eine Gesichtsmaske, und die Seide (möglichst Crépe de Chine) schmiegt sich vierfach gefaltet sehr gut an . Guten Schlaf, Ellen

  7. Philine 11. November 2018 13:32 Uhr

    Legt mal einen schwarzen Rucksack und einen hellen nebeneinander und schaut mal, wieviel midges, (Beissfliegen), Mücken, etc. wohin fliegen. Ich möchte um nix in der Welt ein dunkles Zelt haben, ich ziehe schon selbst genug beissende Insekten an.

  8. Ingo 6. November 2018 21:33 Uhr

    Ich will die Farben gelb, beige, hellgrün weiß oder überhaut jede sehr helle Farbe nicht haben, mir kommt da zuviel Licht durch. Schlaf mal auf dem Campingplatz unter einer Laterne, wenn alle anderen dunkleren Bereiche bereits belegt sind. Mir fällt`s schwer. Deshalb bevorzuge ich dunkelgrün, nicht zuletzt wegen der guten Tarnung am oder im Wald. LG aus HL

  9. Pascal 29. September 2018 04:14 Uhr

    Zunaechst mal, vielen Dank. Meines Erachtens ein sehr gelungener Beitrag. Ich persoenlich hatte mir schon des Oefteren ueberlegt, mein rotes auffallendes Zelt mit Hilfe von Farbsprays dunkelgruen zu faerben. Jetzt ist das Zelt allerdings nicht mehr in meinem Besitz und ich habe ein tannengruenes Zelt, trotzdem stellt sich mir weiterhin die Frage, in wie weit es empfehlenswert ist sein Zelt "selbst zu streichen". LG Pascal

  10. Karl Berg 24. September 2018 07:55 Uhr

    Es hält sich wohl immer noch hartnäckig das Gerücht dass sich dunkelfarbige Autos besonders schnell aufheizen.... Die Fenster sind hier der entscheidende Faktor.

  11. Rosa Zelt 18. September 2018 16:52 Uhr

    das mit den Farben der Zelte, das ist doch nicht euer Ernst, oder?

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